Immer wieder gibt es Vorstöße der Polizei gegen getunte E-Bikes vorzugehen. Wo hierzulande Beamte noch manuell ermitteln, hat ein Nachbarland massiv aufgerüstet und knapp 250 Prüfstände eingerichtet.
Wie lassen sich E-Bikes tunen?
In Deutschland gilt, dass E-Bikes zulassungsfrei sind, die bei 25 km/h abriegeln, und deren Motor nicht mehr als 250 Watt Nenndauerleistung hat. E-Bikes, die diesen Richtlinien nicht entsprechen, müssen als S-Pedelec zugelassen werden und ein Versicherungskennzeichen tragen.
Auch wenn die Hersteller die E-Bike-Motoren so konzipieren, dass sie bei 25 km/h abriegeln, lässt sich diese Einstellung teilweise mit einer speziellen Hardware umgehen. Dazu ist lediglich ein kleiner Chip nötig, der im Motorraum befestigt wird. Um einen solchen Speed-Box-Chip anzubringen, braucht man nur ein bisschen Werkzeug und eine Viertelstunde Zeit. Und dann lässt sich ein E-Bike je nach Modell im Extremfall bis auf 70 km/h beschleunigen.
Immer weiter verbreitet sind auch E-Bikes aus China, die eigentlich für den internationalen Markt gebaut sind und deshalb die Endgeschwindigkeit oft per Software freigeschaltet werden kann.
Was ist das Problem mit getunten E-Bikes?
Ist man mit einem getunten E-Bike auf einer öffentlichen Straße oder auf einem Radweg unterwegs, verstößt man je nach Land gleich gegen eine ganze Reihe von Regeln. Denn das E-Bike gilt dann nicht mehr als Fahrrad, sondern verkehrsrechtlich als Leichtkraftrad. Dafür ist in Deutschland ein Führerschein nötig. Zudem gilt die Versicherungs- und Helmpflicht.
Bei einem Unfall steigt die Versicherung aus
Äußerst problematisch ist es, wenn man mit einem getunten E-Bike einen Unfall baut. Denn dann besteht kein Versicherungsschutz. So kann es für den Fahrer zu kostspieligen Folgekosten kommen. Zudem erlischt bei einem getunten Fahrrad auch die Herstellergarantie und das Verletzungsrisiko aufgrund der höheren Geschwindigkeit steigt.
Prüfständen gegen getunte E-Bikes in den Niederlanden
In den Niederlanden sind seit kurzem 247 Rollenprüfstände im ganzen Land im Einsatz, die zur Überprüfung von E-Bikes eingesetzt werden sollen. So können Polizisten die Höchstgeschwindigkeit der Pedelecs überprüfen und damit gezielt getunte Modelle aus dem Verkehr ziehen. Die Regierung reagiert damit auf die steigende Zahl von schweren E-Bike-Unfällen. Im Jahr 2022 verzeichnete die Niederlande nämlich einen neuen Höchststand bei Fahrradtoten und konnte einen Zusammenhang mit der steigenden Anzahl an Elektrofahrrädern und S-Pedelecs, die bis zu 45 km/h fahren dürfen, nachweisen.
Prüfstände auch in Österreich
Wie die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ berichtet, waren auch in Österreich schon mobile Prüfstände im Einsatz. Allerdings wurde in einem Fall gegen die nicht korrekte Anwendung eines solchen Prüfstandes rechtlich vorgegangen. Im konkreten Beispiel handelte es sich um einen Mopedprüfstand, der zu ungenau ist, um das Abschalten eines E-Bikes-Motors zu erkennen. In Österreich ist ein flächendeckender Einsatz von Prüfständen daher aktuell kein Thema.
In Deutschland ist aktuell ebenfalls kein flächendeckender Einsatz von Rollenprüfständen geplant. Allerdings ist auch hierzulande schon punktuell geschultes Personal unterwegs. In Berlin gibt es beispielsweise eine Fahrradstreife, die gezielt nach getunten E-Bikes Ausschau hält und die Fahrräder im begründeten Verdachtsfall durch einen Sachverständigen und einen Prüfstand überprüfen lassen. Auch in anderen Städten werden E-Bikes vermehrt unter die Lupe genommen.