Beim niederländischen Fahrrad-Hersteller Roetz stehen seit längerer Zeit die Weichen auf Zukunft. So animiert Roetz z.B. seine Kunden dazu, alte Bikes mitzubringen, wenn sie ihr neues Gefährt in Empfang nehmen. Das neue Modell Roetz Life geht noch einen Schritt weiter: Es soll gar nicht erst auf dem Müll landen.
E-Bikes müssen langlebiger werden
Allein in den Niederlanden werden jährlich rund eine Million Fahrräder gekauft. Seit 2021 machen E-Bikes davon die Hälfte aus. Gleichzeitig landen hunderttausende Drahtesel auf den Schrottplätzen. Gut gepflegte und erhaltene Bikes könnten durchaus eine Lebensdauer von rund 30 Jahren erreichen, während andere bereits nach 10 Jahren ausrangiert werden. Um der Müll-Flut Herr zu werden, müsste man nach Meinung der Führung von Roetz vor allem an der Lebensdauer ansetzen.
Das Life-Bike ist das neue Concept-E-Bike von Roetz
Die Philosophie von Roetz basiert demnach auf Recycling im großen Stil. Aus alten und abgelegten Bikes erschaffen die Profis in Handarbeit neue und stattliche Exemplare. Doch das allein reicht dem holländischen Firmengründer Tiemen ter Hoeven noch nicht aus.
Mit „Roetz Life“ entsteht in der Amsterdamer Fair Factory ein Concept-E-Bike der neuen Generation. Das E-Bike ist modular aufgebaut und erlaubt damit die einfache Reparatur, bzw. den Ersatz einzelner Komponenten. Aktuell besteht das E-Bike aus fünf Modulen, die den Edelstahl-Rahmen, den Akku, Vorder- und Hinterrad, Mittelmotor und Hinterradbremse umfassen.
Gleichzeitig lässt sich das Bike den Ansprüchen der Kunden anpassen. Zukünftig sollen noch weitere Module verfügbar sein, um das Rad etwa in ein „high speed e-bike“ zu verwandeln. Möchtest du irgendwann lieber mit einem Lastenrad fahren oder dich zwischen diversen Gepäckträger-Lösungen entscheiden, musst du beim Roetz Life theoretisch kein komplettes Rad kaufen, sondern der Umbau wird mit dem entsprechenden Zubehör möglich sein.
Mittelmotor, hydraulische Bremsen, Karbon-Riemenantrieb und Kontrollsystem
Laut Auskunft des Herstellers kannst du das E-Bike aktuell leider weder ansehen noch testen. Stattdessen liefern die Niederländer Updates auf ihrer Webseite und den Social Media-Kanälen. Details gibt es allerdings bereits in technischer Hinsicht. Das Rad wird mit einem Roetz-Mittelmotor, einer automatischen 7-Gang-Schaltung, hydraulischen Bremsen sowie einem Karbon-Riemenantrieb ausgestattet.
Das integrierte Kontrollsystem überwacht den Druck der Schwalbe Big Ben-Reifen sowie den Zustand von Bremsen, Motor und Akku. Die Wahl besteht zwischen den beiden Akku-Versionen von 500 Wh und 840 Wh mit einer Reichweite im Eco-Modus von etwa 180 Kilometern. Die EU-konforme Motorunterstützung geht aktuell bis 25 km/h, ein Speed-Pedelec (mit bis zu 45 km/h) ist bereits in Planung.
Das E-Bike wird als Unisex-Version beworben, denn so sei man in der Lage, ein wirklich breites Publikum anzusprechen und gleichzeitig Ressourcen zu sparen, die ansonsten in zwei Radversionen investiert werden müssten. Das Life-Bike eignet sich für Körpergrößen zwischen 1,55 und 1,95 m. Während der Pre-Order-Phase ist es lediglich in Edelstahl/Matt-Schwarz erhältlich, weitere Farben sollen aber zukünftig zur Auswahl stehen.
Recycling und Nachhaltigkeit
Die Frage, ob das Life-Bike womöglich sogar zu 100 Prozent recyclebar sei, beantworteten die Spezialisten mit einem „Nein“. Schließlich sind mitunter bei Reparaturen auch neue Teile erforderlich. Dennoch punktet das Konzept mit wesentlich weniger Material, das irgendwann mit hohem Energie-Aufwand recycelt werden müsse. Doch auch der Recycling-Prozess selbst benötigt oft neue Materialzusätze, um zu funktionieren.
Tiemen ter Hoeven ist laut bike.eu der Ansicht, dass eine nachhaltige Zukunft nur dann möglich sei, wenn Hersteller für ihre gesamte Produktionslinie die Verantwortung tragen. Dies sei zwar eine große Herausforderung, würde ihn und sein Unternehmen aber nicht davon abhalten, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen.
Das erste Roetz Life E-Bike kann bereits vorbestellt werden, die Auslieferung findet voraussichtlich im Februar 2023 statt. Auf der Herstellerseite hast du derzeit die Wahl zwischen einer Radmiete (aktuell ab 86 Euro pro Monat) und einem Kaufpreis. Letzterer beträgt im Vorverkauf 3.375 Euro (statt regulär 3.750 Euro). Eine Anzahlung in Höhe von 100 Euro wird bei der Pre-Order fällig.