Am E-Bike-Markt brodelt es erneut. Obwohl wir gerade aus den absoluten Boom-Jahren für die Fahrrad-Branche kommen, häufen sich die Meldungen von Insolvenzen und finanziellen Notlagen. Nun ist mit dem Schweizer Hersteller Flyer sogar eine renommierte Marke der oberen Klasse ins Straucheln geraten.
E-Bike-Hersteller geraten häufiger in Schieflage
In den letzten Jahren gab es vor allem positive Nachrichten am E-Bike-Markt. Die Verkaufszahlen stiegen 2022 auf ein Rekordhoch und die Nachfrage war ungebrochen. Doch der Markt konnte die Nachfrage teilweise nur schwer bedienen. Lieferengpässe setzten den Herstellern zu. Noch dazu kamen Auflagen und Einschränkungen aus den Corona-Jahren.
Der deutsche Hersteller Prophete weckte die Öffentlichkeit Ende 2022 mit seiner Insolvenz auf: Nicht überall läuft es gut. Auch der prominente Fall der Insolvenz von VanMoof zeigte, dass nicht alle Hersteller fähig waren, sich an die Marktsituation anzupassen. Beide Unternehmen wurden aufgekauft, schließlich erwarten die Investoren weiterhin eine hohe Nachfrage, doch einfach wird die Rettung der Unternehmen nicht.
80 Stellen in der Schweiz sind gefährdet
Anderswo ist jedoch die gesunkene Nachfrage das Hauptproblem: so soll es auch in der Schweiz kriseln: Laut Informationen der Berner Zeitung droht vielen Mitarbeitern beim E-Bike-Hersteller Flyer der Verlust des Arbeitsplatzes. 80 von 300 Stellen stehen im Gespräch, gestrichen zu werden. In der „Information bezüglich möglicher Massenentlassung“ betont Flyer, wie ernst die Lage ist: Bei dem Hersteller seien die Umsätze innerhalb des letzten Jahres beinahe um 50 Prozent eingebrochen. Die Nachfrage ebbte deutlich ab.
Die Kündigung der Mitarbeiter ist allerdings noch nicht spruchreif. Bei der Mitteilung handelt es sich um einen gesetzlich notwendigen Warnruf. Fällt den Mitarbeitern und Unternehmern innerhalb von zwei Wochen keine Möglichkeit ein, das Unternehmen wieder aufzupäppeln, ist die Entlassung die letzte Option. Momentan arbeitet das Unternehmen schon an einem Sozialplan.
E-Bike-Hersteller haben unterschiedliche Probleme
Mit den Problemen von Prophete oder VanMoof ist der Fall Flyer nicht zu vergleichen. Prophete wurde zusätzlich zu Lieferengpässen von Hackern attackiert. VanMoof hatte vor allem wegen der hohen Anzahl an Rückläufern massive Probleme, die Kosten für Reparaturen und Co. zu decken. Die Kombination aus exklusiven Bauteilen und einem sehr zentralen Reparaturservice kostete das Unternehmen Millionen.
Bei Flyer hingegen kann die finanzielle Notlage auf ein allgemeines Problem hinweisen. Der Hersteller produziert seit Jahrzehnten Fahrräder und E-Bikes von sehr hoher Qualität, räumt am laufenden Band Awards ab und hat ein weites Händlernetzwerk. Viele Kunden sind glücklich mit ihren E-Bikes. Hier ist es weniger das operative Geschäft, als viel mehr die sinkende Nachfrage nach hochpreisigen E-Bikes, welche dem Unternehmen zu schaffen macht. Und dies könnte sich bald auch bei anderen Herstellern abzeichnen.