Das ADO Air Carbon ist ein ultraleichtes Falt-E-Bike, das ursprünglich über Crowdfunding finanziert, nun regulär zu kaufen ist. Ich habe das 12,5 kg Leichtgewicht seit den Anfängen bis heute getestet.
Lieferung und Aufbau
Das Rad wird extrem schnell geliefert, in einem so kleinen und leichten Karton, wie ich ihn bei einer E-Bike-Zustellung noch nie gesehen habe. Wie wir es von ADO gewohnt sind, ist das Bike hervorragend verpackt und jedes Teil ist somit beim Transport sorgfältig geschützt.
Der Aufbau gestaltet sich denkbar einfach: Zunächst entferne ich das Verpackungsmaterial. Dann bringe ich den Lenker mit einem stabilen Schnellspanner an – eine Lösung, die wir von ADO bereits kennen und schätzen. Die Sattelstütze lässt sich problemlos einsetzen und die Pedale sind im Handumdrehen montiert.
Ein wenig Feintuning ist noch bei den hydraulischen Scheibenbremsen nötig, um ein Schleifen zu vermeiden. Aber auch das ist in wenigen Minuten erledigt. Alles in allem ein sehr unkomplizierter Aufbauprozess, der selbst von Technik-Laien problemlos zu bewältigen ist.
Optik und Verarbeitung des ADO Air Carbon
Schon auf den ersten Blick ist das ADO Air Carbon in der Farbe „Iceland Black“ ein echter Hingucker. Der Carbonrahmen ist hochwertig verarbeitet und hat ein edles Finish mit leichtem Glanz, der die Carbonstruktur ganz leicht durchscheinen lässt. Ich denke, dass hier keine Standardlösung verbaut wurde, sondern ein speziell entwickelter Rahmen zum Einsatz kommt.
Im Gegensatz zu anderen Falträdern wie dem Brompton mit 16-Zoll-Reifen setzt ADO auf 20-Zoll-Reifen mit einer Breite von 1,75-Zoll. Damit verspricht das Air Carbon nicht nur gute Fahreigenschaften, sondern mit reflektierenden Streifen an der Außenflanke auch eine erhöhte Sichtbarkeit im Straßenverkehr. Weitere Ausstattungsmerkmale sind die hydraulischen Scheibenbremsen und ein Frontscheinwerfer mit 1200 Lumen Lichtstärke für die Beleuchtung.
Das Rücklicht mit Reflektor ist nicht an den Akku angeschlossen und wird mit einer Batterie betrieben. Der abschließbare Schnellspanner an der Sattelstütze dient als Diebstahlschutz und die Kunstleder-Lenkergriffe mit ADO-Branding komplettieren die wertige Optik.
Lediglich auf einen Fahrradständer, Schutzbleche und einen Gepäckträger muss ich beim ADO Air Carbon zum Verkaufsstart verzichten. Aufgrund des geringen Gewichts hat sich der Hersteller gegen dieses Extra entschieden – eine nachvollziehbare Entscheidung, die der cleanen Optik des Bikes zugute kommt. Allerdings gab es wohl Kundenwünsche, die nicht zu ignorieren waren und so sind mittlerweile auch Schutzbleche und weiteres Zubehör verfügbar, auf das ich später im Artikel eingehe.
Antrieb und Akku
Für den Vortrieb des ADO Air Carbon sorgt ein 250 Watt Bafang Hinterradnabenmotor, der sich durch einen leisen Lauf auszeichnet und 35 Nm Drehmoment hat. Dank eines Drehmomentsensors bietet er eine präzise und ausgewogene Unterstützung bis zur gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Der verbaute Akku mit einer Kapazität von 345 Wh ist vollständig in der Sattelstütze integriert und versorgt den Antrieb über ein Spiralkabel mit Strom. Die Reichweite soll bis zu 100 km betragen.
Statt einer wartungsintensiven Kette setzt ADO bei diesem Single-Speed-Bike auf einen Riemenantrieb. Dieser verspricht nicht nur einen sauberen und leisen Lauf, sondern auch eine längere Lebensdauer. Schmutz und Verschleiß, wie man es von herkömmlichen Ketten kennt, sind hier kein Thema mehr.
