Der Bitcoin-Kurs hat die Marke von 100.000 US-Dollar überschritten – und mit sinkenden Temperaturen fragen sich manche Technikfans: Kann man wirklich die Heizkosten senken, indem man die Abwärme des Bitcoin-Minings nutzt? Die Kombination aus Heizlüfter und Mining-Gerät gibt es bereits.
Heizen mit Bitcoin: Wie sinnvoll ist der Ofen Pro?
Das Konzept des Ofen Pro von 21energy klingt einfach: Die Abwärme, die beim energieintensiven Bitcoin-Mining entsteht, wird zum Heizen von Räumen genutzt. Mit einer Leistung von 1.100 Watt soll das Gerät bis zu 44 Quadratmeter heizen können und dabei Bitcoins im Wert von 28 Cent pro eingesetzter Kilowattstunde erzeugen. Theoretisch könnten die Nutzer so mehr verdienen, als sie für Strom ausgeben. Der Anschaffungspreis von 3.400 Euro erscheint zunächst hoch, könnte sich aber amortisieren, wenn der Miner dauerhaft eingesetzt wird.
Das Problem: Mining-Hardware ist teuer und veraltet schnell. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, Bitcoins alleine zu generieren, sehr gering. Deshalb schließen sich Miner oft zu sogenannten Pools zusammen, was zwar die Einnahmen stabilisiert, aber die Heizleistung der Geräte indirekt reduzieren kann: Da die Pools nur die jeweils benötigte Rechenleistung anfordern, wird das Gerät nicht immer konstant ausgelastet. Die Abwärme ist dann geringer und der Heiz-Effekt fällt kleiner aus als bei durchgehendem Betrieb. Ein weiteres Hindernis ist der stark schwankende Bitcoin-Kurs: Fällt er, verlängert sich die Amortisationszeit des Geräts erheblich.
Der Miner hat aber auch Vorteile: Haushalte mit eigener Solarstromanlage könnten überschüssige Energie für das Mining nutzen. Ebenso ließe sich das Gerät gezielt zu Zeiten betreiben, in denen der Strompreis durch dynamische Tarife besonders niedrig ist. Solche Tarife spiegeln die Strombörse wider und ermöglichen das Heizen in den günstigeren Nachtstunden.
Bitcoin-Abwärme: Lohnt sich der Ofen Pro?
Realistische Tests wie die von heise online zeigen, dass der tatsächliche Ertrag nur 7 Cent pro kWh beträgt – deutlich weniger als die Stromkosten in Deutschland, die derzeit durchschnittlich zwischen 30 und 40 Cent pro kWh liegen. Bei einer Laufzeit von 10 Stunden pro Tag erzeugt der Ofen Pro Wärme für knapp 1 Euro, während die Stromkosten bei etwa 3,50 Euro liegen.
Rechnen wir nach: Bei einem realistischen Bitcoin-Ertrag von 7 Cent pro kWh und einem Kaufpreis von 3.400 Euro müsste der Miner mindestens 48.571 kWh Strom durchlaufen, um die Anschaffungskosten zu decken. Bei einer Leistung von 1.100 Watt benötigt das Gerät dafür rund 44.155 Betriebsstunden, also etwa 5 Jahre Dauerbetrieb – und das bei konstant hohem Bitcoin-Kurs und ohne zusätzliche Wartungskosten. Selbst dann übersteigen die Stromkosten die möglichen Einnahmen deutlich.
Der Ofen Pro ist also keine ernsthafte Heizalternative. Selbst unter optimalen Bedingungen decken die Einnahmen aus dem Mining nicht die Stromkosten, geschweige denn die Anschaffungskosten. Das Gerät bietet zwar interessante Möglichkeiten für Technikfans oder Haushalte mit überschüssigem Solarstrom, bleibt aber ein teures Hobby. Konventionelle Elektroheizungen und insbesondere moderne Wärmepumpen sind effizienter und günstiger im Betrieb.