Sie wirken seriös, sind aufwendig gestaltet und kassieren kräftig ab. Fakeshops für E-Bikes beschränken sich längst nicht mehr auf Amazon. In Gestalt einer hochwertigen Website mit vielfältigem Angebot haben sie schon so manche „Kunden“ um ihr Geld betrogen. Wir zeigen dir anhand eines Beispiels aus der Vergangenheit, worauf du beim Online-Kauf achten und welche Maßnahmen du beim Verdacht auf Betrug einleiten solltest.
Die wichtigsten Tipps gegen E-Bike Fakeshops zusammengefasst
In diesem Artikel klären wir, was du tun kannst, um nicht auf E-Bike Fakeshops hereinzufallen. Hier sind die wichtigsten Regeln:
- Bezahle bei unbekannten Webshops niemals per Vorkasse
- Werde bei Ungereimtheiten in den AGB und im Impressum misstrauisch
- Check die Bewertung des Shops auf Portalen wie Trustpilot
- Mittlerweile verstecken sich Fakeshops sogar hinter den Adressangaben echter Geschäfte. Ein Anruf im Shop hilft, um herauszufinden, ob dein E-Bike dort auch wirklich angeboten wird und die Web-Adresse stimmt.
E-Bike-Fakeshops besser denn je
Früher war es ganz einfach: Ist der Preis unglaubwürdig niedrig oder die Website verdächtig schlecht gestaltet, sollten die Alarmglocken schrillen. Fakeshops lockten mit verführerischen Angeboten und so manch ein Käufer hoffte, dass vielleicht ein kleines rechtliches Schlupfloch, ein Ausverkauf oder ein Grauimport hinter dem günstigen Preis steckte.
Mittlerweile erscheinen Fakeshops jedoch unter dem Deckmantel des Durchschnittshändlers. Ein großes Sortiment verschiedener Waren, eine nahezu perfekte Website mit professioneller Suchfunktion, Filtern und Kaufabwicklung. Webdesign ist einfach geworden – und ein wenig Investment kann sich für die Kriminellen lohnen.
Neuerdings nutzen Kriminelle sogar die Geschäftsadresse von echten Händlern in ihrem Impressum. Wer bei Google sucht, findet zwar das entsprechende Geschäft, doch der Besitzer ist im Falle eines Fakeshops ebenfalls ein Opfer der kriminellen Machenschaften.
Verbraucherzentrale Hamburg veröffentlicht Liste mit E-Bike Fakeshops
Es ist nahezu unmöglich, dauerhaft einen Überblick über die Fakeshops für E-Bikes zu behalten. Genauso schnell, wie sie auftauchen, verschwinden sie auch wieder und tauchen an anderer Stelle unter anderem Namen auf. Dennoch hat die Verbraucherzentrale Hamburg sich die Mühe gemacht, eine Liste der Fakeshops zu verwalten.
Trotz der regelmäßigen Aktualisierung kann jedoch nicht für die Vollständigkeit der Liste garantiert werden. Das Einzige, was dich davor bewahrt, den Kriminellen auf den Leim zu gehen, ist ein gesundes Maß an Misstrauen und die Einhaltung gewisser Regeln beim Online-Shopping, die wir weiter unten vorstellen.
Preise von Fakeshops über und unter dem Durchschnitt
Oft wirken die Angebote in den Fakeshops auch plausibel: Die aufwendige Aufmachung ermöglicht Preise, die im Durchschnitt, leicht darunter oder sogar darüber liegen.
Vor einiger Zeit sind wir mal dem unschuldig klingenden Webshop „Marti Bosom“ (Fakeshop, der mittlerweile abgeschaltet wurde) auf den Grund gegangen. Wer dort nach einem Haibike Xduro gesucht hat, konnte feststellen, dass die Preise sogar über denen bekannterer Shops wie z. B. Fahrrad-XXL lagen.
Wie kann es sein, dass trotzdem Websitebesucher auf den Trick reinfallen? Besonders, wenn zum Saisonstart die ersten Modelle vergriffen sind, suchen viele Menschen die E-Bikes in alternativen Shops. Logisch, dass ein ausverkauftes Modell jenseits der bekannten Shops ein wenig mehr kostet, wenn es überall sonst schon vergriffen ist, oder? Besser ist es, bei unbekannten Shops zunächst einmal einige Dinge zu checken.
E-Bike-Fakeshops erkennen
Trotz der aufwendigen Aufmachung ist es möglich, Fakeshops von echten Händlern zu unterscheiden. In der Regel helfen ein paar schnelle Recherchen, um die Fakeshops zu enttarnen.
