Mal eben zwei E-Bikes mit dem Auto mitnehmen, kann eine Herausforderung sein. Der Grund: Elektrofahrräder sind schwerer als normale Räder und klassische Träger, die am PKW montiert werden, stoßen da an ihre Grenzen. E-Bike-Träger sind die Alternative. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung testete mit dem ACE Auto Club Europa zehn Modelle zwischen 300 und 600 Euro. Sie kürten Testsieger, weisen aber auch auf mögliche fatale Folgen bei voller Zuladung hin.
Aufgrund des Eigengewichts von teilweise über 25 kg pro E-Bike ist die Trägerkonstruktion großen Kräften ausgesetzt. Was halten die Träger also aus?
Testergebnisse in der Übersicht
Zehn aktuelle Radträger zur Montage an der Anhängekupplung hat die GTÜ geprüft und Empfehlungen ausgesprochen:
„sehr empfehlenswert“
- Platz 1: Uebler X21 nano.
- Platz 2: Westfalias Fahrradträger BC 60 in der allerneuesten Version des Modelljahres 2013, der ab Mitte Mai im Handel verfügbar sein wird.
- Platz 3: Thules easy fold 931
„Empfehlenswert“
- Platz 4: Eufab Jake
- Platz 5: Bosal Bike Carrier Compact
- Platz 6: Atera Strada E Bike M
- Platz 7: euro-select-compact von mft
„bedingt empfehlenswert“
- Platz 8: Paulchen Kupplungslader First Class
„nicht empfehlenswert“
- Platz 9: Fabbris Elektro-Bike Exclusiv Deluxe 2
- Platz 10: Fischer E-Bike Kupplungs-Fahrradträger
Stützlast an der Anhängerkuppel begrenzt
Auf 75 Kilo ist die zulässige Stützlast an der Anhängerkupplung aktueller Mittelklassefahrzeuge häufig begrenzt. So auch beim zum GTÜ-Test genutzten Mercedes 350 CDI Kombi mit elektrisch ausfahrbarer Anhängekupplung. Bei Eigengewichten der geprüften Fahrradträger zwischen 13 und mehr als 24 Kilogramm lässt sich nicht mal in allen Fällen deren maximale Zuladung von bis zu 60 Kilo voll ausschöpfen. Mit den beiden – aus Sicherheitsgründen ohne montierten Akku getesteten – zusammen noch knapp 45 Kilo schweren E-Bikes bleibt Zuladung zwar gewichtsmäßig immer innerhalb der rechtlich zulässigen Limits. Dennoch scheint die Belastung für manchen der Kandidaten schlicht zu groß. Bei den Fahrversuchen registrierten die Prüfer allerlei Mängel bis hin zum Beinaheabwurf der Bikes mit komplettem Bruch der Radhalterungen.
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Gute Noten für die Top 3: Thule, Uebler und Westfalia
Geprüft wurden die Träger von der GTÜ zusammen mit dem ACE Auto Club Europa in Sachen Montage, Handhabung und Fahrtest mit insgesamt zwölf Einzelwertungen. Die Vorteile von klappbaren und entsprechend klein faltbaren Radträgern von Bosal, mft, Uebler, Thule und Westfalia, ist der Zusammenbau in Minutenschnelle und das sie sich platzsparend wieder verstauen lassen. Gute Noten vergaben die Prüfer der GTÜ in Sachen Verarbeitungsqualität für die Top 3 von Thule, Uebler und Westfalia, aber auch für Atera und mft. Das Aufsetzen der Träger auf die Anhängekupplung ließ sich mit Ueblers X21 und Thules easy fold am bequemsten erledigen. Die besten Noten für die Material schonende, solide und einfache Befestigung der Räder erhielten Atera, mft, Thule und Westfalia.
Ausweichen, Bremsen, Bodenwelle
Beim Fahrtest mussten die Fahrradträger drei Prüfungen bewältigen: Ausweichen mit Tempo 50 in der Pylonengasse, volles Bremsen aus 80 km/h und das Überfahren einer Bodenwellenkombination bei Tempo 60.
