Die Zendure Hyper Serie ist ein Plug-and-play System aus intelligentem Hybridwechselrichter und erweiterbarem Heimspeicher. Wie leistungsfähig, flexibel und intuitiv das steckerfertige System ist, erfährst du in diesem Test.
SolarFlow Hyper: Ausstattung und Möglichkeiten
Das neue Hyper-System bietet eine ziemlich umfassende Lösung im Heimspeicherbereich und ist unheimlich flexibel. Denn es kann mit verschiedenen Bausteinen sehr unterschiedliche Anwendungen abdecken.
Zum einen bietet der Hersteller einen Hybridwechselrichter mit App- und Cloudanbindung an, zum anderen verschiedene Speicherpakete. Das System kann nicht nur kleinere Solaranlagen oder Balkonkraftwerke direkt aufnehmen, sondern lässt sich auch als AC-Speicher nutzen. Zudem ist es auch möglich, mehrere Hypermodule an verschiedenen Standorten zu betreiben, die dann miteinander kommunizieren können.
Für jede Anwendung ist ein Hyper Hybridwechselrichter erforderlich, der mit unterschiedlich großen Akkumodulen kombiniert werden kann. Zur Verfügung stehen Speicherpakete mit jeweils knapp 1 kWh und 2 kWh Kapazität. An einem Wechselrichter können bis zu vier 2-kWh-Einheiten installiert werden, was einer Gesamtkapazität von 7,68 kWh entspricht. Insgesamt wäre es sogar möglich mit mehreren Hyper-Standorten die Speicherkapazität im gesamten Haus auf bis zu 23,04 kWh zu erweitern.
Erhältlich ist der SolarFlow Hyper Wechselrichter derzeit für 699 Euro. Beim Speicherpaket werden für die größere 1,92 kWh Batterie AB2000 ebenfalls 699 Euro, für die kleinere AB1000 Batterie mit 0,96 kWh 399 Euro fällig.
Ein steckerfertiges Heimspeichersystem mit 7,68 kWh Kapazität ist demnach für 3.495 Euro zu haben. Zum System bietet Zendure auch flexible Solarmodule mit 210 W an. Ein Set aus zwei Stück, inklusive Edelstahl-Kabelbinder und Parallel-Anschlusskabel (Y-Verbinder), kostet im Shop 299 Euro.
Hyper-Hyper: Qualität und erster Eindruck
Für den Test habe ich mir zwei Hyper-Wechselrichter und zwei AB2000 Akkus besorgt. So konnte ich sowohl herausfinden, wie die Einheiten zusammen, als auch einzeln performen. Beim Aufbau hat sich schnell gezeigt, dass alle Komponenten extrem hochwertig verarbeitet sind und hier offensichtlich auch Wert auf Design gelegt wurde. Der Hybridwechselrichter ist äußerst kompakt gestaltet und sitzt im Betrieb direkt auf dem Akku. Das System ist ohne Frage ziemlich schick und könnte sicher auch im Wohnzimmer aufgestellt werden.
Auch die Solarmodule sind von guter Qualität. Mit der mitgelieferten Befestigung und den vorhandenen Ösen am Modul selbst könnten die Solarpanels sehr schnell und ohne großen Aufwand beispielsweise am Balkongeländer installiert werden. Das hat auch in Mietwohnungen einen großen Vorteil: Um mit dem Hyper-System zu Hause Strom produzieren zu können, muss man nicht unbedingt schrauben, bohren oder klemmen. Und um die Basic-Fähigkeiten des Systems nutzen zu können, ist man auch nicht auf einen Elektriker angewiesen. Denn auch der Anschluss ist steckerfertig und damit kinderleicht.
Technische Daten vom SolarFlow Hyper
Auch die technischen Daten versprechen viele Möglichkeiten. Denn der Hyper-Solarwechselrichter hat schon zwei MPP-Tracker verbaut, was für so einen kleinen Wechselrichter durchaus beachtlich ist. Damit können beispielsweise verschiedene Solarmodulausrichtungen am gleichen Wechselrichter realisiert werden.
Durch die geringe Baugröße orientieren sich die technischen Möglichkeiten allerdings an denen, der meisten anderen Mikrowechselrichter auf dem Markt. Denn der MPPT Eingang verträgt nur eine maximale Eingangsspannung von 55 V. Die meisten aktuellen Solarmodule auf dem Markt, haben ganz grob gesagt eine Leerlaufspannung zwischen 35 V und 45 V. Das bedeutet, dass die Module zwingend parallel angeschlossen werden müssen, da sich bei einer Reihenschaltung die Spannung addiert. Damit würde die Eingangsspannung von 55 V schon bei zwei Modulen überschritten werden.
