Fahrrad-Lieferdienst-Unternehmen aus ganz Europa haben sich am letzten Wochenende in Cambridge (Großbritannien) versammelt, um eine europäische Vereinigung zu bilden – die European Cycle Logistic Federation. Über 30 Unternehmen aus ganz Europa fanden sich zur konstituierenden Sitzung ein. Während der Veranstaltung befasste sich der neu gegründete Verband mit der Möglichkeit zur Verbesserung der städtischen Lieferungen. Er wird künftig als Lobby-Gruppe agieren und will Fahrrad-basierte Lieferdienste zu fördern.
„Als Gruppe werden wir in der Lage sein, Entscheidungsträger zu beeinflussen und zu überzeugen, dass Fracht-Bikes eine mögliche Option für den Lieferverkehr in unseren zunehmend verstopften Städten sind. Mehr Cargobike-Lieferung von Waren bedeutet weniger LKWs in den Innenstädten und hilft unsere Städte sicherer zu machen und lebenswerte Straßen für Menschen zu schaffen“, sagt Rob King, der Gründer des in Cambridge ansässigen Fahrrad-Lieferdienstes Outspoken, der die Veranstaltung ins Leben rief. Die Veranstaltung erhielt Lob von britischen Politikern wie dem Parlamentsmitglied für Cambridge Julian Huppert: „Unsere Stadt, die die höchste Anzahl Radfahrer in Großbritannien aufweist, die zur Arbeit oder Schule pendeln und ein sehr erfolgreiches Fahrradkurier-Unternehmen hat, ist ein passender Ort für eine solche Veranstaltung. Alle Änderungen, die wir schaffen können, damit Transporte mit dem Fahrrad durchgeführt werden können, sind einer Überlegung wert. Diese Idee hat das Potenzial, Fahrzeuge aus unseren Straßen zu entfernen, Staus abzubauen und den Ausstoß von Kohlendioxid zu mindern. Als begeisterter Radfahrer war es sehr spannend, mehr über diese großartige Arbeit zu hören.“
Die Veranstaltung gewann auch das Interesse von Wissenschaftlern: „Es ist faszinierend, in den ersten Tagen eines neuen Logistik-Paradigmas hier anwesend zu sein. Ich sehe hier eine Wissens-Community Gestalt annehmen, die die Definition und Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen übernimmt“, sagte Professor Rachel Aldred, die die East London University of Sustainable Mobilities leitet und an der Veranstaltung teilnahm.
Die Teilnehmer der Veranstaltung teilten Kenntnisse und Erfahrungen darüber, wie Fracht-Fahrräder die urbane Logistik neu gestalten können. Die Referenten zeigten klar auf, dass Cargo-Bike-Lieferdienste in der Lage sind, große Mengen von Waren zu transportieren. Unternehmen, die an der Veranstaltung teilnahmen, verwenden Lastenräder mit Nutzlasten bis zu 250 kg. Das Berliner Unternehmen Urban-e zeigte auf, dass durch die Verwendung von Lasten-E-Bikes wie dem iBullitt, die Schichten der Fahrer verlängert werden können und höhere Lasten als üblich durch die elektrische Unterstützung möglich werden. Im Anschluss an die Veranstaltung hatten die Teilnehmer Gelegenheit die neue iBullitt Special Edition, sowie den Schweizer Stromer ausgiebig probe zu fahren.
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„Ich begann vor 3 Jahren, nichts wissend“, erklärte Matthew Linnecar, Geschäftsführer bei dem in London ansässigen Lieferunternehmen GNEWT, das Lasten-Fahrräder für die „last-mile“ – Lieferung einsetzt. „Heute bewegen wir 3000 Sendungen pro Tag für nur einen unserer Kunden in London. Wir können nur ganz selten unsere Lieferzusagen nicht halten. Zu 99,99% liefern wir fristgerecht. Wir sind profitabel, wir sind erfolgreich. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
Der neue Verband hat etwa im Zuge der EU-geförderten „Cycle Logistics Project“, die wichtigsten Akteure auf dem Gebiet versammelt um Fahrrad-basierte Lieferlösungen zu fördern. Nach Recherchen, die von dem Projekt unternommen wurden, könnten 50% aller leichten Waren und 25% aller Güter auf Fahrräder verlagert werden. Ähnliche Studien in Breda (Niederlande) haben herausgefunden, dass weniger als 10% der Ladungen der 1900 LKWs, die dort täglich verkehren, tatsächlich einen Lastwagen erfordern und 40% der Lieferungen aus nur einem einzigen Paket bestehen.
Die European Cycle Logistics Federation plant regelmäßige Treffen, um zu diskutieren, wie noch mehr Güter von Lastwagen auf Fahrrädern verlagert werden können.