Die ersten 100 E-Bikes „Africroozes“ wurden in Uganda nach über 6 Jahren Entwicklungsarbeit übergeben. Angetrieben mit Solarenergie sollen die E-Bikes aus Deutschland in Uganda unter anderem Leben retten.
E-Bike-Ambulanz in Uganda
Im ländlichen Afrika sterben sehr viele Menschen, weil eine rechtzeitige Rettung in medizinischen Notfällen kaum machbar ist. Besonders schwangere Frauen und Kinder sind davon betroffen. Oftmals haben Menschen dort überhaupt keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Gerade der Mangel an Transportmöglichkeiten verursacht vermeidbare Todesfälle.
Das soll sich jetzt dank der schnellen E-Bike-Ambulanz mit Rädern aus Deutschland ändern. PatientInnen in bestimmten Regionen können nun per Mobilfunk eine Klinik kontaktieren, welche die Ambulanz losschickt. Mit bis zu 30 km/h bringt diese die PatientInnen dann per E-Bike zum nächsten Krankenhaus. Das Angebot steht den Menschen dort kostenlos zur Verfügung.
African E-Bikes können mehr als nur Krankentransport
Die Bikes können auch als Taxi, Transportfahrzeuge für Wasser oder Abfälle genutzt werden. Damit werden Luftverschmutzung, Lärm und unzählige Unfälle eingedämmt. Mehr Menschen wird der Zugang zu sauberem Wasser gewährleistet und die Arbeit der Frauen wird durch die E-Bikes erheblich erleichtert.
Wie kam es zu den African E-Bike Projekten?
Jürgen Perschon, Experte für nachhaltige Mobilität und Gründer des Projekts European Institute for Sustainable Transport, kurz EURIST, hatte die Idee im Jahr 2016. Er wollte die Lebensbedingungen in Afrika verbessern. An seiner Seite hat er Unterstützung von seinem Freund und Klassenkameraden, Bjarne Mädel, der als Schauspieler in „Stromberg“ und als „Tatortreiniger“ bekannt wurde. Mädel lebte selbst lange Zeit in Nigeria und hat dadurch bereits einen Einblick in die Herausforderungen der Menschen im ländlichen Afrika bekommen. Unterstützung erhält das Hamburger Projekt ebenfalls von Prof. Kurt Bodewig, Bundesverkehrsminister a.D.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat das Projekt mit 400.000 € gefördert. Die deutsche Fahrradschmiede HNF-Nicolai, deren Luxus SUV-E-Bike wir vor kurzem testen durften, hat das Africrooze designt und ist am Produktionsprozess beteiligt. Partner in Uganda ist die Nichtregierungsorganisation „First African Bicyle Information Organisation FABIO“, die auch an der gesamten Entwicklung beteiligt waren.
Die Herausforderungen an das Africrooze
„Die E-Bikes schaffen Arbeitsplätze und damit wichtige Einkommensquellen, ganz besonders für Frauen,“ erklärt Perschon. „Frauen sind die ökonomischen Kräfte auf dem afrikanischen Kontinent.“ Die Bikes haben alle einen tiefen Einstieg, damit Frauen mit Röcken diese nutzen können. Außerdem wurde das Africrooze optisch ähnlich wie ein Motorrad designt, da das Fahrrad in vielen Gegenden Afrikas ein eher geringes Ansehen hat.
Das E-Bike musste außerdem günstig in der Herstellung sein, damit es finanzierbar ist. Für die teilweise desolaten Straßenverhältnisse im ländlichen Raum waren robuste Komponenten wichtig, um dem Bike eine lange Lebensdauer zu garantieren. Eine Ladekapazität von 460 Wh ermöglicht eine Reichweite von bis zu 50 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h.
Das E-Bike meistert afrikanische Herausforderungen
Verkehrswende in Afrika unter großen Herausforderungen
Durch einen langen Radstand, robuste Komponenten, einem sehr belastbareren Stahl-Gepäckträger, Scheibenbremsen und dickere Speichen ist das Africrooze auch an schlechte Straßenzustände angepasst. Alle Teile des Bikes, bis auf den Motor, sind mit lokalen Ersatzteilen reparierbar. Defekte oder alte Batterien können vor Ort an die Partnerorganisationen abgegeben werden.
Das Africrooze ist durch einen GPS-Tracker vor Diebstahl gesichert. So kann das Bike jederzeit geortet werden. Bei unerlaubter Entwendung geht ein sofortiger Warnhinweis an den Besitzer und die Batterie wird deaktiviert. Die Wiederherstellung erfolgt über einen Code, der an den Besitzer gesendet wird.
Bereits in der Planungsphase haben mehr als acht weitere Länder ihr Interesse an dem E-Bike gezeigt. Im Verlauf des Jahres 2022 werden voraussichtlich 640 weitere E-Bikes in fünf Ländern zum Einsatz kommen (Togo, Benin, Burkina Faso, Tansania, Zambia).
Africrooze ist auch für einkommensschwache FahrerInnen bezahlbar
Die neuen Eigentümer bezahlen nur zwischen 20 bis 50 % des Anschaffungspreises. Der letztliche Anteil hängt vom Einkommen der KäuferInnen ab und wird von der Partnerorganisation vor Ort bestimmt. Der Erwerb ist in der Regel nur über einen Mikrokredit möglich. Mit Spenden können die Kredite subventioniert werden und die FahrerInnen werden nach 2-3 Jahren Eigentümer des E-Bikes.
Dementsprechend finanziert sich ein Teil des Projektes auch über private SpenderInnen. Als Fördermitglied kann man sich für nur 25 Euro im Jahr auf african-ebike.de für das Projekt engagieren und die Verbreitung des E-Bikes auch fern von daheim unterstützen.