Die DJI Neo ist eine kleine, leichte und preisgünstige Selfie-Drohne, die speziell für Einsteiger entwickelt wurde. Doch wie gut schlägt sie sich in der Praxis? Ich habe sie getestet und auch bei E-Bike-Fahrten ausprobiert.
Leicht, kompakt und für unterwegs gemacht
Beim Auspacken der DJI Neo fällt sofort ihr kompaktes und durchdachtes Design auf. Mit nur 135 Gramm und einer Größe von 130 × 157 × 48,5 mm ist sie äußerst mobil. Die Propeller sind von einer Plastikabdeckung geschützt, sodass sie auch mal in der Jackentasche Platz findet. Außerdem ist der Einstiegspreis von nur 199 Euro eine echte Kampfansage.
Die Fly More Combo enthält drei Akkus und eine praktische Ladestation, die alle Akkus gleichzeitig per USB-C Kabel aufladen kann. Mit einer soliden Flugzeit von etwa 18 Minuten pro Akku müsste sich die Drohne für so einige Flüge eignen. Die drei Akkus sollten zusammen also mühelos einen längeren Dreh garantieren. Schon vorweg: In meinen Tests kam ich auf Laufzeiten zwischen etwa 14 und 17 Minuten unter realen Bedingungen.
In der Fly More Combo ist auch eine Fernsteuerung enthalten. In sie lässt sich das Smartphone einlegen und die DJI Neo ist dann wie eine konventionelle DJI-Drohne steuerbar. Für diesen Test ist die spannendste Funktion jedoch der selbstständige Flugmodus der Neo. Der Grund: Auf dem Fahrrad oder auch während des Wanderns möchten viele nicht mit einem Controller herumhantieren. Es muss schnell, einfach und effizient funktionieren.
Das Herzstück der Neo ist die integrierte 4K-Kamera. Sie verfügt über einen 1/2 Zoll CMOS-Sensor, ein 117,6°-Weitwinkelobjektiv und nimmt Videos in 4K mit 30 fps und maximal 75 Mbps auf. Auch Aufnahmen mit 1080p sind möglich, dann mit 60 fps. Fotos löst die Neo mit 12 Megapixeln auf.
Die Kamera ist nur einachsig mechanisch stabilisiert. Schwenks nach oben und nach unten mit jeweils 120 Grad sind möglich. Horizontal erfolgt die Stabilisierung digital. Der interne 22 GB Speicher ist fest verbaut. Einen Slot für eine zusätzliche microSD-Karte gibt es nicht.
Einrichtung der Drohne und Einsatzzweck
Das Einrichten der DJI Neo gestaltet sich dank der bebilderten Anleitung einfach und intuitiv. Die Kopplung mit meinem Smartphone – ein iPhone in meinem Falle – über WLAN klappt auf Anhieb. Die DJI Fly App wirkt aufgeräumt und übersichtlich, alle wichtigen Funktionen sind schnell zu finden. Auch weniger technikaffine Nutzer sollten sich schnell zurechtfinden.
Die Neo ist primär für ruhige, übersichtliche Umgebungen ausgelegt, da sie über keine Hinderniserkennung verfügt. Konkret bedeutet das, dass gerade bei dynamischen Einsatzszenarien, wie dem E-Bike-Fahren, der Fahrer immer auch die Umgebung im Blick haben muss. Dies ist eine Einschränkung der Drohne, die aber dem günstigen Preis geschuldet ist.
Einfache Steuerung und clevere Flugmodi
Die DJI Neo bietet mehrere Steuerungsoptionen für flexiblen und benutzerfreundlichen Einsatz. Besonders praktisch ist die Steuerung direkt am Gerät und per Handgeste – so lässt sich die Drohne direkt von der Handfläche starten und wieder landen. Dieses Feature kennen wir bereits von der Hover X1 (Test). Sie fliegt dabei sehr präzise, wenngleich ich die Hand manchmal bei der Landung etwas weiter strecken muss.
Die DJI Fly App ermöglicht zusätzlich umfassende Anpassungen wie Flughöhe und Abstand zur Person in den verschiedenen automatischen Modi. Dadurch wird ermöglicht recht genau zu bestimmen, wie die Bildkomposition aussehen soll. Zum Beispiel eher ein Closeup des aufzunehmenden Menschen oder lieber eine Totale, sodass man auch mehr von der Umgebung sieht. In meinen Tests war die GPS-Verbindung stets zuverlässig und die Flüge für eine so kleine Drohne ziemlich präzise.
Mehrere vorprogrammierte Flugmodi bieten vielseitige Perspektiven. Der Smart Tracking-Modus überzeugt mit zuverlässiger Verfolgung von hinten, selbst bei höherer Geschwindigkeit und in hügeligem Gelände – ideal für dynamische E-Bike-Aufnahmen. Der Direction Track-Modus für Aufnahmen von vorne oder der Seite erfordert hingegen langsames Fahren und ist weniger stabil. Ohne Hinderniserkennung ist hier in unübersichtlichen Bereichen Vorsicht geboten.
