Vom Mobiltelefon kennen wir es bereits: Induktionsladen, das Laden ohne Kabel. Nun bringt ein Entwicklerteam der Universität Delft das „Wireless Charging“ auch zum E-Bike.
Shared Mobility unter Ladedruck
Je mehr Komponenten ein System besitzt, desto fehleranfälliger wird es. Das gilt am E-Bike besonders für Teile, die unter ständiger Belastung stehen. Gerade Kabel und Stecker können bei unsachgemäßer Handhabung irgendwann Schäden nehmen. Und nicht zuletzt erfordern sie einen zusätzlichen Arbeitsschritt vor und nach jeder Fahrt.
Während das heimische Ladekabel in der Garage oder in der Kommode gut verstaut werden kann und Menschen mit dem eigenen Zubehör eher vorsichtig umgehen, ist die Ladeinfrastruktur für öffentlich zugängliche E-Mobilität noch immer eine Herausforderung. E-Bikes der Shared Mobility-Anbieter müssen sehr häufig geladen werden. Entweder an öffentlichen Ladestationen oder durch „Juicer“, die freien oder angestellten mobiler Ladedienstleister.
Beide Systeme haben ihre Nachteile: Öffentliche Ladestationen werden durch wechselnde NutzerInnen und unerfahrene Handhabung stark belastet und die Versorgung durch Juicer erzeugt viel Aufwand und Kosten. Schöner wäre es doch, wenn FahrerInnen E-Bikes abstellen können und diese wie von Zauberhand laden.
Induktionsladen macht Stecker unnötig
Es benötigt allerdings keine Magie, um elektrischen Strom ohne Kabel zu übertragen, sondern nur ein ambitioniertes Entwicklerteam und einige Magnetspulen. Induktionsladen, das Laden per Auflegen, ist am Smartphone schließlich schon lange bekannt. Warum sollte das Laden ohne Stecker nicht auch für größere Akkus möglich sein?
Ein Entwicklerteam der niederländischen Uni Delft hat deswegen ein einfaches, aber geniales Ladesystem entwickelt. Über den Fahrradständer können geparkte E-Bikes ihre Energie aus dem Boden ziehen. Dort befindet sich unter einer Plattform die komplexe Technik. Parkt ein E-Bike mit umgerüstetem Ständer auf der vorgesehenen Markierung, springt ein Lämpchen der Platform auf blau – und das E-Bike lädt.
Tiler, so nennen die Entwickler das System, beeinflusst die Ladegeschwindigkeit dabei nicht merklich. Es ist sogar denkbar, in Zukunft Schnelllade-Plattformen für das Laden mit 4 Ampere bereitzustellen. Besonders die Anbieter von Miet-E-Bikes können hier profitieren. Schließlich sparen sich ihre Kunden wertvolle Zeit für die Ladung und finden in Sekundenschnelle vollgeladene E-Bikes an den Ladeplattformen.
Die Shared Mobility der Zukunft?
Tiler ist ab sofort im 36-Monats-Vertrag für 25 Euro pro Monat verfügbar. Der benötigte Ständer ist laut Angaben der Hersteller mit nahezu jedem Akkusystem kompatibel. Die Plattform kann im Boden eingelassen werden oder auf dem Boden stehen und ist damit auch für Innenräume und Garagen geeignet. Selbst Privatkunden können zu Hause ihr E-Bike über die Induktionsfläche laden.
Der Vertrieb von Tiler läuft gerade erst an und das System ist bisher nur für herkömmliche E-Bikes geeignet. In Zukunft ist jedoch ein weiterer Ausbau der Ladeinfrastruktur auch in anderen Bereichen denkbar. So könnten E-Motorroller oder E-Cargobikes auf breiteren Plattformen ebenfalls von dem System profitieren.