Das bereits im Jahr 2012 auf den Markt gekommene Google Glass läutete die Ära der sogenannten Smartglasses ein. Es handelt sich dabei um Wearables, die einen Minicomputer, ein Brillengestell und einen kleinen Projektor kombinieren. Damit können Informationen direkt auf das Auge des Trägers eingeblendet werden.
Aufgrund des geringen kommerziellen Erfolgs wurde der Verkauf des Google Glass jedoch nach nur zwei Jahren eingestellt. Das kürzlich erschienene Google Glass 2 wird nur noch an Unternehmenskunden verkauft.
Eine mögliche Alternative, die auch für E-Bike- und Fahrrad-Fahrer interessante Features bietet, ist das neue Bosch Smartglass System. Davon wird nämlich eine neue Generation auf der Consumer Electronics Show (CES) 2020, die vom 7. Januar 2020 bis 10. Januar 2020 in Las Vegas stattfindet, vorgestellt.
Das von Bosch Sensortec entwickelte Light Drive System ist eine Kombination aus MEMS-Spiegeln (mikroelektromechanisches System), Sensoren, optischen Elementen und einer intelligenten Unterstützungssoftware. Wie auch Google verkauft Bosch die Light Drive-Technologie nur an Unternehmen, die die Technik nutzen können, um daraus eigene Wearables für den Endkundenmarkt zu bauen.
Bosch Light Drive System mit großen Unterschieden zum Google Glass 2
Im Gegensatz zum Google Glass, das dank der integrierten Kamera auch Fotos und Videos erstellen kann, ist das Bosch Light Drive System einzig zur Anzeige von Informationen und als Bedieneinheit gedacht. Es kann so zum Beispiel während der Fahrt eingehende Nachrichten und Anrufe vor dem Auge des Fahrers anzeigen und macht so einen gefährlichen Blick auf die Smartwatch oder das Smartphone überflüssig.
Bosch möchte durch den Wegfall der Kamera außerdem die Akzeptanz des Smartglasses erhöhen. In der Vergangenheit kam es aufgrund der im Google Glass vorhandenen Kamera zu Datenschutzbedenken, weil damit unbemerkt Aufnahmen erstellt werden können.
Bildprojektion auf die Netzhaut des Auges
Laut Bosch ist das direkt auf die Netzhaut des Nutzers projizierte Bild scharf und hell. Eine adaptive Anpassung an die Umgebung und die Lichtverhältnisse soll sicherstellen, dass auch bei direkter Sonneneinstrahlung die angezeigten Informationen noch ablesbar bleiben. Überdies stellt die direkte Projektion auf das Auge des Nutzers sicher, dass unbefugte Dritte das Bild auch aus unmittelbarer Nähe nicht sehen können.
Wie Dr. Stefan Finkbeiner, CEO von Bosch Sensortech erklärt, „ist das Smartglasses Light Drive System die derzeit kleinste und leichteste Lösung auf dem Markt und kann fast jede normale Brille in Smartglasses umwandeln. Mit solchen Smartglasses erhalten Nutzer viel ungestörter Navigationsinformationen und Kurznachrichten. Das macht das Fahren sicherer und ersetzt das ständige Starren auf Smartphones oder Smartwatches.“
Die Technologie kann sowohl mit korrigierenden als auch gebogenen Brillengläsern und sogar mit Kontaktlinsen zum Einsatz kommen. Auch der Schleier, der bei bisherigen Smartglasses auftrat, wenn diese ausgeschaltet wurden, soll laut Bosch beim neuen Light Drive System nicht mehr sichtbar sein.
30 Prozent kleiner aus bisherige Smartglasses
Im Vergleich zu allen bereits erhältlichen Smartglass-Systemen ist das Bosch Light Drive System mindestens 30 Prozent flacher. Je nach Ausstattung beträgt die Gehäusegröße 45-75 mm x 5-10 mm x 8 mm (L x H x B). Dies ermöglicht weniger auffällige Brillengestelle, die sich wahrscheinlich kaum von gewöhnlichen Brillen unterscheiden.
Hersteller, die auf Basis des Light Drive Systems Brillen entwickeln wollen, erhalten das System ab sofort. Als Großserie ist die Hardware laut Bosch Sensortec aber erst 2021 unter der Modellbezeichnung BML500P erhältlich. Bis erschwingliche Brillen mit Light Drive Integration auf den Markt kommen, wird also vermutlich noch mindestens ein Jahr vergehen.
Was wurde denn aus der Technologie?
Gut drei Jahre später und kein Produkt auf dem Markt zu finden? Es wäre ja wirklich eine tolle Sache.