Heute eröffnet die Bundesregierung in Berlin die internationale Konferenz „Elektromobilität bewegt weltweit“. Dabei spielen Fahrräder mit Elektromotor-Unterstützung jedoch praktisch keine Rolle, kritisiert der ADFC in einer aktuellen Pressemitteilung. Dabei fahren bereits rund 1,3 Millionen E-Bikes auf deutschen Straßen.
„Die Bundesregierung versteht unter Elektromobilität weiterhin nur elektrisch betriebene Autos. Sie macht damit deutlich, dass sie zur Lösung der drängenden Verkehrsprobleme in den Städten keinen ernsthaften Beitrag leisten will, so Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
Kurze Wege gleich E-Bike
Notwendig sei die Verlagerung gerade kurzer Wege und des innerstädtischen Verkehrs auf den Umweltverbund, also Fahrrad, Zu-Fuß-Gehen und öffentlichen Verkehr. „Fast die Hälfte aller Autofahrten ist unter fünf Kilometer lang. Diese Fahrten gehören nicht in Elektroautos, sondern auf das Fahrrad. Mit elektrischer Unterstützung lassen sich sogar noch deutlich längere Strecken mühelos auf dem Fahrradsattel zurücklegen.“
Der ADFC geht davon aus, dass die Umstellung von Autos mit Verbrennungsmotoren auf Elektroautos Probleme wie Parkplatzmangel und Lärmbelästigung in Städten nicht lösen wird. Mit dem Pedelec gäbe es im Bereich der Elektromobilität eine viel bessere Lösung für den städtischen Raum. Dank des eingebauten, lautlosen Elektromotors erweiterten Pedelecs den Aktionsradius des Fahrrads enorm und erschlössen neue Zielgruppen. „Pedelecs sind ideal für die urbane Mobilität. Das hat die Bundesregierung in ihrer kurzsichtigen Fixierung auf Elektroautos vollständig verschlafen – und das macht sie auch mit der heutigen Konferenz wieder sehr deutlich“, so Stork.
Viele Faktoren sprechen für das E-Bike: So hat eine aktuelle Studie ergeben, dass ein Fünftel der Elektrofahrradbesitzer auf ihr Auto verzichten kann und sehr viele das Auto bei kürzeren Strecken stehen lassen.
Bundesegierung fördert Elektroautos
Die Bundesregierung fördert die Entwicklung von Elektroautos stark. Laut ADFC wird eine Milliarde Euro bis Ende 2013 investiert worden sein. Der „Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität der Bundesregierung“ aus dem 2009 erwähne das Erfolgsmodell des Elektrofahrrades noch nicht einmal. Das dort formulierte Ziel ist: eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020. „Das Ziel ist schon 2012 erreicht worden – ohne einen Cent aus diesem Programm und ohne wahrnehmbare Unterstützung der Bundesregierung. Über 1,3 Millionen Pedelecs und E-Bikes sind heute auf deutschen Straßen unterwegs“, so Stork.
Fahrradhersteller auf sich selbst gestellt
Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV), der die deutsche Fahrradindustrie vertritt, sind in Deutschland im vergangenen Jahr über 260.000 Pedelecs gebaut worden. Damit ist für den ADFC klar, dass deutsche Industrieunternehmen mit Elektromobilität ohne staatliche Hilfe bereits marktfähig produzieren, Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen können“, so Burkhard Stork.
Die heutige Konferenz „Elektromobilität bewegt weltweit“ findet mit massiver Beteiligung der Automobilindustrie statt. Probefahrten, organisiert vom Verband der Automobilindustrie (VDA), sind möglich – aber nur in Elektroautos.
Ist doch eigentlich klar wo die Prioritäten bei Merkel und Co. sitzen: bei der Autoindustrie oder hat schon mal jemand davon gehört, dass der Vertreter eines Fahrradhersteller Cheflobbyist bei der Bundesregierung wird ?
Grüße uh