Erste Übung: Ausweichen. Am besten bewerten die GTÜ-Tester hier Eufab, Paulchen und Uebler, die fest am Heck hängen. Bei Atera, Bosal, Fabbri, mft und Thule verdreht sich der Träger zwar auf der Anhängekupplung unterschiedlich stark, doch die E-Bike haben Kontakt mit dem Testfahrzeug. Der Fischer-Träger aber dreht sich so weit, dass er deutlich hörbar an die Stoßstange schlägt und auch leichte Spuren am Lack des Testfahrzeugs hinterlässt.
Rahmenhalter bricht bei Ausweichmanöver
Als Sonderfall im Ausweichversuch erwies sich der Westfalia Fahrradträger BC 60, der in zwei Versionen aus unterschiedlichen Produktionschargen zum Test angeliefert worden war. Bis Modelljahr 2012 ist das Verbindungsstück zwischen Radträger und Fahrradrahmenhalter aus Kunststoff gefertigt. Bei der ab Mai in den Handel gelieferten Produktion des Modelljahres 2013 bestehen diese Greifer aus solidem Aluminium. Kleiner Unterschied, große Auswirkungen: Der brandneue Träger verdrehte sich beim Ausweichen auf der Testbahn folgenlos, die beiden Rahmenhalter des älteren Modells hingegen rissen bei diesem Test komplett ab.
Westfalia reagiert auf dieses Vorkommnis prompt und sorgt für Nachbesserung des alten Modells sowie eine klare Unterscheidung der beiden Produktlinien. Der neue „BC 60“ (Modelljahr 2013), der unter anderen Neuerungen auch über die sicheren Aluminium-Greifer verfügt, bekommt die Artikelnummer 350030600001. Die Verpackungskartons werden mit einem entsprechenden Aufkleber versehen.
Ebenfalls ab Mitte Mai bietet Westfalia für die alte BC-60-Version (Artikelnummer 350010600001) ein Nachrüstset an. Dieses hat die Nummer 950010633001. Es beinhaltet einen neuen kurzen sowie einen langen Greifer und kann über den örtlichen Fachhandel geordert werden.
Zweite Übung: Vollbremsung. Ohne Probleme absolvieren diesen Test wiederum Eufab, Paulchen und Uebler, aber auch Bosal, Fabbri, Thule und Westfalia. Atera und mft bekommen hingegen beim Bremsen leichten Kontakt mit der Heckklappe des Mercedes. Schlusslicht ist wiederum Fischer, der nochmals ordentlich aneckt.
Gefahr bei Bodenwellen: E-Bikes heben ab
Den dritten Teil des Fahrtests, die Überfahrt der Bodenwellenstrecke, meistern Bosal, Eufab, Thule, Uebler und Westfalia tadellos. Atera schaukelt sich zwar bedrohlich auf, Träger und Räder bleiben aber ohne Kontakt mit der Karosserie. Der mft indes klopft wiederum wie beim Bremsen leicht an. Fischer „haut erneut kräftig rein“.
Wie gefährlich es sein kann, keine Extrabefestigung der Fahrradreifen wenigstens mit simplen Befestigungsbändern vorzuschreiben und nur darauf zu vertrauen, dass die Räder unter allen Umständen in den Führungsschienen stehen bleiben werden, zeigt der Bodenwellenversuch mit Paulchen. Das Ausfedern der Hinterachse am Testwagen befördert das hintere der beiden Fahrräder aus den Führungsschienen des Trägers. Das Rad trifft nicht wieder hinein, sondern landet krachend auf Paulchens Beleuchtungsanlage.
Den Clou erlaubt sich Fabbris Elektro-Bike Exklusiv Deluxe 2, dessen Fahrradrahmenhalter bei der Bodenwellenüberfahrt an beiden Rädern komplett abreißen. So hängen die Bikes – nur noch an den Felgen gehalten – nahezu waagerecht in der Luft.
Fazit der GTÜ-Tester: Schwere E-Bikes beim Transport am Auto nicht auf die leichte Schulter nehmen. Radträger mit Bestwerten im Fahrtest sind gerade gut genug.