1. Bewertungsportale zu Rate ziehen
Eine gute Adresse für den Start ist trustpilot.com. Hier können NutzerInnen ihre Erfahrung mit Onlineshops teilen. Das ist nicht nur hilfreich für die Enttarnung von Fakeshops, sondern auch für die Kaufabwicklung generell. Auf der Bewertungsseite von Marti-Bosom aus unserem Beispiel stellt sich schnell heraus, dass es sich um einen Fakeshop handelt. Aber Achtung: Nicht bei allen schlechten Bewertungen handelt es sich immer um einen Fakeshop. Gelegentlich sind es nur enttäuschte KundInnen, welche sich über den Service beschweren. Und auch gute Bewertungen können gefälscht sein.
Für die ganz harten Konsorten reicht hingegen oft schon eine kurze Google-Abfrage. Fakeshops, welche lange im Netz sind, landen mit ziemlicher Sicherheit auf der ein oder anderen Warnseite. Hier hilft dann oft schon der Suchbegriff „Shop xy seriös“, um einen Eindruck zu bekommen. Doch viele Händler tauchen schnell auf und verschwinden genauso schnell wieder.
Siegel vom TÜV oder Trusted Shops auf der Website können ein guter Hinweis auf zertifizierte Händler sein – sofern sie echt sind. Echte Siegel erkennst du daran, dass sie dich auf die entsprechende Zielseite der Organisation weiterverlinken und nicht nur ein leicht kopierbares Bild auf der Website darstellen.
2. Inhalte vergleichen
Ein ganz leichter Trick, um Hinweise für einen Fakeshop zu finden, ist es, einige Inhalte in die Suchleiste bei Google einzufügen. Der Aufbau eines Fakeshops ist etwas aufwendig. Doch noch komplizierter ist es, alle Seiten mit Inhalten zu füllen. Viele Fakeshops bedienen sich daher ganz ungeniert bei echten Fahrradhändlern. Auch unser schwarzes Schaf, Marti Bosom, kann hier schnell enttarnt werden. Einmal den Text aus „Über Uns“ in die Google-Leiste kopiert – und schon findet man FahrradXXL auf dem Platz 1 der Ergebnisse. Häufig werden auch ganz ungeniert echte Impressum-Angaben kopiert, die in Wahrheit zu einer ganz anderen Firma gehören. Auch das kannst du schnell per favorisierter Suchmaschine rausfinden.
3. Impressum und Kontakt überprüfen
Ein Impressum und eine Kontaktseite bilden die Grundlage eines seriösen Händlers. Generell ist jeder kommerzielle Webseitenbetreiber verpflichtet, ein Impressum zu veröffentlichen, welches alle relevanten Geschäftsdaten beinhaltet. Dieses sollte generell von allen Seiten des Shops zugänglich sein. Fehlt es, solltest du skeptisch sein. Im Allgemeinen findest du ein Impressum immer am Seitenende. Unser Fakehändler hat sich sogar die Mühe gemacht, eine Adresse anzugeben. Inklusive Handelsregisternummer.
Die Handelsregisternummer lässt sich über Plattformen wie handelsregister.de überprüfen – natürlich ohne ein Zeichen von Marti-Bosom. Genauso ist es, wenn man der Geschäftsadresse nachgeht. Auch hier hilft Google Maps weiter. An bezeichneter Stelle befindet sich kein Zeichen eines Fahrradhändlers, schon gar nicht mit genügend Lagerkapazität für das gesamte Angebot von Marti Bosom. In diesem Fall muss man wirklich nicht mehr die Hotline (die ins Leere führt) anrufen, um nach dem Rechten zu Fragen.
4. Ungereimtheiten in den AGB überprüfen
Wer sonst immer das Kleingedruckte überspringt – und wer tut das nicht – sollte im Zweifelsfall doch noch einen Blick in die AGB werfen. Stößt du hier erneut auf Ungereimtheiten, ergänzt es nur das Bild des Fakeshops. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Widerrufsrecht. Dieses muss in den AGB zumindest erwähnt werden. Tatsächlich findet es sich auch bei unserer Betrügerbande von Marti Bosom. Wenn schon betrügen, dann auch formal korrekt.
5. Niemals bei unbekannten Shops per Vorkasse zahlen
Sollte der Fakeshop noch so gut und durchdacht gefälscht sein, ist es am Ende die Zahlungsart, die ihn verrät. Die Merkhilfe für Verbraucher ist einfach: Niemals per Vorkasse oder mit Gutscheinen wie Paysafe zahlen, wenn der Shop dir noch unbekannt ist oder es keine Hinweise auf die Vertrauenswürdigkeit gibt. Kreditkartendaten sollten ebenfalls gut gehütet werden.
