Während Bosch mit seiner neuen Performance Line CX Gen 5 auf bewährte und optimierte Technologie setzt, mischt der Drohnen-Spezialist DJI mit dem innovativen Avinox-Antrieb die Branche ordentlich auf. Doch welcher Motor hat im direkten Vergleich die Nase vorn?
Bosch vs. DJI: Der große E-Bike-Motor-Vergleich
Sowohl der Performance Line CX Gen 5 von Bosch als auch der Avinox vom Newcomer DJI versprechen Höchstleistungen für E-Mountainbikes. Wir haben uns die technischen Daten, Leistungsmerkmale und ersten Praxiserfahrungen der beiden Kontrahenten genau angeschaut und stellen sie einander gegenüber.
Leistung und Drehmoment: DJI mit Vorsprung
Der Bosch Performance Line CX Gen 5 bleibt seinen Wurzeln treu: Mit 85 Nm Drehmoment bietet er eine gewohnt kraftvolle Unterstützung, die sich in der Praxis bereits vielfach bewährt hat. Die Unterstützung liegt bei beachtlichen 340 Prozent, was für die meisten Fahrsituationen mehr als ausreichend ist.
Im Vergleich dazu trumpft der DJI Avinox mit noch beeindruckenderen Zahlen auf: 105 Nm Drehmoment stehen im Normalbetrieb zur Verfügung. Im Boost-Modus lässt sich dieser Wert sogar auf 120 Newtonmeter steigern. Das verspricht eine enorme Kraftentfaltung, besonders in anspruchsvollen Geländesituationen.
Auch bei der Spitzenleistung hat DJI die Nase vorn. Während Bosch eine maximale Leistung von 600 Watt angibt, erreicht der Avinox-Motor bis zu 850 Watt. Im kurzzeitigen Boost-Modus sind sogar 1.000 Watt möglich, sagt der Hersteller. Aber: Beide Systeme halten sich an die gesetzlichen Vorgaben für Pedelecs. Im Dauerbetrieb dürfen sie daher nur 250 Watt leisten und die Unterstützung muss bei 25 km/h abregeln.
Der Gewichtsunterschied zwischen den Motoren fällt gering aus. Bosch gibt für den CX Gen 5 2,8 kg an, der Vorgänger wog noch 2,9 kg. Der DJI Avinox bringt laut offiziellen Angaben 2,55 kg auf die Waage und ist damit etwas leichter. Dieser kleine Gewichtsvorteil könnte für manche Fahrer durchaus ein Argument sein.
Innovationen und Besonderheiten: Alte Schule trifft auf Hightech
Bosch setzt bei der neuen Generation auf bewährte Technik und verfeinert diese konsequent. Ein großer Fortschritt ist laut Hersteller die optimierte Geräuschentwicklung. Ein teils auftretendes störendes Klacken früherer Modelle gehört nun der Vergangenheit an, was zu einem deutlich angenehmeren Fahrerlebnis beiträgt. Zudem wurde die Befestigung des Motors vereinfacht. Das ermöglicht Fahrradherstellern mehr Flexibilität beim Rahmendesign.
DJI punktet hingegen mit innovativen Ansätzen und nutzt seine Erfahrung aus der Drohnentechnologie. Der Avinox-Motor ist mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, darunter ein Neigungssensor und ein besonders präziser Hallsensor am Hinterrad. Diese ermöglichen laut DJI eine blitzschnelle Anpassung der Motorunterstützung an die jeweilige Fahrsituation. Besonders beeindruckend sei die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems, die selbst kleinste Radbewegungen erfassen und die Unterstützung entsprechend regulieren kann. In der Praxis muss sich das aber erst noch beweisen.
Akkus und Reichweite: Große Kapazitäten im Angebot
Bosch bietet für die Performance Line CX Gen 5 Akkus mit Kapazitäten von bis zu 800 Wh an. Ein Vorteil des Bosch-Systems ist die Möglichkeit, diese Akkus mit einem zusätzlichen Range Extender zu kombinieren. Das erhöht die Reichweite nochmal deutlich und macht auch längere Touren ohne Zwischenladen möglich.
DJI kontert mit Akkus, die 600 oder 800 Wh fassen. Besonders interessant ist hier die Option, beim Avinox-System zwei 600-Wh-Akkus zu kombinieren. So lässt sich eine beeindruckende Gesamtkapazität von 1.200 Wh erreichen – bei entsprechend mehr Gewicht. Aber auch Bosch bietet diese sogenannte DualBattery Option schon seit einiger Zeit an. Damit sind bis zu 1.600 Wh möglich. Das könnte vor allem für Langstreckenfahrer und Bikepacker ein entscheidendes Argument sein.
Was das DJI System deutlich von Bosch unterscheidet, ist aber die Ladegeschwindigkeit der Akkus. DJI setzt auf GaN-Schnellladetechnologie mit Galliumnitrid-Halbleitern, die einen höheren Ladestrom von 12 Ampere ermöglichen. Dadurch lädt der DJI Intube-Akku mit 800 Wh in nur 1,5 Stunden auf 75 % und ist nach 2,5 Stunden vollständig geladen. Das ist zum Beispiel für schnelles Nachladen auf Touren interessant.
Im Vergleich dazu benötigt der Bosch Powertube 750 mit dem schnellsten Bosch-Ladegerät rund 6 Stunden für eine vollständige Ladung. Trotz der höheren Belastung durch die Schnellladung garantiert DJI, dass nach 500 Ladezyklen noch 80 % der ursprünglichen Kapazität nutzbar sind. Spezielle Wärmsensoren in den DJI-Akkus überwachen dabei den Ladevorgang und die Temperaturveränderung.
Bosch und DJI: Zwei Konkurrenten mit vielen Stärken
Beide Systeme haben ihre Stärken. Bosch punktet mit jahrelanger Erfahrung, ausgereifter Technik und einem breiten Netzwerk an Partnern in der Fahrradindustrie. Die Verbesserungen in Sachen Geräuschentwicklung und Einbaufreundlichkeit werden von vielen Nutzern geschätzt werden.
DJI hingegen beeindruckt mit neuer Technologie und Spitzenwerten bei Leistung und Drehmoment. Die intelligente Sensorik verspricht ein besonders feinfühliges Fahrerlebnis. Allerdings muss sich das System in der Praxis erst noch bewähren und ein Netzwerk an Partnern und Servicestellen aufbauen.
Letztendlich wird die Wahl zwischen diesen beiden Systemen von den individuellen Präferenzen der Fahrer abhängen. Wer auf Bewährtes setzt und eine große Auswahl an kompatiblen E-Bikes sucht, ist bei Bosch gut aufgehoben. Technik-Enthusiasten und Leistungshungrige könnten dagegen vom DJI Avinox begeistert sein. In jedem Fall ist der neue Wettbewerb zwischen diesen beiden Herstellern ein Gewinn für die gesamte E-Bike-Branche – und damit auch für E-Bike-Besitzer.