Smarte Features und App-Anbindung
Wie es sich für ein modernes E-Bike gehört, ist auch das ADO Air Carbon mit einem Display mit Smartphone-Anbindung ausgestattet. Das wasserdichte Farb-IPS-Display ist auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar und informiert über alle wichtigen Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Akkustand, Unterstützungsmodus und zurückgelegte Strecke.
Echte GPS-Verbindung und 4G
Eine Besonderheit ist die Anbindung an die ADO App. Die Verbindung über die App ist denkbar einfach: Zuerst lade ich mir die App aus dem jeweiligen Store für Android oder iOS herunter. Nach dem Öffnen der App wähle ich „Neue Bluetooth-Verbindung“ und das ADO Air Carbon wird sofort gefunden. Mit einem Klick auf „Bestätigen“ ist die Verbindung hergestellt und die App zeigt an, dass es sich in meinem Fall um die schwarze Variante des E-Bikes handelt.
Die App bietet verschiedene Einstellungsmöglichkeiten. So kann man beispielsweise das Licht ein- und ausschalten oder zwischen einem Eco- und einem Sport-Modus wechseln. Wer sein Smartphone am Lenker befestigt und die App geöffnet lässt, kann diese Einstellungen relativ schnell, während der Fahrt vornehmen. Dank des eingebauten GPS-Moduls zeigt die App auch die aktuelle Position des E-Bikes an. Offenbar verfügt das ADO Air Carbon über eine integrierte 4G-Mobilfunkverbindung, die diese Ortung ermöglicht.
Einige Funktionen sind noch nicht verfügbar
Neben der Navigation und erweiterten Fahrdaten zeigt die App auch die Gesamtfahrleistung in Kilometern und die eingesparten CO2-Emissionen im Vergleich zu einer Autofahrt an. Allerdings wurden bei diesem Test die Straßennamen teilweise in chinesischen Schriftzeichen dargestellt und einige Menüpunkte sind noch nicht vollständig ins Deutsche übersetzt.
Ein interessantes Feature, das in Zukunft integriert werden soll, ist ein ChatGPT-Assistent. Dieser soll auf eine Datenbank zugreifen, um Fragen rund um das E-Bike zu beantworten und Hilfestellung bei Problemen zu geben. Zum Testzeitpunkt funktionierte der Chat allerdings noch nicht.
Das eingebaute GPS-Modul ermöglicht es, das E-Bike im Falle eines Diebstahls oder bei vergessenem Abstellort über die App zu orten – eine sinnvolle Ergänzung, die für zusätzliche Sicherheit sorgt. Insgesamt sind die Grundfunktionen der App vorhanden, es gibt aber noch Raum für Verbesserungen und Erweiterungen.
Fahreindruck und Handling beim ADO Air Carbon Test
Schon beim ersten Aufsteigen fällt das geringe Gewicht des ADO Air Carbon positiv auf. Schließlich ist es mit 12,5 kg eines der leichtesten Falt-E-Bikes auf dem Markt und das merkt man auch beim Fahren. Das Handling ist extrem agil und ich habe jederzeit das Gefühl, das Elektrofaltrad voll unter Kontrolle zu haben.
Sitzposition und Fahrkomfort
Die Sitzposition ist für meine 185 cm Körpergröße angenehm aufrecht. Dank der gut profilierten 20-Zoll-Reifen habe ich auch auf schlechten Wegen immer guten Grip und ein sicheres Fahrgefühl. Der sportliche Sattel ist trotz seines minimalistischen Designs überraschend bequem. Auch nach stundenlangem Sitzen hatte ich keine Probleme mit Taubheitsgefühlen oder Druckstellen. Allerdings ist die Sattelstütze bei mir bereits voll ausgefahren, sodass ich das Rad für längere Strecken nur bis 185 cm Körpergröße empfehle.
Das ADO Air Carbon ist eindeutig in der Stadt zu Hause. Es liebt Beläge wie Asphalt und Stein und spielt hier seine Stärken aus. Auch Feldwege können befahren werden, allerdings ist dann der Fahrkomfort durch die Starrgabel den Rahmen (beide aus Carbon) eingeschränkt.
Motorunterstützung und Bremssystem
Im Eco-Modus mit seinen drei Unterstützungsstufen fährt sich das Rad schon in Stufe 1 sehr angenehm. Der Motor ist kaum hörbar und reagiert organisch auf meine Trittkraft. Ab Stufe 3 macht es richtig Spaß – das Rad beschleunigt zügig bis zur Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, wo der Motor sanft, aber bestimmt abschaltet.