Weitere kreative Modi wie der Dronie für Winkelaufnahmen, der Circle-Modus zum Umkreisen, der stationäre Spotlight-Modus (lässt sich wie eine Kamera auf einem Stativ nutzen) oder Rocket- und Helix-Flugbewegungen erweitern die Möglichkeiten.
Smartphone für Tonaufnahmen nutzen
Ein weiteres Highlight ist die Möglichkeit während des Flugs Ton aufzunehmen. Das ist technisch eigentlich schwierig umzusetzen, denn Drohnen erzeugen ein mehr oder weniger lautes Geräusch durch die Propeller.
DJI hat hier ebenfalls eine Funktion von der Hover Air X1 übernommen. Sofern das Smartphone über die App mit der Drohne verbunden ist, zeichnet das Handy den Ton auf – entweder direkt über das eingebaute Mikrofon oder zum Beispiel über ein Funkmikro.
Der Ton wird dann offensichtlich automatisch vom Propellergeräusch „gereinigt“ und mit dem Video der Drohne synchronisiert. So spare ich mir die Tonbearbeitung in der Nachbearbeitung. Allerdings klingt der Ton etwas dumpf, was allerdings kaum auffällt, wenn Hintergrundmusik läuft.
Mir ist es einige Male passiert, dass Videos ohne Ton entstanden sind. Das war letztlich mein Verschulden, denn nach einem Akkuwechsel verbindet sich das Smartphone nicht automatisch mit der Drohne. Daher ist, jedenfalls bei Videos mit Ton, immer das Handy gut erreichbar mitzuführen. Ein Check, ob das Mikrofonsymbol in der App sichtbar ist, sollte zum Automatismus werden.
Praxistest auf dem E-Bike
In der Praxis habe ich die DJI Neo auf verschiedenen Strecken getestet – von naturnahen Routen mit weniger Hindernissen bis zu städtischen Parks mit mehr Passanten. Auf meiner Tour durch hügeliges Gelände lieferte sie bei offenen, windstillen Abschnitten beeindruckend stabile Aufnahmen meiner Fahrt. In höheren Lagen mit stärkerem Wind und Böen zeigte sich jedoch eine Schwäche – hier musste ich für ein ruhigeres Flugverhalten die Höhe reduzieren.
Ein aktuelles Firmware-Update beschleunigt die Drohne. Mittlerweile kann sie E-Bikes bis 25 km/h verfolgen und auch deutlich darüber hinaus. Das dürfte sie nun auch für manchen Rennradfahrer interessant machen. Im Smart Tracking-Modus blieb sie auch bei meinen Richtungswechseln auf dem Trail zuverlässig hinter mir.
Schwieriger waren seitliche oder frontale Perspektiven aus drei Gründen: Erstens fokussiert sich die Drohne ausschließlich auf Personen, sodass in meinem Fall das E-Bike nicht immer im Bildausschnitt war. Und zweitens fährt die Kollisionsangst mit, da man immer auf Hindernisse achten muss. Der dritte Grund ist die eingeschränkte Präzision des Trackings bei höheren Geschwindigkeit.
Beim Gehen, moderatem Joggen oder langsamem Fahrradfahren macht die DJI Neo hier aber einen guten Job. Sie hält die Position recht gut bei, ohne zu sehr nach rechts oder links zu pendeln. Bei höherer Geschwindigkeit ist das aber komplett anders und ich muss mich sehr stark auf die Drohne konzentrieren, damit sie nicht kollidiert oder die ideale Shootingposition verliert.
Aber auch wenn es bei der DJI zu einer Kollision kommt, und ich habe einige provoziert, bleibt sie davon unbeeindruckt und macht eine Notlandung. Durch die geschützten Propeller und das niedrige Gewicht scheinen diese Vorkommnisse wenig Eindruck auf den kleinen Quadrokopter zu machen.
DJI Neo im Vergleich mit der Hover Air X1
Als direktes Konkurrenzmodell bietet sich die Hover Air X1 zum Vergleich an. Beide Drohnen zielen auf Einsteiger ab und versprechen kompakte Abmessungen, einfache Bedienung und gute Bildqualität zum günstigen Preis.
Größe, Gewicht und Akkulaufzeit im Check
Mit 135 Gramm Gewicht und 130 × 157 x 48,5 mm ist die DJI Neo etwas schwerer und größer als die X1 mit 125 Gramm und 127 × 145 × 30 mm. Die X1 hat zudem den Vorteil, dass sie sich auf 127 × 86 × 31 mm zusammenfalten lässt.
Dafür punktet die Neo mit längerer Akkulaufzeit von ca. 17 Minuten (1.435 mAh Akku) gegenüber 11,5 Minuten (1.050 mAh Akku) bei der X1. Auch die Ladezeit ist mit 50 Minuten etwas kürzer als die 55 Minuten der X1, wenn direkt am Gerät geladen wird. Im Hinblick auf Mobilität liegen beide eng beieinander, mit leichten Vorteilen für die X1.
