Im französischen Bezannes entsteht derzeit etwas, was in Europa noch niemand geschafft hat: Ein riesiges Mehrfamilienhaus wächst Schicht für Schicht aus dem 3D-Drucker. Die Dimensionen sprengen alle bisherigen Rekorde – und könnten zeigen, wie bezahlbarer Wohnraum in Zukunft entstehen kann.
3D-gedrucktes Haus: Spektakel in der Champagne
Auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern, verteilt auf drei Stockwerke, entsteht in der Champagne das ambitionierte Projekt ViliaSprint². Das Besondere: Fassade und tragende Innenwände werden direkt auf der Baustelle mit einem riesigen 3D-Drucker aus Beton hergestellt.
Mit 10 Metern Breite, 30 Metern Länge und neun Metern Höhe setzt das Haus zumindest in Europa neue Maßstäbe. Gedruckt wird bereits seit einigen Wochen, die Fertigstellung des Rohbaus ist für Juni 2025 geplant, der komplette Einzug soll dann im ersten Quartal 2026 möglich sein.
Bisher galten Projekte wie das zweistöckige, 160 Quadratmeter große 3D-gedruckte Haus in Wallenhausen als Benchmark in Europa – doch was in Bezannes passiert, lässt diese bisherigen Rekorde klein aussehen. Möglich macht das eine Kooperation zwischen dem französischen Anbieter von Sozialwohnungen Plurial Novilia und dem deutschen 3D-Druck-Spezialisten Peri 3D Construction. Als Baumaterial liefert Holcim einen Spezialbeton, der besonders stabil und feuerfest sein soll. Damit könnte ein handelsüblicher 3D-Drucker wie der Bambu Lab H2D (Test) natürlich nicht umgehen.
3D-Druck spart Zeit auf der Baustelle
Dass ein einzelner Drucker bei einem solchen Mammutprojekt auch mal eine Pause benötigt, ist klar. Deshalb wird das Gebäude in zwei Abschnitte geteilt: Während der Drucker einen Abschnitt hochzieht, können die Bauarbeiter nebenan schon die Decken montieren. Diese clevere Vorgehensweise spart Zeit – insgesamt soll das Tragwerk so zwei Monate schneller stehen als bei konventioneller Bauweise. Gleichzeitig soll die besondere Konstruktion den Materialeinsatz um rund 10 Prozent reduzieren, sagen die Projektpartner.
Direkt neben dem 3D-gedruckten Haus entsteht übrigens ein weiteres Gebäude, ganz klassisch Stein auf Stein. Beide Bauten sollen später genau miteinander verglichen werden: Wie unterscheiden sich Bauzeit, Qualität, Nachhaltigkeit und Kosten tatsächlich? Für die künftigen Bewohner zählt dabei aber wohl vor allem eines: Sie bekommen modernen, bezahlbaren Wohnraum, der auf Nachhaltigkeit setzt. Neben dem 3D-Druck kommen auch Wärmepumpen, Photovoltaik und ökologische Baustoffe zum Einsatz.
Größtes 3D-Bauwerk der Welt bleibt ein Pferdestall
Das derzeit größte 3D-gedruckte Gebäude der Welt ist ein luxuriöser Pferdestall in Florida mit einer beeindruckenden Fläche von 939 Quadratmetern. Das Gebäude wurde von Printed Farms mit dem COBOD BOD2 3D-Drucker hergestellt und übertrifft das 3D-gedruckte Wohnhaus in Frankreich mit einer Länge von 47 Metern und einer Breite von 25 Metern.