Auf der Design-Plattform Behance können kreative Köpfe ihre künstlerischen Projekte vorstellen. Seien es illustrierte Bilder, Modeentwürfe oder die Produkte der Zukunft. Klar, dass hier und da auch ein E-Bike auftaucht, wie zum Beispiel das Horsy. Ob es der Entwurf wohl zum Prototypen schafft?
Horsy besteht aus zwei Rohren und zwei Rädern
Das Horsy ist ein E-Bike Konzept von Emre Özsöz, einem türkischen Entwickler, der sich, wie viele andere Fahrradentwickler vor ihm, der letzten Meile verschreibt: Wie sollen Menschen kurze Distanzen, beispielsweise den Weg von und zum Bahnhof überbrücken?
Viele Fahrrad- und E-Bike-Hersteller setzen hier auf das Faltrad. Zusammengeklappt kann man es leicht in die Bahn mitnehmen oder es auch für den Urlaub mit in den Kofferraum legen. Doch Özsöz scheint das herkömmliche Faltrad nicht handlich genug. Sein Modell ist dementsprechend noch schlanker – zu schlank könnte man fast meinen.
Auszeichnung für das Design
Für seinen Entwurf hat Özsöz laut seiner Angaben bei Behance eine Auszeichnung auf der International Bicycle Design Competition gewonnen. Bei den Recherchen konnten wir das Horsy tatsächlich unter den Gewinnern finden, doch genau wie bei vielen anderen Awardträgern geht es hier wohl eher um abgefahrene Ideen als um die praxistaugliche Ausführung.
Das Horsy besteht aus zwei Rohren, an deren Unterseite sich jeweils ein Rad befindet. Pedaliert wird wie beim Dreirad für Kinder direkt am Vorderrad, welches kaum größer als ein Schubkarrenrad wirkt. Das Hinterrad ist im Entwurf noch kleiner geplant.
Um das Horsy allen Menschen zugänglich zu machen, soll der Sattel an der hinteren Stange höhenverstellbar sein. Soviel geht aus den Entwürfen jedenfalls schon hervor. Und auch die Beleuchtung wirkt gekonnt clean in dem mehr als einfachen Rahmen integriert. Das Lenkrad hingegen wirft eher tiefgreifende Fragen auf. Gelenkt wird scheinbar über einen schmalen Ring, der nicht einmal schulterbreit ist. Das sieht im Rendering vielleicht cool aus, dürfte jedoch nur wenig Kontrolle auf der Straße ermöglichen.
All die Spielereien sollen jedoch eine wichtige Funktion erfüllen: Raumeinsparung. Animationen zeigen, wie leicht sich das Horsy zusammenfalten lassen soll. Ineinander geklappt könnte man es leicht unter dem Arm transportieren – sofern man nicht vorher verunglückt ist.
Hausaufgaben in Physik nicht gemacht
Zwar sieht der Entwurf zunächst interessant aus, doch bei genauem Hinsehen fallen einige Problemzonen auf. Wie bei einem Hochrad in Miniaturform scheint der Schwerpunkt beim Horsy nicht optimal zu liegen. Die Räder liegen zu nah beieinander, eine Vollbremsung hätte wahrscheinlich die Folge, dass FahrerIn und E-Bike einen gepflegten Purzelbaum hinlegen.
Zusätzlich verhält sich das Horsy in der Kurve recht eigenartig. Eine Animation zeigt, dass die hintere Stange während der Fahrt frei beweglich ist – damit wird die Fahrt zum gewagten Balanceakt.
Wie man mit dem kleinen Vorderrad auf eine ordentliche Geschwindigkeit kommen soll, verrät Özsöz ebenfalls nicht. Sollte der Antrieb direkt am Rad funktionieren, strampeln die FahrerInnen definitiv wie eine Nähmaschine, um auf 10 km/h zu kommen. Möglich wäre als Alternative höchstens eine Antriebsart, bei welcher die Pedale vom Antriebsstrang getrennt sind und nur der Motor an den Rädern wirkt. Solche Konzepte haben wir bereits früher zu Gesicht bekommen.
Doch wo der Motor eigentlich versteckt ist und ob der Akku in den Rohren sitzt – das gehört bei Özsöz noch zum Betriebsgeheimnis – und bleibt wohl ein Designprojekt.