Wer noch mehr Power braucht, kann über das Menü in den Speed-Modus der drei Unterstützungsstufen wechseln. Dann schießt das Bike förmlich nach vorne und auch Steigungen werden zum Kinderspiel. Das überrascht mich positiv, denn ich habe auf meiner Steigungsstrecke schon andere Singlespeed-E-Bikes mit mehr Drehmoment getestet. Die waren oft deutlich träger.
Allerdings muss ich umständlich durch das Menü navigieren, um in den Speed-Modus zu gelangen. Hier hätte ich mir eine separate Taste zum Umschalten zwischen den Modi gewünscht – das wäre deutlich intuitiver und auch sicherer im Fahrbetrieb zu bedienen. Alternativ ist das Umschalten eben über die App möglich, dann muss das Smartphone aber am Lenker befestigt sein.
Für sicheres Verzögern sorgen hydraulische Scheibenbremsen. Sie lassen sich gut dosieren und bieten auch bei hohen Geschwindigkeiten einen kurzen Bremsweg. Der steife Carbonrahmen tut sein Übriges für ein direktes, „wobblefreies“ Fahrgefühl. Wüsste ich es nicht besser, könnte ich meinen, auf einem vollwertigen Citybike zu sitzen – dass es sich um ein kompaktes E-Faltrad handelt, merke ich während der Fahrt kaum.
Ergonomie und Handling
Die Kunstledergriffe bieten auch auf langen Touren einen guten Halt. Einzig der Schwerpunkt macht sich durch den hinten montierten Motor und Akku bei dem extrem leichten Bike bemerkbar. Je nach Sitzposition und beim starken Beschleunigen kann es schonmal vorkommen, dass sich das Vorderrad kurz die Bodenhaftung verliert.
Faltmechanismus und Portabilität
Ein wichtiges Kaufkriterium bei einem Faltrad ist natürlich der Klappmechanismus. Hier hat ADO ganze Arbeit geleistet: Die ausgeklügelte Mechanik für Lenker und Rahmen funktioniert einwandfrei und ist auch von ungeübten Nutzern schnell zu bedienen. Nichts knarrt, nichts hakt – hier merkt man, dass ADO ein Hersteller mit Erfahrung im Bereich der E-Falträder ist.
Zum Zusammenklappen muss ich nur den Lenker nach unten klappen, die Sattelstütze ganz einschieben und den Rahmen in der Mitte zusammenfalten. Dank der durchdachten Konstruktion geht das leicht von der Hand und ist in wenigen Sekunden erledigt. Leider halten die Räder nicht zusammen, da keine Magnete oder andere Mechanismen eingebaut sind. In der aktuellen Version des E-Bikes liefert ADO einen Riemen mit, der Abhilfe schafft.
Zusammengeklappt misst das Bike kompakte 84 × 43 × 66 cm und passt damit problemlos in fast jeden Kofferraum oder in die Gepäckablage im Zug. Durch sein geringes Gewicht kann es auch etwas länger getragen werden – ein wichtiger Aspekt für Pendler, die oft mit Bus und Bahn unterwegs sind. Wer es zum Beispiel in einem sehr kleinen Kofferraum verstauen will, kann auch den Akku und den Sattel abnehmen. Dann reduziert sich die Größe nochmals geringfügig auf 84 × 43 × 60 cm.
Das gefaltete Rad steht stabil auf der Sattelstütze und lässt sich so auch platzsparend in der Wohnung oder im Büro verstauen. Einen Rollmechanismus, wie ihn beispielsweise das PVY Libon (Test) bietet, gibt es nicht. Dafür ist das ADO Air Carbon aber auch nicht konzipiert – hier stehen ganz klar die kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht im Vordergrund.
Mit etwas Übung dauert der komplette Faltvorgang nur 15 bis 20 Sekunden – ein Wert, der sich im Alltag durchaus sehen lassen kann und das ADO Air Carbon zum idealen Begleiter für die letzte Meile macht.
Sinnvolles Zubehör für das Ado Air Carbon
Was mich persönlich am Anfang sehr gestört hat, war das Fehlen eines Fahrradständers im Auslieferungszustand. So musste ich immer einen Baum oder etwas anderes suchen, um das E-Bike anzulehnen. Ich verstehe zwar, dass dies dem Gewichtsgedanken geschuldet war, aber diesen Kompromiss wollte ich gerne eingehen.