Zum Vergleich: mein kleinster Wechselrichter von Solis mit 900 W Nennleistung schaltet sich bei 50 V erst ein und verträgt bis zu 500 V Eingangsspannung am MPPT. Der SolarFlow Hyper 2000 kann theoretisch bis zu 2400 W Solarleistung aufnehmen (empfohlen wird zwischen 350 W – 600 W pro MPPT), es kommt allerdings darauf an wie. Mehrere Module sind also immer parallel anzuschließen. Dafür bringt der Wechselrichter pro MPPT zwei Anschlüsse mit. Insgesamt sind am Hyper also vier Eingänge. Ganz nachvollziehen kann ich diese Ausstattung nicht, denn um jedes Modul einzeln anzuschließen, wäre mir der Kabelaufwand viel zu groß. Wer an den Hyper bestehende Module auf dem Dach direkt anschließen will, muss daher genau prüfen, ob das funktioniert.
Für die Einspeisung oder zum Laden des Akkus über Netzstrom bringt der Hyper eine Leistung von 1.200 W auf. Bei mehreren Hyper-Einheiten im Stromnetz sind es sogar bis zu 1.800 W. Damit du in Deutschland die maximale Einspeisegrenze von 800 W nicht überschreitest, kann sowohl die Aus- als auch die Eingangsleistung eingestellt werden.
Das SolarFlow Hyper System von Zendure kann also prinzipiell ein Mikrowechselrichter für Balkonkraftwerke sein oder als vollwertiger AC-Speicher mit 1.200 W bis 1.800 W Ausgangsleistung dienen.
Zendure SolarFlow Hyper: Praxistest
Um das System mit all seinen Facetten zu testen, habe ich mich dafür entschieden, die Einheiten gesplittet aufzubauen. An dem einen Hyper hängen zwei bereits vorhandene, parallel angeschlossene 405 Watt Solarmodule. Der andere Hyper soll als AC-Speicher den Überschuss der PV-Anlage auf meinem Dach per Steckdose aufnehmen.
Prinzipiell funktioniert das System in der Praxis genauso, wie von Zendure beworben: Einstecken, App einrichten und los gehts. Für die Verwendung muss ein Konto bei der Zendure Cloud angelegt werden. Anschließend werden eigentlich schon alle Hyper-Bauteile im Heimnetz automatisch gefunden, die dann dem eigenen WLAN-Netz hinzugefügt werden können.
Die App selbst ist modern gestaltet und übersichtlich, hat aber derzeit noch ein paar Übersetzungsprobleme. Beim ersten Einrichten mussten in meinem Fall direkt etliche Updates der verschiedenen Geräte-Firmwares durchgeführt werden. Eigentlich ein gutes Zeichen, wie ich finde.
Nachdem alles auf dem neuesten Stand ist, läuft der Wechselrichter mit den angeschlossenen Modulen direkt los und produziert wie erwartet Strom. In der App lässt sich der Status jederzeit mit Echtzeit-Daten abrufen, was mir sehr gut gefällt.
Im Betrieb fällt mir auf, dass der Wechselrichter aufgrund seiner Baugröße bei häufig wechselndem Leistungswechsel auch recht warm werden kann. Hier funktioniert der Übertemperaturschutz allerdings gut und gibt sogar per Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone eine Warnung aus.
Verbindung mit Smart Meter & Shelly-Cloud
Interessant wird das Hyper-System so richtig mit einem verknüpften Smart-Meter. Für die Nutzung des Systems als AC-Speicher und mehreren PV-Systemen im Haushalt ist dieser auch obligatorisch. Neben eigenen Lösungen von Zendure ist dafür meiner Meinung nach ein Shelly Pro 3 EM die beste Variante. Denn der Shelly Smart-Meter lässt sich problemlos verknüpfen und kann darüber hinaus auch noch für andere Hausautomationen genutzt werden.
