Bisher habe ich aufgrund ihrer komplexen Steuerung sowohl in der Freizeit als auf für Tests auf Drohnen verzichtet. Daher war ich skeptisch, als ich die Hover Air X1 in die Hand bekam. Doch diese Drohne verspricht eine komplett neue Erfahrung: eine einfache Handhabung, ohne Stress und die Komplexität bisheriger Drohnen. Sie könnte die ideale fliegende Videokamera für die Aufzeichnung von Filmsequenzen bei Fahrradfahrten, E-Bike-Touren oder Vorstellungen sein. Kann sie für diesen Einsatzzweck überzeugen? In diesem Hover Air X1 Test teile ich meine Erfahrungen.
Lieferumfang der Hover Air X1
Die Hover Air X1 kommt in einer hochwertigen Verpackung daher, in der auch ein teures Smartphone stecken könnte. Zu dem Combo Plus-Paket gehört noch ein weiterer Akku und ein Ladegerät, das zwei Akkus gleichzeitig per USB-C-Kabel aufladen kann.
Erster Eindruck und technische Daten der Hover Air X1
Mein Testexemplar kommt ganz in schwarz und wirkt im ersten Moment primär wegen seiner geringen Größe zunächst wie ein Kinderspielzeug. Einmal in die Hand genommen ändert sich das jedoch, denn die Verarbeitung ist sehr zu gut. Der winzige Gimbal fällt auf, der im Flug für die Action-Aufnahmen zuständig sein soll. Kaum vorstellbar, dass die Drohne ein fahrendes E-Bike mit 25 km/h verfolgen können soll.
Die kompakte Drohne ist speziell für den einfachen Transport konzipiert, denn sie lässt sich einfach zusammenklappen. Mit einem Gewicht inklusive Akku von nur 128 Gramm (nachgewogen) ist sie außergewöhnlich leicht. Die meisten kleinen Drohnen bleiben gerade einmal knapp unter 250 Gramm. Im zusammengeklappten Zustand misst sie ebenfalls nur 127 x 86 x 31 mm und 127 x 145 x 30 mm im ausgeklappten, flugbereiten Modus. Damit passt sie sogar entspannt in die Jacken- oder theoretisch sogar in die Hosentasche.
Fliegender Selfiestick mit Lasermessung und visueller Positionsbestimmung
Die Drohne wird als quasi selbstfliegende Kamera vermarktet, die HDR-Videoaufnahmen und das einfache Abheben und Landen von der Handfläche bietet. Ein Controller wird dazu nicht benötigt. Sie kann intelligente Flugmanöver eigenständig ausführen und ist dafür gedacht, schnell Videomaterial zu erstellen, ohne auf eine zweite Person angewiesen zu sein. Die Bezeichnung „Fliegender Selfiestick“ liest sich oft bei anderen Tests – und das, ohne ein GPS-Modul an Bord zu haben.
Wie schafft sie das? Technologisch betrachtet ist die Hover Air X1 dafür mit einer sogenannten Visual Inertial Odometry (VIO) und einem Time of Flight (ToF) System ausgestattet. Auf Deutsch übersetzt findet die Positionsbestimmung also mittels Stereo-Kameras, die den Boden aufnehmen, statt. Sie werden durch ein Laser-Höhenbestimmungssystem unterstützt. Damit kann der Hersteller komplett auf GPS verzichten und die Drohne soll ihre Position sowohl draußen als auch in Innenräumen kennen und akkurat halten können. Jedenfalls bei guten Lichtverhältnissen.
Der Gimbal mit dem Videomodul soll auch bei Wind noch stabile Filmaufnahmen gewährleisten. Videotechnisch unterstützt sie bis zu 2,7K Auflösung bei 30fps, 1080p bei 60fps und 1080p HDR. Sie fliegt zwar autonom, lässt sich aber auch über eine App steuern. Darüber lassen sich auch die erstellten Videos und Fotos herunterladen.