Selbst wenn du gerne per Vorkasse zahlst, solltest du überprüfen, ob sichere Zahlungsweisen wie Paypal theoretisch verfügbar wären. Gelegentlich scheinen diese Methoden verfügbar, sind aber beim Abschluss des Kaufvorgangs aus „technischen Gründen“ nicht verfügbar. Marti Bosom hält sich hier beispielsweise ganz schlicht: Vorkasse oder nichts. Dann doch lieber nichts.
E-Bike Fakeshops bei Amazon
Amazon strahlt Vertrauen aus. Günstige Produkte mit rasanter Lieferung. Viele Low-Budget E-Bike-Hersteller bieten ihre Modelle ebenfalls hier an. Immer wieder kommt es dabei zu Problemen. Fakeshops bieten ausverkaufte Ware an und profitieren vom zuverlässigen Image des Großhändlers. Denn nicht alle Produkte werden von Amazon selbst verkauft. Über den Marketplace können verschiedene Shops ihre Angebote bei Amazon einstellen – generell ein sicheres Konzept, welches auch anderen Händlern am Erfolg von Amazon teilhaben lässt.
Solange du bei den bewährten Methoden bleibst und die Kaufabwicklung über Amazon tätigst, dürftest du auch in Sicherheit sein. Fakeshops hingegen werden dich vor der Kaufabwicklung um den Kontakt per E-Mail bitten. Anschließend sollst du die Ware bezahlen und das Geld auf ein „Amazon-Konto“ überweisen – klingt sicher, ist es aber nicht. Das Konto ist privat und die Transaktion befindet sich außerhalb der Kontrolle von Amazon. Ein sicherer Weg, sein Geld zu verlieren.
Zwar liegt es in Amazons Interesse, gegen die Fakeshops vorzugehen, doch die Kriminellen finden immer wieder neue Schlupflöcher. Lass dich daher nicht von der Website weglocken und bezahle niemals per Überweisung. Selbst, wenn du keine Alternativen findest. Läuft die Kaufabwicklung über Amazon, kann in der Regel nichts passieren. Solltest du dennoch einem Fakeshop aufgesessen sein, erstattet dir Amazon wenigstens die Zahlung.
Falls du doch betrogen worden bist
Nicht nur reine E-Bike Stores treten als Fakeshops auf. Mediamarkt verkauft neben Elektronik auch E-Bikes – und wurde vor einiger Zeit zum Beispiel von der Seite elektro-stone.de kopiert. Andere Konzepte kommen und gehen. Fakeshops sind damit ein branchenübergreifendes Problem und schon viele Menschen sind Opfer der Betrüger geworden. In vielen Fällen ist das Geld weg und der Shop wandert weiter. Eine gewisse Chance auf die Rückkehr deines Geldes besteht nur, wenn du den Betrug schnell genug bemerkst. Dann geht es ums Ganze:
- Sicher alle E-Mails des „Verkäufers“
- Mach Screenshots des Shops und des Angebots, bevor sie verschwinden
- Erstatte Anzeige bei der Polizei (die Verbraucherzentrale hat die Adressen für Online-Strafanzeigen hier zusammengestellt)
- Kontaktiere deine Bank und halte deine Beweise und die Anzeigenbestätigung bereit
Da du selbst die Überweisung getätigt hast, ist eine Rücküberweisung nicht immer möglich. Falls du sehr schnell handelst und dein Geld noch nicht abgebucht wurde, könntest du jedoch Glück haben. Ebenso kann deine Bank gegebenenfalls einen kostenpflichtigen Rückruf der Zahlung veranlassen, sofern das Empfängerkonto ein Deutsches ist.
Ansonsten sichert dich nur die eigene Vorsicht ab. Hier gilt vor allem besondere Aufmerksamkeit bei Produkten, die gerade nicht gut verfügbar sind. Am Beispiel der Gaskrise gab es dutzende Fakeshops, die versucht haben, mit Brennstoffen wie Holz oder Kohlebriketts abzukassieren. Auch bei sehr beliebten E-Bike-Modellen, die häufig schon im Frühjahr vergriffen sind, solltest du aufpassen, wenn du sie zu einem besonders attraktiven Preis im Sommer noch bei einem dir unbekannten Onlineshop findest. Manche Angebote sind zu schön, um wahr zu sein.