Macht ein e-Rennrad Sinn? Ja, sagen Fans und Hersteller. Entscheidend bei der e-Bike-Rennrad Kombination sind Art und Gewicht von Antrieb und Akku.
Für den sportlichen Einsatz als Rennrad ist es besonders wichtig, dass der E-Antrieb effektiv arbeitet. Also nur auf bestimmten Streckenabschnitten zum Einsatz kommt und ansonsten nicht negativ auffällt.
Im Modelljahr 2018 bringen internationale Marken wie Haibike, BH Bikes, Scott, KTM oder Bulls ihre neuen e-Rennrad Visionen heraus. Auch Designschmieden versuchen sich daran e-Bike und Rennrad sinnvoll zu verschmelzen. Das Aussehen der Bikes hängt immer davon ab, wie groß Motor und Batterie sind und an welcher Stelle sie in den Rahmen eingesetzt sind.
Neuer Trend e-Rennrad?
Ganz so neu ist die Idee, ein e-Bike als Rennrad Version herauszubringen, nicht. Haibike war – wie auch für das Segment e-Mountainbike – hier federführend. Bereits im Jahr 2011 stellten sie das eQ Race vor. Ein e-Rennrad von Haibike, das mit einem Bosch Antrieb der 1. Generation ausgestattet war.
Haibike Xduro Race von 2013
Noch sehr auffällig und deplatziert saß der Motor oberhalb des Tretlagers im Rahmendreieck. Direkt darüber der Akku. Dennoch sorgte das Konzept für Aufsehen. Nicht nur die gewagte Rahmenform, auch das Gewicht von 16 kg waren damals noch selten gesehene Eigenschaften für ein e-Bike. Darüber hinaus war es gleich als S-Pedelec konzipiert.
Aber auch wenn das eQ Race eher ein Studienmodell war, die Entwicklung war angestoßen. 2013 kam das erste serienreife XDURO Race. Im aktuellen Modelljahr 2018 gibt es mit dem Xduro Race S 6.0 die neuste Version in Sachen e-Rennrad von Haibike zu bestaunen. Die Tretunterstützung übernimmt der Bosch Performance Speed Motor mit 350 Watt, der bis 45 km/h mitarbeitet. Daher sind hier auch die vorgeschriebenen Bauteile Rückspiegel, Kennzeichen-Halterung und seitliche Reflektoren mit dabei.
Das Problem der Geschwindigkeit beim e-Rennrad
Sinn und Zweck eines Rennrads ist es eine möglichst hohe Geschwindigkeit auf zwei Rädern zu erzielen. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen muss ein Pedelec Motor aber bei 25 km/h die Unterstützung abriegeln. Schon durch das eigene Pedalieren ist dieses Tempo für Ambitionierte gut zu erreichen. Selbst wenn ein der Motor wie beim S-Pedelec bis 45 km/h assistiert, ist das Vielen nicht schnell genug.
Daher scheint ein fest verbauter Motor, der Regel-bedingt ab Tempo 25 aussetzt und von sich aus mit Akku an die zehn Kilogramm auf die Waage bringt, eher hinderlich.
Zusatzgewicht des e-Bike Antriebs kompensieren
Denn ein zweiter Nachteil entsteht durch das zusätzliche Gewicht von Motor und Batterie. Unabhängig davon, wie der eigene Trainingszustand ist, jedes Extra-Gramm stört beim Rennrad Fahren. Dafür ist schließlich auch der ganze Aufbau auf Leichtgängigkeit und geringe Windanfälligkeit angelegt.
Ein filigraner, aber stabiler Rahmen, extrem schmale und harte Reifen, nur die wichtigsten Komponenten und optimierte Sitzhaltung sind wesentliche Merkmale eines Rennrads. Daher ist für alle Antriebslösungen wichtig, das Gewicht gering zu halten. Oder dieses durch dauerhaft gute Unterstützung zu kompensieren.
Die Beeinflussung von Schaltung und Lauf
Genauso wichtig ist der freie Lauf der Kette. Daher spielt auch die Frage, in wie weit sich der Antrieb in die Schaltvorgänge einmischt, eine große Rolle bei der Entwicklung eines e-Rennrads.
Um das Problem von Geschwindigkeitsbegrenzung und Zusatzgewicht zu lösen, entscheiden sich manche Hersteller für ein leichtes, ein- und ausbaufähiges System mit kleinem Akku für punktuellen Einsatz. Dies ermöglichen Tretlagermotoren, Nachrüstsätze sowie neue Systeme wie der Evation Antrieb von Fazua.
Andere Marken bringe 2018 e-Rennräder heraus, bei denen ein großer Akku und ein Mittelmotor fest im Rahmen eingeschlossen sind. Damit ermöglichen sie lange Reichweiten der E-Assistenz, die an allen kritischen Stellen eingesetzt werden kann.
