Jedes Jahr gibt das Bundeskriminalamt die Kriminalstatistiken der größten Städte Deutschlands öffentlich bekannt. Mit dabei sind auch die Zahlen der Fahrraddiebstähle pro 100.000 EinwohnerInnen. Einige Regionen stechen besonders hervor. Auch bei der Aufklärungsquote gibt es gravierende Unterschiede.
Halle und Leipzig, Münster und Osnabrück
Gelegenheit macht Diebe: Ganz deutlich ballen sich die Fahrraddiebstähle dort, wo es viele Fahrräder gibt. Münster, die Studi-Stadt mit Fahrradautobahn, nimmt Platz 2 des Rankings ein. 1.416 Fahrraddiebstähle oder „unbefugte Ingebrauchnahmen“ gab es dort pro 100.000 Einwohnern. Kein Wunder, bei dem Angebot: 1,67 Meter Radweg pro Einwohner und einer Fahrradquote irgendwo zwischen 1,4 und 1,7 Fahrrädern pro Kopf liefern jede Menge Diebesgut. Interessant: Westfalen-Derby-Gegner und Grenznachbar Osnabrück schafft es mit 1.172 Fahrraddiebstählen pro 100.000 Einwohner auf Platz vier.
Überbieten kann den Fahrraddiebstahl nur Leipzig. Auf Platz 1 ist die hippe Stadt in Sachsen mit 1,54 Prozent Diebstahlrisiko unter den Einwohnern. Auch hier folgt der Nachbar Halle (Saale) dichtauf: 1.243 Diebstähle pro 100.000 Einwohner reichen für Platz 3.
Interessant: Spitzenreiter Göttingen, welcher im Jahr 2019 noch auf Platz 2 vor Münster und hinter Leipzig zu finden war, scheint sein Diebstahlproblem von 1.444 auf 881 Fällen pro 100.000 Einwohner in den Griff zu bekommen. Oder sind alle Fahrräder bereits weg?
Die Top 10 beim Fahrraddiebstahl (berücksichtig werden nur Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern):
Stadt | Fahrraddiebstähle gesamt | Fahrraddiebstähle pro 100.000 EinwohnerInnen |
Leipzig | 9.129 | 1.539 |
Münster | 4.463 | 1.416 |
Halle (Saale) | 2.968 | 1.243 |
Osnabrück | 1.936 | 1.172 |
Potsdam | 1.626 | 902 |
Bremen | 5.002 | 881 |
Göttingen | 1.037 | 872 |
Hannover | 4.635 | 863 |
Magdeburg | 2.043 | 860 |
Bremerhaven | 963 | 847 |
*PKS Bundeskriminalamt, 2020, Version 1 (29.01.2021)
Die Statistik des BKA lässt die Dunkelziffer und die Gründe für die hohen Quoten aus. Sicherlich spielt vor allem die Anzahl der Fahrräder pro Einwohner eine wichtige Rolle für Fahrraddiebe. So finden sich an der Listenspitze viele junge und Studentenstädte wieder. Auch Hannover, Deutschlands fahrradfreundlichste Stadt, ist mit dabei.
Am sichersten hingegen scheint das Fahrrad in Remscheid (55 pro 100.000), Solingen (102 pro 100.000) oder Siegen (108 pro 100.000). Doch aufgepasst: In diesen Fällen ist auch meist die Auswahl für Fahrraddiebe geringer. Um die reale Gefahr des Fahrraddiebstahls zu errechnen, benötigt es genaue Zahlen, wie viele Fahrräder pro Kopf in einer Stadt überhaupt vorhanden sind. Hier fehlen jedoch meist belastbare Statistiken.
Hier ist die Polizei besonders erfolgreich
Interessant ist allerdings nicht nur der Fahrraddiebstahl, sondern auch die Aufklärungsquote. Insgesamt sieht es beim Fahrraddiebstahl mit einer Aufklärungsquote von ca. 10 Prozent weiterhin noch sehr schlecht aus, doch einige Städte stechen besonders positiv hervor. Wird dir dein Fahrrad beispielsweise in Chemnitz gestohlen, lohnt sich der Weg zur Polizei definitiv. Über ein Viertel der Fahrraddiebstähle wird zumindest aufgeklärt.
Hier sind die Top 10 Aufklärungsquoten beim Fahrraddiebstahl:
Stadt | Aufklärungsquote (%) |
Chemnitz | 26,9 |
Oldenburg (Oldenburg) | 20,6 |
Pforzheim | 20,1 |
Erlangen | 19,8 |
Darmstadt | 19,8 |
Wiesbaden | 19,3 |
Jena | 18,5 |
Fürth | 17,3 |
Hagen | 16,9 |
Kaiserslautern | 16,0 |
*PKS Bundeskriminalamt, 2020, Version 1 (29.01.2021)
Ziemlich traurig sieht es hingegen in Rostock aus: nur 44 Fahrraddiebstähle konnten 2020 aufgeklärt werden – eine Quote von 3,8 Prozent. In Hamburg, Mülheim an der Ruhr und Essen sieht es mit ungefähr vier Prozent nicht wesentlich besser aus.
Ohne Fahrrad in Leipzig oder Münster? Unmöglich!
Solltest du in Leipzig, Münster oder Halle auf dein E-Bike oder Fahrrad verzichten? Auf keinen Fall. In den betroffenen Städten gibt es schließlich auch wesentlich mehr Fahrräder und E-Bikes für Diebe zur Auswahl, während du am Siegener Bahnhof ziemlich einsam dastehst. Die Chance, in der Masse unterzugehen ist immer noch ziemlich groß.
Außerdem kannst du das Diebstahlrisiko allein durch den Abstellort immens verringern. Je öffentlicher, desto besser. Ein gutes Schloss hebt die Hemmschwelle für Diebe ebenfalls immens an – selbst wenn kein Schloss wirklich unknackbar ist.
Diebe greifen in der Regel eher zur leichten Alternative, hinzu kommen zahlreiche Gelegenheitsdiebstähle von schlecht gesicherten Fahrrädern. Mit einem guten Schloss gehörst du eher zu den glücklichen 98 Prozent, deren Fahrrad oder E-Bike nicht gestohlen wird.
Um ganz sicher zu gehen, kannst du dein E-Bike ebenfalls versichern. Der Vorteil: Bei den meisten E-Bike Versicherungen bist du nicht nur gegen Diebstahl abgesichert, sondern auch gegen Produktionsfehler, Unfälle und Vandalismus.
Die Beiträge sind im Vergleich zur Anschaffung eines E-Bikes ziemlich gering und der Abschluss kann ganz einfach online erfolgen. Mittlerweile gibt es hierfür viele kompetente Anbieter am Markt. Wir haben die besten für dich aufgelistet.
Du kommst aus Moers, Bergisch Gladbach, Salzgitter oder Koblenz? Auch deine Stadt ist in der Kriminalstatistik 2020 zu finden. In der Exceltabelle findest du die Fahraddiebstähle per Filter unter der Kennung „***300“ und kannst dir selbst ein Bild machen.
Ich vermisse BERLIN ! Vor einigen Jahren wurde mein Rad in der 1. Nacht in Berlin geklaut, danach erfuhr ich von 30.000 Fahrrad-Diebstählen pro Jahr. Ist das kein Spitzenplatz?