Der Schweizer Kanton St. Gallen prescht nach vorn und setzt bei der Energiewende auf Tauschen, um den CO2-Auststoß zu verringern. Ab Juni 2013 erhalten Autofahrer auf Wunsch im Rahmen der Aktion Bike4car von der Stadt für maximal einen Monat ein E-Bike – vollkommen gratis. Die Bedingung: Autoschlüssel und Führerschein zeitweise abgeben.
Kritik der Polizei am Konzept
So innovativ das Projekt ist, so stark auch die Kritik. Sie kommt von der Kantonspolizei, die verstärkt Unfälle bei ungeübten E-Bike-Fahrern sieht. Laut Statistik gab es mit elektrischen Velos in St. Gallen 50 Prozent mehr Unfälle als im Vorjahr. „Meistens verunfallen Leute, die das Tempo der E-Bikes und den Bremsweg falsch einschätzen. Die Unfälle sind oft sehr heftig“, so Gian Andrea Rezzoli, Pressesprecher der St. Galler Kantonspolizei. „Und gerade Autofahrer, die mit dieser Aktion angesprochen werden, sind wahrscheinlich nicht die geübtesten Biker“. Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung unterstützen die Vermutung: Demnach kommen auf 1000 verletzte R-Rad-Fahrer 308 Schwerverletzte oder Getötete. Bei normalen Fahrrädern sind es 248 auf 1000.
Stadt bleibt dabei – Einschätzung
Die Stadt führt die Aktion Bike4car dennoch durch und spricht von „unproblematisch“. Beim Tausch erfolge eine Einführung mit Instruktionen. Zudem werde nur auf E-Bikes bis 25km/h gesetzt.
Zum Hintergrund: In der Schweiz sind 30 Prozent aller E-Bikes S-Pedelecs, also schnelle E-Velos, die bis 45 km/h beschleunigen. Die gemächlicheren Pedelecs werden als Fahrräder eingestuft und unterstützen elektrisch maximal bis 25 km/h. Die Fahrt auf einem Pedelec oder S-Pedelec erfordert grundsätzlich keine besondere Umgewöhnung, da sie sich wie normale Räder fahren lassen. Allerdings lädt der zusätzliche Schub zu höheren Geschwindigkeiten ein.
Wir meinen, dass diese Aktion dazu führen kann, dass Autofahrer erstens den Spaß am Elektrorad-Fahren bekommen. Zweitens sensibilisiert sie dies für das verhältnismäßig neue Verkehrsmittel E-Bike. Alles Neue braucht Gewöhnung.