Der Kameravergleich fällt auf dem Papier unterschiedlich aus. Beide setzen zwar auf 1/2 Zoll CMOS-Sensoren, aber die Neo bietet 4K-Video mit 30 fps, während die X1 2.7K bei 30 fps liefert. Die X1 schafft hier mit 30-50 Mbps eine etwas geringere Bitrate als die Neo mit 75 Mbps, was sich in minimal mehr Kompressionsartefakten zeigt. Dafür wirkt die Farbgebung der X1 einen Tick natürlicher. Bei der Bildstabilisierung sehe ich die DJI Neo knapp vorn.
Unterschiede gibt es in der Bedienung: Die X1 setzt voll auf Gestensteuerung und kommt fast ohne App aus, was intuitiv und einfach ist. Die Neo ist hier zwar auch stark, bietet durch die DJI Fly App aber mehr Einstellungsmöglichkeiten und Modi. Das macht sie etwas komplexer, aber auch vielseitiger.
In der Praxis schlägt sich die X1 minimal besser bei der Zuverlässigkeit des Trackings und der Präzision der Gestenbefehle. Dafür wirkt die Flugstabilität der Neo etwas souveräner, besonders bei Wind. Ansonsten liefern beide in ihrer Klasse beeindruckende Ergebnisse, die vor wenigen Jahren noch deutlich teureren Modellen vorbehalten waren.
Neben der Drohne selbst ist die Hover Air X1 zum Testzeitpunkt mit zwei Akkus und einer Tragetasche etwas üppiger ausgestattet als die Neo mit einem Akku im Basispaket. Allerdings kostet die X1 329 Euro, während die DJI Neo nur 199 Euro kostet. Außerdem bietet DJI mit der Fly More Combo ein attraktives Upgrade mit drei Akkus, Ladestation, extra Propellern und Controller für 349 Euro an. Ein echter Kampfpreis, der sicherlich trategisch gewählt wurde.
Unter dem Strich halte ich die Neo für eine sehr attraktive Wahl. Sie bietet die etwas bessere Bild- und Flugstabilität, mehr kreative Möglichkeiten durch die App und mit der Fly More Combo einen üppigeren Lieferumfang zum fairen Aufpreis. Die X1 punktet mit noch kompakteren Maßen, intuitiverer Bedienung und dem Privileg, die erste fliegende Actioncam auf dem Markt zu sein.
Innovativer Pionier gegen Platzhirsch
Die X1-Community hat viele Tipps und Wünsche geäußert, die zum Großteil in die Software und die Firmware geflossen sind. So bietet die X1 zum Beispiel einen Modus, der das Personentracking ausschaltet. Das ist sinnvoll, um ein Fahrrad beispielsweise einmal rundherum abzufilmen.
Aber DJI ist für seine schnellen Innovationen bekannt und hat durch die vielen Updates seit der Vorstellung der DJI Neo viele gute Funktionen nachgeliefert. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis weitere praktische Features hinzukommen werden.
Außerdem bietet DJI ein riesiges Ökosystem an, mit dem sich die günstige fliegende Actioncam für viele weitere Einsatzzwecke nutzen lässt. Schon jetzt lassen sich mit dem Controller epische Landschaftsaufnahmen filmen oder mit den Goggles N3 FPV-Flüge durchführen.
Insgesamt ist die Fly More Combo für die Meisten aktuell das stimmigere und vielseitigere Paket zu einem guten Preis. Für Minimalisten mit Bikehobby ist die Hover Air X1 aber immer noch sehr attraktiv.
Fazit zur DJI Neo
Die DJI Neo ist eine beeindruckende Einsteiger-Selfie-Drohne für kreative, vielseitige Aufnahmen. Besonders im dynamischen E-Bike- und Fahrrad-Einsatz überzeugt sie mit weitestgehend stabilen Tracking-Modi und liefert faszinierende neue Perspektiven. Dank kompakter Größe, geringem Gewicht und der praktischen Steuerung lässt sie sich überall unkompliziert mitnehmen und bedienen.
Schwächen wie die fehlende Hinderniserkennung und Limitierungen bei seitlichen und frontalen Perspektiven sind angesichts des attraktiven Preises zu verschmerzen. Für ambitionierte Hobby-Filmer, die unkompliziert dynamische Videos auf einem neuen Niveau erstellen möchten, besonders im Fahrrad und E-Bike-Bereich, ist die DJI Neo eine klare Empfehlung. Sie bietet in meinen Augen das beste Gesamtpaket in ihrer Klasse und sticht für die meisten Einsatzzwecke auch die starke Konkurrenz Hover Air X1 knapp aus.
DJI Neo kaufen
Die DJI Neo ist für 199 Euro (Basispaket) bzw. 349 Euro (Fly More Combo) sowohl online als auch im Fachhandel erhältlich. Mit der Fly More Combo und drei Akkus sind auch längere Ausflüge und Drehtage problemlos möglich.