Mit Beginn der kühleren Jahreszeit stellt sich für Besitzer von Balkonkraftwerken die Frage, wie sie ihre Anlagen auch in den sonnenarmen Monaten optimal nutzen können. Durch clevere Lösungen lässt sich die Wirtschaftlichkeit der Mini-Solaranlagen deutlich verbessern – wir zeigen, worauf es ankommt.
Balkonkraftwerke: Lohnenswert auch im Herbst und Winter
Balkonkraftwerke sehen sich im Herbst und Winter mit mehreren Hürden konfrontiert: Die kürzeren Tage und die geringere Sonneneinstrahlung reduzieren die Stromerzeugung erheblich. Zudem können Schmutz, Laub, Schnee und Eis die Solarmodule bedecken und deren Wirkungsgrad weiter verringern. Auch extreme Temperaturen können die Leistung der Anlagen beeinträchtigen – was lässt sich also machen?
Um Balkonkraftwerke auch im Herbst und sogar Winter möglichst optimal zu nutzen, sollten gleich mehrere verschiedene Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören die exakte Anpassung der Ausrichtung der Solarpaneele, um die Sonneneinstrahlung zu maximieren, das regelmäßige Entfernen von Laub, Schnee und Eis von den Modulen und die Verwendung von bifazialen Solarmodulen, die auch reflektiertes Licht einfangen können. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Effizienz der Anlagen auch unter ungünstigen Wetterbedingungen zu steigern.
Es gibt aber auch positive Aspekte: Kalte, klare Wintertage können durchaus zu einer guten Stromproduktion führen, da die Module bei niedrigeren Temperaturen oft effizienter arbeiten als bei sommerlicher Hitze. Damit werden zwar keine Sommerwerte erreicht, aber die Stromausbeute kann sich dennoch teils sehen lassen.
In diesem Zusammenhang können Energiespeichersysteme eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Sie ermöglichen es, überschüssigen Strom aus sonnenreichen Phasen für Zeiten geringerer Produktion zu speichern, so dass Balkonkraftwerke auch im Spätsommer und Herbst einen wertvollen Beitrag zur Stromversorgung leisten können.
Anbieter für solche Systeme gibt es einige, beispielsweise Zendure mit den erweiterbaren Modellen Hyper 2000 und Ace 1500 oder auch das sehr kompakte All-in-One-Gerät LANPWR 2200Pro (Test).
Durch intelligentes Energiemanagement können Verbraucher nicht nur ihre Stromkosten senken, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leisten. Die Technologie entwickelt sich ständig weiter – und es ist zu erwarten, dass zukünftige Innovationen die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Balkonkraftwerken weiter verbessern werden.
Dynamische Stromtarife nutzen
Ein weiterer Ansatz, um den Speicher auch bei wenig oder sogar ohne Sonneneinstrahlung zu nutzen, sind dynamische Stromtarife. Die Idee hinter diesen Tarifen ist einfach: Der Strompreis schwankt je nach Angebot und Nachfrage.
In Schwachlastzeiten, wenn der Strom besonders günstig ist, kann der Speicher aufgeladen werden, um den teureren Strom zu Spitzenlastzeiten zu vermeiden. Aber auch wenn viel Wind weht wie im Herbst, steht günstiger Strom zur Verfügung und der Preis für die Kilowattstunde sinkt entsprechend. Ideal, um dann die Akkus zu laden.
Bei dynamischen Stromtarifen können Verbraucher theoretisch sogar von negativen Strompreisen profitieren, allerdings in der Praxis nur begrenzt. Diese Tarife passen sich den Börsenpreisen an, sodass Kunden in Zeiten niedriger oder negativer Preise weniger für ihren Strom zahlen.
Jedoch fallen selbst bei negativen Börsenpreisen für Endverbraucher immer noch Steuern, Abgaben und Umlagen an, die etwa zwei Drittel des Strompreises ausmachen. Dadurch liegt der tatsächliche Preis pro Kilowattstunde auch bei negativen Börsenpreisen meist noch bei mindestens 10 Cent.
Anbieter dynamischer Stromtarife
Solche flexiblen oder dynamischen Stromtarife gibt es mittlerweile von verschiedenen Anbietern. Vorreiter war das norwegische Unternehmen Tibber, das als einer der ersten Anbieter dynamische Stromtarife in Deutschland einführt. Tibber koppelt den Strompreis direkt an den Börsenstrompreis und gibt die Preisschwankungen an die Kunden weiter.
Rabot.Energy (früher Rabot Charge) ist ein digitaler Öko-Stromversorger, der ebenfalls dynamische Stromtarife für Haushalte anbietet. Das Besondere an Rabot.Energy ist, dass Kunden auch ohne Smart Meter von flexiblen Preisen profitieren können. Das Unternehmen nutzt einen KI-basierten Algorithmus, um Strom zu günstigen Preisen auf kurzfristigen Märkten einzukaufen und gibt diese Einsparungen an die Kunden weiter.
Intelligent Akkus laden
Aber wie gelangt der günstige Strom in den vorhandenen Speicher? Theoretisch lässt sich dafür jede Powerstation und jeder Balkonspeicher verwenden, die das Laden über einen Netzstecker unterstützen. Dann müsste der Ladeprozess bei niedrigen Wattstundenpreisen manuell angestoßen werden. Das ist jedoch wenig praktikabel. Daher gehen die Stromanbieter nun Partnerschaften mit Herstellern von Balkonkraftwerkslösungen ein, um automatisiert die Tiefpreise nutzen zu können.
Die dynamischen Rabot.Energy-Tarife verstehen sich seit der IFA 2024 zum Beispiel mit Zendure-Produkten wie dem Hyper 2000. Über die Zendure-App können Nutzer, diese Tarife intelligent einsetzen und so ihre Kosten optimieren. Vor allem in den sonnenarmen Monaten, wenn die eigene Stromerzeugung begrenzt ist, kann das eine effektive Möglichkeit sein, die Energiekosten zu senken und gleichzeitig nachhaltig zu bleiben. Dieses System optimiert nicht nur die Kosteneffizienz für den Verbraucher, sondern trägt auch zur Stabilität des Stromnetzes bei, indem Lastspitzen gedämpft werden.
Trotz der offensichtlichen Vorteile gibt es auch kritische Stimmen zu dynamischen Stromtarifen. In Extremsituationen, wie während der Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges, können die Preise stark schwanken und möglicherweise höher sein als bei Festpreistarifen. Verbraucher sollten daher die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und ihre individuelle Situation berücksichtigen, bevor sie sich für ein solches System entscheiden.