Die gute Nachricht: ADO hat mir kurz nach meinem ersten Test mitgeteilt, dass ein passender Fahrradständer entwickelt wird. Mittlerweile ist er bei mir angekommen und ich konnte ihn ausprobieren. Er wird am linke Pedal angebracht und enthält zwei Stangen, die sich entklappen und arretieren lassen. Danach lässt sich das E-Bike aufstellen, sobald die linke Pedale Richtung Boden zeigt.
Zwar ist das ein komplett anderer Ansatz, als bei üblichen Fahrradständern und erfordert mehr Schritte beim Aus- und Einklappen, allerdings bleibt damit auch das minimalistische Design des Ado Air Caron erhalten. Das schätze ich sehr.
Während der Fahrradständer noch einfach zu montieren war, ist das jetzt verfügbare Set aus Schutzblechen und Gepäckträger deutlich schwieriger anzubringen. Das liegt insbesondere daran, dass das hintere Schutzblech nur zusammen mit dem Gepräckträger befestigt werden kann. Dies erfordert das Lösen des Carbonriemens und die Entnahme des Hinterrads. Außerdem muss ein Teil der Elektronik freigelegt werden, damit das Strom- und Steuerungskabel zum Motor mehr Spiel hat.
Ado stellt sowohl für die Montage des Fahrradständers, als auch für die der Gepäckträger-Schutzblech-Kombo, entsprechende Installationsvideos bereit. Wer Erfahrung mit Fahrradschrauben hat, kann sich daran gut orientieren. Alle anderen sollten sich eher an ein Fahrradgeschäft wenden.
Das Ergebnis des angebrachten Zubehörs ist allerdings für meinen Geschmack überzeugend. Denn auch hier hat Ado auf Leichtigkeit geachtet. Schutzbleche mit Gepäckträger und inklusive Schrauben bringen gerade einmal rund 660 Gramm (nachgewogen) zusätzliches Gewicht. Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt das damit nicht nur bei jedem Wetter gefahren werden kann, sondern selbst Fahrradtaschen anzubringen sind.
Testfazit zum ADO Air Carbon
Das ADO Air Carbon ist ein beeindruckendes Faltrad, das durch sein geringes Gewicht von 12,5 kg, seine Ausstattung sowie den einfach zu bedienenden und robusten Klappmechanismus hohe Maßstäbe setzt. Der hochwertige Carbonrahmen, die 20-Zoll-Reifen und der leise, kraftvolle Bafang-Motor in Kombination mit einem Drehmomentsensor harmonieren perfekt miteinander. So entsteht ein Fahrerlebnis, das ich von einem ultraleichten Faltrad mit Elektroantrieb nicht unbedingt erwartet hätte.
Der Fahrradständer ist eine sinnvolle Option, die auf jeden Fall mitbestellt werden sollte. Schutzbleche und Gepäckträger sollten aktuell nur montiert werden, wenn sie für das tägliche Pendeln ein Muss sind. Aber egal wie das Ado Air Carbon konfiguriert wird, es ist vor allem für diejenigen interessant, die ein extrem leichtes E-Bike benötigen, um zum Beispiel auch in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln entspannt unterwegs zu sein.
Preiseinschätzung und Kaufempfehlung
Der Verkaufspreis sollte ursprünglich 2.999 Euro betragen, wobei es im Crowdfunding für 1.799 Euro in den Farben „Iceland Black“ und „Amble Latte“ ergattert werden konnte. Ich hatte gemutmaßt, dass es im regulären Verkauf um die 2.000 Euro kosten könnte, was dann ein echtes Schnäppchen in diesem Segment wäre.
Das Potenzial zum Verkaufsschlager hat das Ultraleicht-E-Bike auf jeden Fall bewiesen, denn aktuell kostet das ADO Air Carbon im Onlineshop 2.299 Euro – sogar inklusive Fahrradständer, Gepäckträger und Schutzblechen sowie einer Tragetasche.
Zur Preiseinschätzung ein Vergleich: Das 3,5 kg schwerere und ähnlich ausgestattete ADO Air 20 (im Test) kostet 1.270 Euro. Ein E-Brompton beginnt erst bei über 3.500 Euro und bringt deutlich mehr Gewicht auf die Waage.