Die wichtigsten technischen Details im Überblick
- Gewicht: 128 Gramm
- Abmessungen (gefaltet): 127 x 86 x 31 mm
- max. Flugzeit: 11 Minuten
- max. Windwiderstand: Level 4
- max. Flughöhe: 15 Meter
- max. Flugdistanz: 30 Meter
- interner Speicher: 32 GB
Hover Air X1 Test in der Praxis
Für den Outdoor-Test geht es mit dem Tenways AGO X in die Natur. Ich klappe die Drohne auf und drücke den großen Knopf etwas länger. Nach wenigen Sekunden ist die Hover Air X1 flugbereit. Über den kleineren Knopf lassen sich die Flug-Modi wählen. Ein längerer Druck auf den Knopf ermöglicht es dir, die Länge des Flugmanövers einzustellen zum Beispiel 30 oder 60 Sekunden oder ohne zeitliche Vorgabe.
Testen der Drohne-Modi für E-Bike und Fahrrad-Touren
Ich probiere die Modi nacheinander durch und beginne mit dem Hover-Modus. Wie bei allen Modi drücke ich kurz auf den großen Knopf und halte meine Handfläche mit der Drohne darauf etwas entfernt von mir, sodass die Kamera mein Gesicht erkennt. Dann hebt sie ab und fliegt das entsprechende Manöver für den eingestellten Video-Shot.
Hover-Modus
Die Drohne schwebt auf einer bestimmten Höhe an einer Stelle und dreht sich nur horizontal, sofern sich der Nutzer oder die Nutzerin bewegt. Ideal ist diese Einstellung für alle, die ein smartes Stativ für ihre Aufnahmen benötigen. Beispiel: Vorbeifahrten in einer Kurve aufnehmen.
Orbit-Modus
Hierbei umkreist die Drohne den Benutzer beziehungsweise die Benutzerin in einem zuvor eingestellten Radius für dynamische Rundumaufnahmen. Beispiel: 360 Grad-Präsentation des Fahrrads mitsamt dem Fahrer oder der Fahrerin.
Zoom Out (Dronie)
Eigentlich ist hier eine Zoom Out und Zoom in-Funkion integriert, denn die Drohne entfernt sich schräg nach oben und kommt dann wieder zu einem zurück. Für den Hin- und Rückflug zeichnet sie jeweils ein Video auf. Mit diesem Film-Modus lässt sich langsam die Umgebung in den Shot einzubeziehen. Beispiel: Vom Fahrrad rauszoomen und zeigen, wo ich mich befinde und wie die Natur um mich herum aussieht.
Bird’s Eye-Modus
Hier fliegt die Drohne senkrecht in die Höhe, um dann wieder nach unten zu fliegen. Die Kamera ist senkrecht nach unteren gerichtet. Damit lässt sich eine Vogelperspektive erreichen, die gut für Übersichtsaufnahmen ist. Beispiel: Erst wenige Teilnehmer:innen vor einer Fahrrad-Tour zeigen und dann langsam die große Gruppe enthüllen. Oder sich selbst auf den Boden legen und dann mitsamt dem Zelt den Platz beim Camping auf dynamische Weise vorstellen.
Follow-Modus
Die Drohne folgt dir und nimmt dich und dein E-Bike oder Fahrrad von hinten auf. Dieser Modus ist für Aufnahmen während der Fahrt geeignet und unterscheidet sich daher von den anderen Modi deutlich. Hier zeigt die Hover Air X1 ihre wahre Stärke, denn du musst dich auf dem Rad mit keinem Controller herumschlagen und kannst dich auf das Fahren konzentrieren.
Beispiel: Du kannst Video-Footage von dir während der Fahrt erstellen, ohne auf eine zweite Person angewiesen zu sein. Das ist auch ein echter Sicherheitsvorteil. Denn mit einer Kamera in der Hand andere zu filmen, während du selbst Lenker, Bremse und Videoausschnitt kontrollieren musst, ist definitiv anspruchsvolles Multitasking.
Custom-Modus – Dolly Track
Der Custom Modus ist mit zwei Funktionen belegt: Dolly Track und Snapshot. Dolly Track ist für alle auf zwei Rädern besonders interessant. Denn ähnlich wie beim Follow-Modus bewegt sich die Drohne während der Fahrt – allerdings rückwärts. Sie versucht immer vor dem Benutzer oder der Benutzerin zu bleiben und so zu filmen. Damit könnten spektakuläre, dynamische Aufnahmen entstehen.
Custom Modus – Snap Shot
Hier erstellt die Drohne aus einem gewissen Abstand einige Fotos sowie einen Film, der aus diesen Schnappschüssen inklusive Hintergrund-Musik besteht. Je nach Einstellung fliegt die Drohne nach der eingestellten Flugzeit zurück.