Beim Shelly Pro 3 EM handelt es sich um einen Smart-Meter, der im Sicherungskasten eingebaut wird und dort alle Ströme misst, die im Haushalt fließen. Somit lässt sich in Echtzeit feststellen, ob gerade Solar-Überschuss herrscht oder deine Verbraucher mehr Energie benötigen, als produziert wird. Je nachdem wird der Zendure Akku entweder geladen oder er gibt Strom ab. Damit ist mit dem Zendure-System auch eine Null-Einspeisung möglich. Denn der SolarFlow Hyper versucht im Zusammenspiel mit dem Shelly Pro 3 EM den Stromzähler auf Null zu halten, damit kein Strom aus dem öffentlichen Stromnetz verbraucht wird. Das gelingt auch ziemlich gut und die Einspeisung schwankt um nur wenige Watt. Meine große PV-Anlage mit Eastron Smart-Meter bekommt das zwar noch genauer hin, muss allerdings auch nicht über verschiedene Clouds kommunizieren.
Für die Installation eines Smart-Meters ist allerdings ein Elektriker erforderlich, da er im Sicherungskasten eingebaut werden muss. Zendure unterstützt darüber hinaus auch eine Variante mit smartem Zwischenstecker, den man selbst installieren kann. Damit kann die Leistung des Hypers allerdings nur auf einzelne Verbraucher optimiert werden, nicht jedoch auf Verbraucher im ganzen Haus. Neben dem Shelly Pro 3 EM wird auch der Shelly 3 EM und ein paar weitere Messeinrichtungen unterstützt.
Verschiedene Modi beim SolarFlow Hyper
Für den Betrieb im Zuhause bringt Zendure verschiedene Einstellmöglichkeiten und Modi mit. Zum einen kannst du ganz stupide die Ein- und Ausgangsleistung einstellen und das System so arbeiten lassen. Zum anderen lassen sich verschiedene Energiepläne wie eine zeitbasierte Steuerung, einen intelligenten Smart-Modus sowie eine Steuerung nach dynamischem Strompreis nutzen.
Steuerung nach Strompreis
Die Strompreis-Steuerung konnte ich leider nicht ausprobieren, da ich keinen dynamischen Stromtarif nutze. Prinzipiell ist das allerdings eine coole Option, denn Strompreise sind direkt integriert. Als Quellen für aktuelle Preise stehen zum Testzeitpunkt Nord Pool und rabot.energy zur Verfügung. Bei letzterem lässt sich sogar direkt das eigene Vertragskonto verknüpfen.
Steuerung nach einer Zeitspanne
Wenn kein Smart-Meter vorhanden ist oder man sich nicht mit vernetzten Steckdosen auseinandersetzen will, kann der Hyper auch mit festgelegten Zeitplänen gesteuert werden. Damit ist es möglich, den Hyper beispielsweise nur Nachts zu entladen.
Intelligenter-Modus
Da ich die sensorbasierte Steuerung in Verbindung mit einer Überschussmessung für am sinnvollsten erachte, habe ich mich im Test hauptsächlich damit auseinandergesetzt. Einmal verbunden, klappt die Ein- und Ausgangssteuerung des Hypers damit problemlos. Misst der Shelly Überschuss, wird der Akku geladen. Wird mehr verbraucht, wird der Akku entladen und der Hyper speist in das Hausnetz ein. Das Unintelligente an dieser Variante ist allerdings, dass hierbei die Ausgangsleistung nicht eingestellt werden kann, bzw. berücksichtigt wird. Das hat zur Folge, dass das System in diesem Modus mit mehr als 800 Watt einspeisen kann, was über der erlaubten Grenze liegt. Man sollte sich hier also Gedanken machen, wo man den Hyper an die Steckdose anschließt, damit es nicht zur Überlast kommt. Es sollte dann ein Stromkreis sein, an dem sonst keine großen Verbraucher betrieben werden.
Alles in allem funktioniert der Modus wirklich gut und reagiert innerhalb von Sekunden. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Daten über zwei verschiedene Clouds ausgetauscht und abgeglichen werden.
Dass beide Hyper-Standorte im intelligenten Modus arbeiten, hat in meinem Testaufbau allerdings leider nicht konstant gut funktioniert. Bei mir konnte immer nur jeweils ein Hyper zuverlässig die Daten vom Shelly abgreifen. Ein Software-Thema, das vermutlich mit der Zeit behoben wird.
In diesem Modus ist es also möglich, den Hyper komplett als AC-Speicher zu nutzen. Auch ohne direkt am Hyper angeschlossene Solarmodule. Neben der Überschussstromverfolgung stehen im Intelligenten-Modus auch noch Möglichkeiten zur Verfügung, sich nach einer bestimmten Zeitspanne mit festgelegter Ladeleistung oder nach dem Marktpreis zu richten.