Fazua Evation Antrieb für den Einsatz als E-Bike und Rennrad
Der erhöhte Tretwiderstand beim fest mit der Antriebsscheibe verbundenen Mittelmotor ist gerade bei der schnellen Fahrt über die Unterstützungsgrenze hinaus ärgerlich. Das junge Münchener Start-Up Fazua hat lange daran gearbeitet, dieses Problem für ihren Evation Antrieb zu umgehen. Ergebnis ist ein im Ruhezustand von der Kette entkoppelter Motor.
Gedacht ist er weniger als dauerhafte Tretunterstützung, sondern als punktueller Boost-Geber an schwierigen Passagen. Entsprechend verfügt die Batterie über mittelgroße Kapazität. Wodurch aber auch das Gewicht gering gehalten wird.
Auf Wunsch auch ohne Motor los
Im Gegensatz zu den bekannten Mittelmotorsystemen von Herstellern wie Bosch, Brose, Shimano oder Yamaha, ist der Evation Antrieb außerdem entnehmbar. Ist schon vor dem Ausritt klar, dass keine E-Unterstützung gewollt ist, bleiben Motor samt Akku zuhause.
Durch seine speziellen Eigenschaften bietet sich der Antrieb von Fazua besonders für die Segmente e-Rennrad und e-Mountainbike an. Obwohl der Motor erst seit einem Jahr auf dem Markt ist, gab es bereits spannende Zusammenarbeit mit unter anderem Focus für das Raven. Aber auch Design- und Rennrad-Hersteller Pinarello war von dem Motor angetan.
Pinarello Nytro e-Rennrad mit Fazua Evation Antrieb
Zum Preis von 6.000 Euro ist das e-Bike im Rennrad Stil von Pinarello nichts für Einsteiger. Aber echte Rennsport-Fans haben mit diesem Modell nicht nur eine State-of-the-Art Designbike. Nichtzuletzt durch den Fazua Motor wiegt das Pinarello Nytro selbst mit eingesetztem E-Assistent nur 13 kg.
KTM setzt einen Bosch Antrieb ins e-Rennrad
Auch der größte österreichische Fahrrad- und e-Bike-Hersteller KTM hat 2018 e-Rennräder verstärkt ins Programm genommen. Statt Bayern ist Baden-Württemberg Lieferant des Antriebssystems. Mit einem Bosch Performance Line CX Motor und besonders geschickt in das Unterrohr eingearbeiteten 500 Wh InTube Akku, macht das Macina Elite von KTM allemal eine gute Figur. In der Urban Version ergänzen Schutzbleche die Ausstattung.
BH Bikes mit S-Pedelec Rennrad Variante
Ein ähnliches Konzept verfolgt der spanische Hersteller BH Bikes. Dieser hatte schon im Jahr 2017 Rennräder mit e-Antrieb in ihrer langen Liste an Modellen. Für 2018 haben sie weitere Varianten ins Programm genommen. Darunter auch das E-Rracer, ein S-Pedelec Rennrad.
E-Rennrad mit Bosch Mittelmotor von Bulls
Auch Bulls bringt mit dem Harrier-E ein e-Rennrad mit Bosch Antrieb. Hier ist der Performance CX Motor im Einsatz, eine Shimano Di2 Schaltung und wiegt 17,9 kg. Dieses Modell war auf der Eurobike Messe 2017 zu entdecken und geht schon Richtung Gravel e-Bike. Deutlich gemacht durch die Profiltiefe der etwas breiteren Reifen.
Bianchi Rennsport e-Bike
Ebenfalls auf der Eurobike 2016 war erstmals zu entdecken, wie sich der italienische Rennrad Traditionshersteller Bianchi eine e-Bike Variante vorstellt. Das Bianchi E-Doardo kann über das seitliche hochziehen des Lenkergriffs geschaltet werden.
Rennrad zum e-Bike nachrüsten
Natürlich kann man auch mit einem Nachrüstsatz sein normales Rennrad zum e-Bike umrüsten. Dafür kommen einerseits Bausätze, die aus einem neuen Hinterrad mit Nabenantrieb bestehen, in Frage. Hersteller wie BionX oder Maxon bieten für verschiedene Durchmesser passende Varianten an. Bei diesen muss auch der Akku einen Platz am Rad finden.
Entscheidet man sich für die rote Scheibe des Copenhagen Wheel von Superpedestrian, entfällt das. Hier sitzt der Akku mit an der Hinterradachse. Weil die Steuerung über das Smartphone geschieht, braucht es auch keine Display-Montage.
Tretlager-Motor von Vivax
Nicht jedem e-Rennrad soll gleich anzusehen sein, was an elektrischer Kraft in ihm steckt. Die österreichische Firma Vivax hat einen E-Antrieb im Angebot, der so klein ist, dass er im Sattelrohr verschwindet. Dadurch lässt sich der Motor von außen unsichtbar im Rad montieren. Dieses kann sogar nachträglich geschehen. Aber Vivax bietet selbst auch fertige e-Rennräder an. Wie das oben abgebildete passione CF, welches mit Antrieb nur 10,7 kg wiegt und – je nach Leistungsabruf – E-Kraft für 100 bis 400 Minuten dabei hat.
