Fahrräder und E-Bikes machen sich zunehmend auf den Straßen breit. Laut des Artikels „Stadtverkehr in Deutschland-wem die Straße wirklich gehören sollte“ des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ werden aufgrund von zugeparkten Straßen, Staus und Lärm zukünftige Verkehrskonzepte Autos weniger stark berücksichtigt als bisher. Velos und Elektrofahrräder sind im Kommen. Neben Notwendigkeiten wie neuen Fahrradwegen und entsprechenden Leitsystemen müssen Räder aber auch Raum zum „Parken“ erhalten. Gerade teurere E-Bikes werden zukünftig wohl selten einfach am Bahnhof abgestellt, da die Gefahr des Diebstahls so hoch ist. Parkhäuser für Zweiräder erleben daher gerade eine Belebung. Das größte Deutsche steht in Münster am Hauptbahnhof und fasst 3.300 Plätze. Wie lassen sich zukünftig auf kleinem Raum aber eine große Anzahl von Pedelecs oder S-Pedelecs unterbringen?
Diese Frage hat sich wohl die Firma e-bike-mobility aus Markdorf bei Friedrichshafen gestellt. Die Antwort heißt „Biketower“ und soll sich an Städte, Kommunen und Unternehmen richten, die eine Kombination aus platzsparender Garage, einem vollautomatischen Verleihsystem und einer Ladestation für Elektrofahrzeuge suchen. Die vorgestellt Variante bietet Platz für bis zu 112 Fahrräder oder E-Bikes. Was kann das System konkret?
Der Biketower ist eine modular aufgebaute Stahlkonstruktion, der eine Grundfläche von 28,5 Quadratmetern benötigt und bis zu sieben Etagen in die Höhe gebaut werden kann. Der Radler stellt sein Fahrrad oder E-Bike in eine Sicherheitsschleuse. Von dort aus wird es vollautomatisch zu einem freien Platz befördert. Je nach Bedarf lässt sich ein Elektrofahrrad-Akku in einer dafür vorgesehenen Ladestation mit Strom versorgen. Die Entnahme des Rades erfolgt ebenfalls eigenständig durch den Fahrradeigentümer. Auch Leihräder lassen sich über den „Biketower“ vermieten und das rund um die Uhr. Die Abrechnung von Park-, Miet- oder Ladegebühr erfolgt über die EC- oder die Kreditkarte. Ein gesonderter Parkschein ist nicht nötig. Das Konzept wurde im Rahmen der Eurobike 2011 mit dem Eurobike Green Award 2011 ausgezeichnet.
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Ob sich eine Kommune ein Parkhaus anschaffen kann, liegt in erster Linie auch an der Finanzierung. Nach Unternehmensangaben seien die Investitionskosten aufgrund von Fördermitteln und sonstigen Einnahmen überschaubar. Sonstige Einnahmen meint beispielsweise Werbung an der Außenhülle, die durch LED-Technologie zu illuminieren ist. Die Betriebskosten seien durch die Einnahmen aus dem laufenden Betrieb und Mieteinnahmen gedeckt.
Wie bei vielen aktuellen Projekten, zum Beispiel der E-Bike-Tankstelle von Donauer, kommen auch in diesem Fall Fotovoltaikmodule zur umweltfreundlichen Energieerzeugung zum Einsatz. Die Gemeinde Meckenbeuren ist derzeit die erste Kommune Europas, die einen „Biketower“ in Betrieb genommen hat. In den kommenden Monaten sei der Aufbau weiterer Biketower geplant. Hierzu kooperiert das Markdorfer Unternehmen unter anderen mit der Deutschen Telekom AG sowie Kommunen und Stadtwerken.