Kombination der Betriebsarten
Die verschiedenen Modi zu kombinieren, funktioniert aktuell bisher nicht. Es wäre etwa super, die Überschusssteuerung mit dem Strompreis zu kombinieren. Hier könnten dann zusätzlich Einstellungen hinterlegt sein, die aufgrund von Bedingungen wie schlechtem Wetter veranlassen, dass die Speicher dann bei niedrigem Strompreis geladen werden. Aktuell geht also nur entweder oder. Was nicht ist, kann aber bekanntlich per Update noch werden.
Übersicht und Transparenz
Der SolarFlow Hyper ist jetzt schon extrem leistungsfähig. Ehrlicherweise habe ich am Anfang allerdings ziemlich lange gebraucht, bis ich die Funktionalitäten richtig durchschaut habe. Hier hätte ich mir gewünscht, dass der Hersteller ein ausführliches Produktdatenblatt oder eine Anleitung mitliefert, in der alle Optionen ausführlich und eindeutig erklärt sind. Viele Hinweise werden zwar in der App aufgeführt, doch teilweise ist das noch lückenhaft oder eben unzulänglich kommuniziert.
Nutzung als Inselanlage
Zendure unterstützt im Hyper, wie die meisten anderen Hybridwechselrichter auch, ein Setup als Inselanlage. In den Einstellungen kann definiert werden, ob Hyper bei Überschuss ins Netz einspeisen darf oder nicht. Für all diejenigen, die die Anlage nicht anmelden wollen und keine Einspeisevergütung haben wollen, ist das eine gute Option.
ZenLink Cluster: Gruppierung der Geräte
Zendure sieht vor, dass verschiedene Hyper Systeme innerhalb der eigenen vier Wände miteinander kommunizieren können. Das Ganze nennt sich ZenLink und soll erreichen, dass mehrere Geräte als Gruppe erkannt werden und auch als solche gesteuert werden. Erlaubt man dem Hyper, einem ZenLink Cluster beizutreten, läuft automatisch eine Phasenerkennung des Hausnetzes und die Geräte verbinden sich, sofern sie auf der gleichen Phase installiert sind.
Damit kann sichergestellt werden, dass die Ausgangsleistung der verschiedenen Geräte das gesetzliche Limit des jeweiligen Landes oder die eigene Präferenz insgesamt nicht überschreitet. In meinem Praxistest war diese Funktion jedoch ehrlicherweise für mich nicht ganz durchschaubar. Einstellungen können quasi nur noch global für das Cluster definiert werden, doch dafür sind in meiner Version noch nahezu keine Einstellungen vorgesehen. Was hier dann also genau passiert, konnte ich im Betrieb nicht nachvollziehen. An dieser Stelle vermute ich daher auch noch etwas Programmieraufwand.
Mein Fazit zum Zendure SolarFlow Hyper
Zendure hat hier ein extrem variables System auf die Beine gestellt, was mir sowohl optisch als auch leistungstechnisch sehr gut gefällt. Vor allem begeistert mich, dass es ganz unterschiedliche Anwendungen oder situative Bedürfnisse abbilden kann. Was mich zusätzlich beeindruckt, ist die Einfachheit des Systems. Jeder kann sich fast ohne Vorkenntnisse ein Hausspeichersystem schaffen, bei dem es keinerlei Installationsaufwand bedarf. Mit etwas Aufwand wird das System sogar (fast) so intelligent wie herkömmliche PV-Anlagen mit Speicher.
Wie dieser Test zeigt, kann Hyper schon ziemlich viel und das Meiste funktioniert richtig gut. Nachteile sind für mich aus aktueller Sicht die bislang nicht 100 % ausgereifte Software und der in meinem Test langsame Support bei Rückfragen. Grundsätzlich würde ich mir darüber hinaus wünschen, dass Zendure dem Hyper eine genaue Beschreibung der jeweiligen Optionen spendiert.
Ohne jeden Zweifel lässt sich mit dem Zendure SolarFlow Hyper jedoch jede Menge Strom selbst produzieren und zwischenspeichern. Am Ende des Jahres lässt sich somit die Stromrechnung deutlich reduzieren. Die steckerfertige Lösung hat allerdings auch seinen Preis – der sich bei guter Solarausrichtung und den hohen Strompreisen jedoch trotzdem eher früh als spät rentieren dürfte. Mit 1600 W Solarleistung lassen sich leicht 600 – 800 kWh Strom produzieren. Schafft man es, diese mit einem Speicher komplett selbst zu nutzen, sind bei einem Strompreis von 30 Cent schnell Ersparnisse ab 200 Euro pro Jahr drin. Erhältlich sind alle Module zur individuellen Konfiguration auf der Website von Zendure.