Schon Beethoven nutzte Knochenschall, um trotz Taubheit Klavier zu spielen. Die Shokz OpenRun Pro übertragen Musik über die Wangenknochen – mit freien Ohren. Nach einem halben Jahr Langzeittest zeige ich, wie sie sich im Alltag bewähren und sich von den Shokz OpenRun Pro 2 unterscheiden.
Unboxing und Lieferumfang
Die Verkaufsbox der Shokz OpenRun Pro ist ungewöhnlich groß für leichte Kopfhörer, aber alles ist gut verpackt. Zum Lieferumfang gehören neben dem Knochenschall-Kopfhörer selbst ein stabiles Hard Case mit Reißverschluss zur Aufbewahrung und ein proprietäres Ladekabel. Das Ladekabel besteht aus einem USB-A-Stecker und einem magnetischen Stecker, der zum Laden an den OpenRun Pro befestigt wird.
Im Case befindet sich eine praktische Gummihalterung für das Ladekabel, sodass man alles beisammen hat. Der Kopfhörer lässt sich leicht aus dem Case entnehmen und nach ein, zwei Mal Übung auch wieder einfach verstauen. Sowohl das Case als auch der Kopfhörer selbst wirken hochwertig. Der Kopfhörer ist aus einem gummierten Material gefertigt, das sich angenehm anfühlt.
Design und Tragekomfort
Die OpenRun Pro überzeugen auf den ersten Blick mit ihrem schlanken, aber robusten Design. Der flexible Titanrahmen passt sich perfekt an meinen Kopf an und sitzt auch bei längeren Fahrten auf dem Fahrrad oder auch beim schnellen Gehen oder Joggen angenehm und sicher. Die Bedienelemente sind gut erreichbar und lassen sich dank der vergrößerten Tasten auch mit Handschuhen problemlos bedienen.
Das Aufladen erfolgt über den magnetischen Ladeanschluss, der separat von den Tasten platziert ist und sich leicht mit dem Kabel verbinden lässt. Mit nur 29 Gramm spüre ich die OpenRun Pro kaum auf meinem Kopf. Dank der IP55-Zertifizierung muss ich mir auch bei Regen oder staubigen Bedingungen keine Sorgen machen.
Klang und Knochenleitung
Der Klang der OpenRun Pro überzeugt auch nach langer Nutzung. Die Bass-Wandler in den Vibrationspads liefern für Knochenschall-Kopfhörer ihrer Generation eine respektable Leistung, auch wenn der neue OpenRun Pro 2 hier nochmal deutliche Fortschritte macht.
Höhen und Mitten werden klar und detailliert wiedergegeben, sodass ich Podcasts und Hörbücher genießen kann. Die Shokz App bietet mit zwei EQ-Presets leichte Anpassungsmöglichkeiten.
Akku und Bluetooth
Mit einer Akkulaufzeit von bis zu 10 Stunden halten die OpenRun Pro selbst auf längeren Touren durch. Praktisch ist die Schnellladefunktion: Schon 5 Minuten Stromzufuhr reichen für 1,5 Stunden Wiedergabe – ideal, wenn ich mal vergessen habe, sie vollständig aufzuladen.
Die Bluetooth 5.1 Verbindung ist stabil und reicht auch aus, wenn mein Smartphone in der Tasche oder im Rucksack verstaut ist. Selbst über 10 Meter Entfernung bleibt der Ton unterbrechungsfrei. Dabei funktioniert das Multipoint-Pairing für die Verbindung mit zwei Geräten gleichzeitig problemlos.
Bedienung und Sprachassistenten
Die Lautstärke-Buttons sind auf der rechten Seite etwas unterhalb des Schallgebers angebracht. Mit dem Daumen sind sie gut zu finden und zu bedienen. Besonders gut gefällt mir der gefühlt riesige Knopf auf dem Schallgeber, der am linken Knochen unter dem Ohr aufliegt. Er ist sehr einfach mit dem Zeigefinger zu bedienen. Damit kannst du einen Song vorwärts oder rückwärts „spulen“ und die Musik starten und pausieren.
Außerdem lassen sich damit Telefonate annehmen. Was jedoch für mich das beste Feature ist: Ich kann bei längerem Druck den Voice-Assistenten meines Smartphones starten – bei mir Siri. So schnell und gut geht das manuell bei keinem vom mir bisher getesteten Kopfhörer.
Einsatzbereiche
Neben dem E-Biken sowie Fahrrad- und E-Scooter-Fahren eignen sich die OpenRun Pro hervorragend für viele weitere Sportarten. Ob beim Laufen, Radfahren, Wandern oder beim Krafttraining im Fitnessstudio – durch den sicheren Halt und die offene Bauweise sind sie vielseitig einsetzbar. Auch für Ballsportarten wie Basketball oder Volleyball sind sie gut geeignet, da man jederzeit die Mitspieler und Umgebungsgeräusche wahrnimmt.