Durch die geringe Größe und die kleine, in der Satteltasche oder im Trinkflaschenhalter mitgeführte Batterie ist er für nur für den gelegentlichen Einsatz bestimmt. Vivax hat beobachtet, dass besonders viele Rennrad-Fans nach ihrem kleinen Hilfsmotor fragen. Denn lassen die Kräfte nach, oder sind längere Touren geplant, wissen auch sportlich ambitionierte Radler eine punktuelle Unterstützung zu schätzen. Dies gilt sowohl für Einzelfahrer, als auch Menschen, die gerne in der Gruppe trainieren. Gerade für diese ist die dem Vivax Motor eigene Antriebsweise ideal.
Sonderklasse Race-e-Bike
Eine Sonderkategorie unter den e-Bikes haben Race-Bikes inne. Durch einen starken Motor mit teilweise über 500 Watt Leistung erreicht man mit diesen Räder b km/h und mehr. Aufgrund der hohen, unterstützten Geschwindigkeiten sind die Modelle mit verstärkten Komponenten versehen, die die einwirkenden Kräfte auffangen können.
Mit der Hilfe von Carbon lässt sich wiederum Gewicht einsparen. Dadurch entsteht eine Art von e-Bike Rennmaschine, die nichts für die Alltagsanwendung ist, aber nicht zu letzt im Wettkampfbereich neue Wege aufzeigt. Der bayerische Carbon-Spezialist M1 Sporttechnik hat hier eine Reihe von Spitzenmodellen im Angebot. Schon 2014 machten sie mit dem ersten Race-Pedelec Eindruck.
Brose Visionbike mit 75 km/h Antrieb
Mit seinem Antrieb hat Brose einen erfolgreichen Einstieg ins e-Bike Geschäft geschafft. Was mit Hilfe der Elektrotechnik im e-Rennbereich in Zukunft noch möglich ist, haben sie mit dem “Visionbike” gezeigt. Deren futuristisches Design erinnert an eine Mischung aus Räder, die bei Bahnrennen zum Einsatz kommen, und einer Filmfantasie. Umgesetzt als Speed-Pedelec und ausgestattet mit automatischen Funktionen.
Specialized fUCI
Selbst der Chefdesigner von Cannondale konnte sich der Faszination nicht entziehen und hat mit dem „fUCI“ seine eigene Vorstellung eines Super-Bikes geschaffen. Der Name des Bikes spielt auf seine Beziehung zu den Organisatoren von Radrenn-Wettkämpfen an.
E Rennrad Wettkämpfe
Denn selbst Renn-Veranstalter haben das Potenzial von e-Bike Rennen entdeckt. Bei „Rad am Ring“, dem Profi- und Jedermann Event auf dem Nürburgring, gab es schon e-Bike Rennen zu bewundern. Am Start waren hier allerdings Modelle unterschiedlicher e-Bike Typen. Gewonnen hat interessanterweise nicht ein Team mit Bosch Antrieb – Bosch eBike Systems war Sponsor des Events -, sondern eine Gruppe, die mit e-Bikes mit einer neuen Version des Bafang Mittelmotors MaxDrive unterwegs war.
Daran zeigt sich, dass e-Bike Rennen auch für einen Vergleich der e-Bike Antriebe dienen können. Ob allerdings auch Wettkämpfe speziell für e-Rennräder Zustande kommen werden, ist noch fraglich. Bislang ist keinem der Offiziellen ein sinnvolles Reglement eingefallen, um messbare Wertungen zu erzielen. Vielleicht sind auch vergangene Skandale, Stichwort “Motor-Doping”, dafür mit verantwortlich. Hingegen sind E-Bike Rennen im e-MTB Bereich in Europa schon dabei an Boden zu gewinnen.
GPS, Herzfrequenz-Analyse, Wattmessung, Antrieb
Mit den erweiterten Möglichkeiten des Auslesens von Fahrdaten ergeben sich eine Vielzahl von Optionen. Einige Entwickler und Hersteller haben sich schon an einer sinnvollen Synthese der Sensoren versucht. Zum Beispiel lassen sich durch Einstellungen am Antrieb bestimmte Trainingsbedingungen simulieren.
Das gelingt dem Falco eDrive System sowohl bei der „echten“ Fahrt auf der Straße wie zuhause auf dem Rollentrainer. Entsprechend einer Herzfrequenz-Analyse kann man sich das gewünschte Programm zusammen stellen und draußen in der Landschaft oder drinnen vor der Animation absolvieren. Der Antrieb arbeitet entsprechend mit.
Weil sich durch die Übertragung der Fahrdaten auch mehrere Räder vergleichen lassen, könnte das e-Rennrad zum idealen Trainingsobjekt werden.
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