Im Jahr 2021 gab es in Deutschland 84.000 aktenkundige Fahrradunfälle, teils mit gravierenden Folgen – von Kopfverletzungen, Verletzungen an der Wirbelsäule, Lungenquetschungen und weiteren Verletzungen, die gelegentlich tödlich endeten. Grund genug, dass sich viele Firmen um die Sicherheit von E-Bike-Fahrern bemühen. Eine dieser Firmen ist Helite aus Nümbrecht in Nordrhein-Westfalen. Das Wissensmagazin Galileo hat nun die Airbagweste des Herstellers getestet.
Der Helite Fahrrad-Airbag: Moderne Technik im Westenformat
Der Helite-Fahrrad-Airbag sieht aus wie eine Weste und kann beim Radfahren einfach über der normalen Kleidung getragen werden. Doch in der unscheinbaren Weste steckt jede Menge moderne Technik. Über Sensoren registriert die Weste eine plötzliche Lageänderung – wie es bei einem Sturz der Fall ist. Außerdem kann sie erkennen, wenn es einen Zusammenstoß gibt. Innerhalb von 80 Sekunden geben die Sensoren laut Hersteller ein Signal an die eingebaute Elektrik und eine CO2-Kartusche pumpt die Weste blitzschnell auf.
Der Praxistest: gemischte Gefühle
Im Praxistest durfte Galileo-Reporter Vincent Dehler die Weste einem Trockentest unterziehen und die Kartusche einmal auslösen. Das Feedback: Sehr schnell und sehr laut. Es fühlte sich für den Reporter so an, als dürfte er sich auf einmal nicht mehr am Oberkörper bewegen. Ein seltsames Gefühl für Vincent Dehler. Laut Hersteller ist das jedoch wichtig, damit Nacken, Rücken, Brust und die lebenswichtigen Organe geschützt werden.
Im Sturztest löste der Airbag dann relativ spät aus. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Testperson den Boden berührte. Laut Hersteller ist dies nachvollziehbar, da der fingierte Sturz relativ langsam war. Bei einem „echten“ Ereignis würde das Auslösen schneller passieren. Erfahrungswerte dazu hat Helite in zahllosen Tests mit Crash-Test-Dummies gesammelt.
699 Euro kostet die Weste
Die Airbag-Weste von Helite hat ihren Preis: Stolze 699 Euro verlangt der Hersteller dafür. Das Gute: Es handelt sich nicht um einen Einmalartikel. Die CO2-Kartusche kann nachgekauft werden. Eine neue Füllung kostet dann aber noch einmal 59 Euro. Aber ist das wirklich zu viel verlangt für eventuell lebensrettenden Schutz?
Fahrrad-Airbags – quo vadis?
Der Test zeigt jedoch vermeintliche Schwachstellen. Fahrrad-Airbags sind umstritten. Einerseits gelten sie als innovativ und bieten mehr Schutz für Fahrradfahrer und E-Biker. Andererseits weisen unabhängige Stellen immer wieder auf Mängel hin.
Erst kürzlich ist Hövding, ein schwedischer Pionier der Airbag-Technik für Fahrradfahrer in die Insolvenz geschlittert. Der Grund dafür waren Sicherheitsmängel und schließlich ein Image-Verlust für das Unternehmen. Man darf gespannt sein, wie es rund um das Thema Fahrrad-Airbag weitergeht, auch bei Helite. Schließlich ist ein gestellter Testversuch eines Galileo-Reporters auch nicht wirklich repräsentativ für den Alltagseinsatz.