Shared Mobility gilt als eine der großen Hoffnungen für die Mobilitätswende. Öffentlich zugängliche E-Bikes und E-Scooter spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Doch eine Schweizer Studie zeigt nun: Die öffentlich zugängliche E-Mikromobilität ist gar nicht immer so grün.
Wer ersetzt was?
Eigentlich ist es recht simpel: Das eigene Auto gilt als das schwarze Schaf der nachhaltigen Mobilität. Gerade im urbanen Raum verursachen Autos durch zähfließenden Verkehr sowie ständigem Anfahren und Abbremsen hohe Emissionen. Wer stattdessen mit dem E-Bike oder Bus und Bahn unterwegs ist, verursacht auch Emissionen, aber weit aus weniger als der Verbrenner.
Zuvor haben bereits einige Studien die Rolle von E-Bikes als Emissions-Einsparer verdeutlicht. Zwar sind E-Bikes nicht emissionsärmer als herkömmliche Fahrräder oder gar der Weg zu Fuß, dennoch ersetzten die Elektrobikes in den bisherigen Studien immer genügend Autofahrten, um ihr Mehr an Emissionen durch ersetzte Fahrradfahrten zu kompensieren.
Einzig und allein der Umgang mit dem ÖPNV ist in den Studien etwas holprig. Generell ist das E-Bike zwar sparsamer als der ÖPNV, wenn Instandhaltungskosten, Energiekosten und ähnliches in die Emissionen miteinberechnet werden. Doch da die Infrastruktur ohnehin besteht und der Bus oder die Bahn in der Regel regelmäßig fährt, kostet jeder weitere Mitfahrer keine Emissionen.
Miet-E-Bikes werden anders genutzt
E-Bikes haben demnach das Potenzial, die Mobilitätswende voranzutreiben. Doch nicht immer wird das wirklich ausgenutzt. Während vorherige Studien den Blick vor allem auf private E-Bikes richteten, stellt eine neue Studie der ETH-Zürich nun fest: Ganz so rosig sieht es nicht aus.
Was für die privaten E-Bikes gilt, stimmt für Miet-E-Bikes nämlich nicht. Das liegt nicht an der Qualität der E-Bikes, sondern am Nutzungsverhalten. FahrerInnen, die auf Share-E-Bikes zurückgreifen, ersetzen damit nämlich meist Fahrten, die sie ansonsten emissionsärmer zurückgelegt hätten: Mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV.
Noch düsterer sieht es für den öffentlich zugänglichen E-Tretroller aus: Dieser steht in puncto Emissionen nicht allzu weit hinter dem eigenen Auto – eben weil er für gewöhnlich nachhaltigere Bewegungsarten, vor allem den Weg zu Fuß, ersetzt.
E-Bike-Nutzung in Zürich nicht umweltfreundlich
Um an die nötigen Daten zu gelangen, haben die ForscherInnen Fahrprofile von 500 verschiedenen FahrerInnen im Stadtgebiet Zürich erhoben und analysiert. Außerdem haben sie gefragt, welches Verkehrsmittel die VersuchsteilnehmerInnen genommen hätten, wenn sie nicht mit dem öffentlichen E-Bike gefahren wären.
Neben den Einblicken in die Problematik der öffentlichen Mikromobilitätsangebote hat die Studie noch weitere interessante Daten erbracht: Für einen E-Scooter laufen die Züricher durchschnittlich nur 60 Meter zu Fuß, für E-Bikes sind es hingegen 200 Meter. Wer ÖPNV fährt, tut nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch für die Fitness. Im Durchschnitt laufen die Züricher 400 Meter, um zu einer Bushaltestelle oder Tram-Station zu gelangen.
Nützliche Daten für Mobilitätsplanung
Minus mal Minus ergibt also weiterhin Plus. Shared Mobility spart zwar Parkplätze im urbanen Raum und E-Mobilität spart Emissionen, doch die Kombination wirkt sich negativ auf die Emissionsbilanz aus. Dennoch gibt die Studie der ETH Zürich einen Hoffnungsschimmer: Richtig angewandt, kann elektrische Mikromobilität die Städte weiter entlasten.
Wichtig ist vor allem die Länge der Trips. Gerade am Stadtrand könnten öffentliche E-Scooter für „die letzte Meile“ den ÖPNV unterstützen. Je kürzer jedoch die zurückgelegte Strecke ist, desto eher ersetzt der Scooter oder das E-Bike eine Fahrradfahrt oder den Weg zu Fuß.
In einem Punkt zieht die Züricher Studie jedoch mit vorherigen Studien gleich: Die Verbreitung des privaten E-Bikes sorgt insgesamt für geringere Emissionen.