Der belgische Personaldienstleister Acerta Consult hat kürzlich erneut sein jährliches Mobilitätsbarometer vorgestellt – mit interessanten Ergebnissen. Denn in Belgien nutzen 40 % der Berufstätigkeiten zumindest für einen Teil des Weges das Fahrrad bzw. E-Bike oder einen Roller. Das sind so viele Menschen wie noch nie.
15 % verlassen sich rein aufs Fahrrad, um zur Arbeit zu kommen
Das Nachrichtenportal vrtnws berichtet, dass laut dem Mobilitätsbarometer über 15 % der Belgier den Weg zur Arbeit komplett mit dem Fahrrad oder dem Roller zurücklegen. Knapp ein Viertel (22 %) kombinieren Fahrrad und Auto, um zur Arbeit zu kommen.
Zwar nutzten noch knapp 80 % der Befragten das Auto für den Weg zur Arbeit, doch diese Zahl tendiert leicht nach unten. Während es 2022 noch 78,3 % waren, lag der Anteil im Jahr 2023 bei 77,7 %. Aber immerhin handelt es sich bei den Autos immer öfter um ein E-Auto oder ein Hybrid-Fahrzeug. Zum Vergleich: Laut Statista nutzen in Deutschland nur etwa 23 % der Pendler das eigene Fahrrad für den Weg zur Arbeit.
Der Trend zum Fahrrad wird immer stärker
Was das Barometer deutlich zeigt: In Belgien nutzen von Jahr zu Jahr mehr Menschen das Fahrrad bzw. ein E-Bike, um zur Arbeit zu fahren. Während es im Jahr 2021 33 % waren, waren es im Jahr 2023 39 %. Für den deutlichen Anstieg könnten auch finanzielle Aspekte eine Rolle spielen. In Belgien gibt es für die Fahrradfahrten mittlerweile eine Fahrtkostenpauschale. Diese soll die Nutzung des Fahrrads merklich befeuert haben.
Fahrradfahren lohnt sich: Die Fahrradkostenpauschale
Wer in Belgien mit dem Fahrrad zur Arbeit radelt, erhält seit Mai 2023 für jeden gefahrenen Kilometer bis zu 27 Cent Einkommen steuerfrei. Die Pauschale ist auf 40 Kilometer pro Tag begrenzt. Wer sie maximal ausnutzt, kann täglich Steuerersparnisse von 10,80 Euro einfahren. Bei 20 Arbeitstagen pro Monat sind das schon 216 Euro. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Fahrrad ohne Motor oder um ein E-Bike handelt.
Das System ähnelt stark den hiesigen Gesetzen: Auch in Deutschland spielt das Verkehrsmittel bei der Pendlerpauschale keine Rolle. Wer mit dem Fahrrad oder E-Bike zur Arbeit fährt, kann das genauso geltend machen, wie die Kilometer mit dem Auto. Der Anstieg der Pendler in Belgien zeigt aber, dass solche indirekten Förderungen eine positive Auswirkung auf die Mobilitätswende haben.
Auch die Infrastruktur zählt: Die belgischen Fahrradautobahnen
Doch wenn es die Pauschale in beiden Ländern gibt: Warum pendeln die Belgier lieber als die Deutschen? Neben der Fahrradkostenpauschale trägt vor allem die Infrastruktur dazu bei, dass die Belgier gerne aufs Fahrrad steigen: die Fahrradautobahnen oder „Cyclostrade“, wie die Radschnellwege in der Landessprache heißen. Diese Strecken sind mehr als ein Radweg, sondern sozusagen eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für Radfahrer.
Zwischen mehreren großen Städten gibt es eigens für Radfahrer ausgebaute Strecken, die einen zusätzlichen Anreiz bieten, das Auto stehenzulassen und aufs Fahrrad zu steigen. Ziel ist es, ein umfassendes Netzwerk aufzubauen, um Handel, Industrie, Arbeitsstätten und Schulen zu verbinden.
Ein Beispiel ist die knapp 60 km lange Strecke von Antwerpen nach Gent oder die Strecke von La Hulpe nach Brüssel. Und es gibt sogar eine grenzüberschreitende Fahrradbahn, die vom belgischen Brügge ins niederländische Sluis führt.