Sobald das Aufnahmelicht an der Frontseite der Drohne von Rot auf Grün wechselt, hältst du lediglich deine Handfläche darunter und sie landet. Bei Einstellung auf kontinuierlicher Aufnahme streckst du die Hand aus. Das erkennt die Drohne. Sie fliegt zu dir und landet auf der Handfläche.
App-Bedienung und Remote-Mikrofon im Hover Air X1 Test
Die App ist zwar für den Flug nicht zwingend erforderlich, aber bietet eine gute Ergänzung für die Funktionalität. Darüber lassen sich die Modi noch präziser einstellen. Etwa der Orbit-Modus: Hier kannst du den Radius dem Umkreisen definieren und auch die Höhe über dem Boden, was sehr unterschiedliche Videoaufnehmen bringt.
Beim ersten Öffnen musst du dich anmelden und ein paar Flugminuten absolvieren, bevor anspruchsvollere Flugmanöver, wie Dolly Track möglich sind. Jeder Modus wird über eine Comic-Darstellung wunderbar illustriert.
Die spannendste Funktion für Solo-Filmermacher ist jedoch das Remote-Mikrofon. Wenn du sie aktivierst, wird während des Flugs Ton von deinem Smartphone oder einem externen Mikro aufgenommen und später mit dem Video synchronisiert. Mehr noch, das laute Geräusch der Propeller rechnet die App aus der Aufnahme heraus, sodass du klar und deutlich zu verstehen bist. Damit sind Aufnahmen während der Fahrt möglich, bei denen du auf deinem Fahrrad oder E-Bike sprichst – ohne ein extra Funkmikrofon nutzen zu müssen.
Außerdem lassen sich über die App Updates durchführen und vor allem die Fotos und Videos aus dem internen 32 GB-Speicher auf dein Smartphone laden. Dafür verbindet sich das Handy automatisch mit dem WLAN-Modul der Hover Air X1, um mehr Datendurchsatz zu ermöglichen, denn normalerweise ist sie per Bluetooth verbunden.
Wer keine Lust auf die automatischen Modi der Drohne hat, kann sie über die App auch manuell fernsteuern. Die Drohne bewegt sich dann aber recht langsam. Immobilienmakler könnten so durch Häuser und Wohnungen fliegen, um dynamisches und bildstabilisiertes Videomaterial für ihre Anzeigen zu erhalten. Aber auch harmonische Videoschwenks von einer Seite zur anderen, um Bike-Details zu zeigen, ließen sich mit der Drohne umsetzen.
Stabilität und Bildqualität und der Aufnahmen
Auch bei heftigerem Wind draußen sind die Videoaufnahmen mit der Hover Air X1 erstaunlich stabil. Das hätte ich der kleinen Drohne nicht zugetraut. Indoor-Aufnahmen sind dementsprechend dermaßen stabil, dass es so ausschaut, als wäre die Kamera auf einem Stativ angebracht.
Allerdings ist dann auf gute Lichtverhältnisse zu achten. Denn die verbaute 12-MP-Kamera der Hover Air X1 spielt ihre Stärken nur bei Helligkeit aus und sollte auch nur dann verwendet werden. Bei wenig Licht ist starkes Rauschen zu erkennen. Eine Schwäche der Kamera ist zudem, die automatische Belichtungseinstellung. Gerade bei 360 Grad-Shots ist es störend, wenn gegen die Sonne aufgenommen, das Bild übermäßig dunkel wird. Hier hätte ich mir ein Fixieren der Belichtung in der App gewünscht. Das ist aber eine Softwareanpassung und könnte mit einem der nächsten Updates noch kommen.
Was nicht durch Software zu ändern ist, ist der verbaute Video-Sensor. Der ist nach meinen Tests mit einem Sensor aus einem besseren Mittelklasse-Smartphone zu vergleichen. Er macht daher Aufnahmen, die für die Familien-Whatsapp-Gruppe oder für soziale Medien perfekt geeignet ist. Mit Einschränkung lassen sich mit dem Video-Material auch Youtube-Videos ergänzen – gerade dann, wenn es sich um Fahrsequenzen handelt oder andere Aufnahmen, die allein so nicht möglich wären. Für den professionellen Einsatz müsste die Videoqualität allerdings noch besser sein.