Update 2024: Die Evolution geht weiter
Nach über einem Jahr Nutzung des OpenRun Pro hat Shokz mit dem OpenRun Pro 2 einen überzeugenden Nachfolger entwickelt. Die wichtigsten Verbesserungen:
- Deutlich kraftvollere Basswiedergabe durch neue Vibrationswandler
- Klarere Mittenwiedergabe für noch bessere Sprachverständlichkeit
- USB-C statt proprietärem Ladeanschluss
- Verbesserte Quick-Charge Funktion: 5 Minuten laden für 2 Stunden Wiedergabe
- Überarbeitete Shokz App mit erweiterten EQ-Einstellungen
Für Besitzer des getesteten OpenRun Pro lohnt sich ein Upgrade vor allem dann, wenn sie besonderen Wert auf Basswiedergabe und den praktischen USB-C-Anschluss legen. Die grundlegenden Vorteile der Knochenschalltechnologie – freie Ohren und sichere Umgebungswahrnehmung – bieten beide Modelle gleichermaßen überzeugend.
Fazit nach dem Langzeittest
Die Shokz OpenRun Pro haben sich über die lange Nutzungszeit als zuverlässige Begleiter auf dem E-Bike, E-Scooter und beim Sport bewährt. Sie überzeugen mit hohem Tragekomfort, solider Klangqualität und durchdachten Features. Die offene Bauweise sorgt konstant für beste Umgebungswahrnehmung und damit mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Die ehemals größte Schwäche – die Bassübertragung – wurde beim Nachfolger OpenRun Pro 2 deutlich verbessert. Wer heute neu einsteigt, sollte das aktuelle Modell in Erwägung ziehen. Besitzer des getesteten OpenRun Pro können ihr Gerät aber mit gutem Gewissen weiter nutzen, wenn ihnen der Bassbereich ausreicht. Auch für alle Neukäufer, die eher Podcasts und Hörbücher hören wollen und denen kräftige Bässe nicht so wichtig sind, könnten mit den OpenRun Pro den passenden Kopfhörer finden.
Die Knochenschalltechnologie hat sich von Beethovens innovativer Notlösung zu einer ausgereiften Alternative für moderne Sportler entwickelt. Die Shokz OpenRun Pro-Serie zeigt eindrucksvoll, wie historische Erkenntnisse und moderne Technik zusammenfinden können.
Preis und Verfügbarkeit
Der getestete Shokz OpenRun Pro ist mittlerweile zum Straßenpreis von unter 130 € erhältlich. Der aktuelle Shokz OpenRun Pro 2 kostet 179,95 € und bietet dafür verbesserte Basswiedergabe, USB-C-Anschluss und optimierte Quick-Charge-Funktion.
Danke für diesen interessanten Langzeittest! Mich würde noch ein Aspekt interessieren, der in dem Bericht ein wenig zu kurz gekommen ist, und zwar die Frage, wie gut sich diese Kopfhörer zum Telefonieren bzw. Teilnehmen an Audio- und Videokonferenzen eignen (drinnen / draußen, mit und ohne Hintergrundgeräusche und bei Wind)? Vielen Dank!
Hi, der Kopfhörer wurde seltener für diese Zwecke genutzt. Auf einem E-Bike mit 25 km/h ist die Sprachqualität gut für ein Bluetooth-Headset. Wind wird rausgefiltert. Bei lauteren Geräuschen, wie Baustellen usw, hört das jedoch der Gesprächspartner.
In Innenräumen ist die Sprachqualität in Ordnung, reicht aber zum Beispiel nicht an AirPods von Apple oder gar kabelgebundene Headsets heran.
Sehr geehrter Herr Schindler,
Danke für den interessanten Bericht, der mich sehr neugierig gemacht hat.
Ich wüßte gerne ob man mit diesem Gerät auch den TV Ton über Bluetooths empfangen kann? Als Ersatz für Sennheiser Kopfhörer, die für mich nicht angenehm zu tragen sind.
Vielen Dank für eine rasche Antwort und alles Gute für 2025!
Danke für die Frage. Es sind normale Bluetooth-Kopfhörer, die sich mit allen Geräten koppeln lassen, die Bluetooth unterstützen. Es braucht also einen Bluetooth-Sender, der dann an den Fernseher angeschlossen wird. Diese Dongles sind preiswert online zu kaufen und werden dann einfach in die Klinkenbuchse des Fernsehers gesteckt.
Ein Gutes Neues Jahr!
Nach langem überlegen hatte ich mir ebenfalls Shokz zugelegt, allerdings die OpenRun ohne Pro. Mein Fazit fällt da nicht so positiv aus. Der Sound ist total flach und erinnert mich eher an ein Monoradio aus den 80ern. Wenn ein Song mal mehr Bass hat muss man das vibrieren am Knochen schon mögen, vorausgesetzt man hört überhaupt sowas wie Bass. Alles in allem, ob Knochenschall oder nicht, Kopfhörer haben für mich so oder so nix im Strassenverkehr zu suchen. Denn auch mit OpenEar bekommt man von der Umgebung nicht mehr viel mit wenn man etwas lauter Musik hört. Dafür sind über 100,-€ schlecht investiert… 🤷♂️