Akkulaufzeit und Reichweite
Die kleinen und leichten Akkus lassen sich in der Drohne laden oder im Doppel-Lader aus dem Combo-Kit. Per USB-C an der Drohne geladen, dauert es rund 55 Minuten, bis der Akku 100 % voll ist, im Ladegerät sind es nur 35 Minuten.
Die Flugzeit ist abhängig vom Modus. Während etwa 10-11 Minuten beim Hover-Modus, also dem Stativ-Modus möglich sind, sind es bei schnellen Flügen im Follow-Modus etwa 6-7 Minuten. Wer also eine Powerbank und das Ladegerät dabei hat, kann zwei bis drei Akkus auf einer Tour immer mal wieder nachladen und so öfter schöne Luftaufnahmen mit der kleinen Drohne machen.
Klassischerweise wird bei Drohnen auch die Reichweite angegeben. Bei der Hover Air X1 ist das nicht so relevant, da sie meist autark fliegt und ohnehin für den Nahbereich mit einer maximalen Höhe von 15 m ausgelegt ist. Über die App manuell gesteuert, ist die Reichweite vom aufgebauten WLAN abhängig.
Bedienung, Handling und Kollisionsschutz während der Fahrt
Als magisch lässt sich die Bedienung beschreiben. Der Start von der Handfläche und das Landen darauf könnten unkomplizierter nicht sein. Genau solch eine Drohne habe ich mir schon immer gewünscht. Damit sind schnell Drohnenaufnahmen gemacht, die sonst vielleicht mit einer klassischen Drohne mit Controller nicht gemacht worden wären. Wie schnell eine Drohne ausgepackt, eingerichtet, startklar und dann wieder eingepackt ist, ist ein entscheidender Faktor dafür, wie oft du sie nutzt.
Dennoch hat die Hover Air X1 ein paar Einschränkungen. Sie bietet zum Beispiel keine Kollisionserkennung. Damit liegt es an dir, zu beurteilen, welchen Radius sie beispielsweise beim Orbit-Flug fliegen darf. Noch herausfordernder wird das beim Dolly-Track Modus auf einem Fahrrad oder E-Bike. Nur auf einer ebenen Fläche mit viel Platz und ohne Kurven kannst du dich entspannt von vorn filmen lassen. Auf Waldwegen mit vielen Windungen wird das dann deutlich schwieriger. Beim Follow-Modus jedoch ist von der fehlenden Kollisionserkennung kaum etwas zu merken. Die Drohne scheint exakt deinem Kopf zu folgen. Dadurch macht sie alle Bewegungen von dir mit. Ich habe vieles versucht, aber ich konnte sie nicht zum Absturz bringen.
Abstürze sind allerdings in Innenräumen passiert, wenn ich beispielsweise um eine Ecke laufe und die Drohne eben den kürzesten Weg nehmen will. Dann fliegt sie gegen das Objekt, entweder sanft oder auch intensiver – je nach deiner Geschwindigkeit. Bei einer leichten Kollision versucht sie sich zu stabilisieren und weiterzufliegen oder sanft zu laden, bei einer stärkeren fällt sie zu Boden. Durch ihr geringes Gewicht und die komplett eingeschlossenen Rotoren kam es bei den wenigen Unfällen allerdings zu keinen Schäden.
Test-Fazit zur Hover Air X1
Die Hover Air X1 hat mich von der Einfachheit der Drohnen-Steuerung überzeugt. Trotz Einschränkungen wie der Bildqualität auf Mittelklasse-Smartphone Niveau und dem Fehlen einer Kollisionserkennung ist sie eine robuste, vielseitige und einfach zu bedienende Drohne. Ihre Flugmodi bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um kreative Fahrrad- und E-Bike-Videos zu erstellen. Für Drohnen-Einsteiger oder diejenigen, die eine tragbare und unkomplizierte Drohne suchen, ohne sich viel mit der Technik beschäftigen zu wollen, könnte die HOVER Air X1 eine gute Wahl sein.
Hover Air X1 kaufen
Erhältlich ist die Hover Air X1 direkt im Onlinestore der Firma Zero Zero Robotics oder bei Amazon. Sie startet in Schwarz und in Weiß bei aktuell 389 EUR, als Combo Kit mit zwei oder drei Akkus ist sie für 449 EUR oder 489 EUR zu haben.