Mit dem C11 Pro bietet Fiido ein E-Bike für die Stadt, das klassisches Design mit moderner Ausstattung verbindet. Zum Preis von 1.099 Euro will das Pedelec Alltagspendler und Freizeitradler überzeugen. Wir haben den schicken Tiefeinsteiger gründlich getestet.
Fiido C11 Pro: Erster Eindruck und Aufbau
Das Fiido C11 Pro zieht mit seinem leichten Retro-Look die Blicke auf sich. Die grüne Metallic-Lackierung in Kombination mit braunen Ledergriffen und einem farblich abgestimmten Ledersattel verleihen dem E-Bike ein elegantes und fast nostalgisches Aussehen. Die Linienführung des Aluminiumrahmens erscheint modern und funktional. Er wirkt robust und sauber verarbeitet, die Schweißnähte sind gleichmäßig.
Der Tiefeinsteiger wird vormontiert geliefert und kann in ca. 30 Minuten zusammengebaut werden. Neben einer schriftlichen Anleitung hat Fiido auch ein YouTube-Video veröffentlicht, in dem alle Schritte erklärt werden. Neben den Pedalen und dem Vorderrad muss eigentlich nur noch der Lenker montiert werden. Das nötige Werkzeug dafür liegt bei. Bei den Schutzblechen aus Aluminium ist die Montage leider nicht ganz so einfach – hier habe ich am längsten gebraucht.
Nach der Montage fällt im Test direkt auf, dass Fiido beim C11 Pro auf Details geachtet hat: Der Gepäckträger ist stabil und für bis zu 25 kg ausgelegt, was ihn für Einkäufe oder kleine Ausflüge nützlich macht. Vorne lässt sich ein Korb anbringen, was ebenfalls zeigt, dass das C11 Pro für den Alltag konzipiert wurde.
Das C11 Pro ist eine Ergänzung zum Basismodell Fiido C11, welches wir ebenfalls schon getestet haben. Im Gegensatz zum C11 ist das C11 Pro nicht mehr in weiß erhältlich, sondern nur noch in „Smaragdblau“, wie Fiido es nennt. Das Gewicht ist mit 24,5 kg bei beiden Rädern gleich, auch an der Zuladung von bis zu 120 kg hat sich nichts geändert.
Fiido C11 Pro: Ausstattung und Technik
Ganz wichtig: Das E-Bike darf im Auslieferungszustand nicht auf deutschen Straßen gefahren werden. Grund dafür ist der standardmäßig aktivierte Gasgriff, der das Fiido C11 Pro zu einem Kraftfahrzeug macht. Er sorgt dafür, dass das E-Bike ohne menschliches Zutun auf bis zu 25 km/h beschleunigt, statt der erlaubten 6 km/h. Der Hebel muss physisch vom Rad getrennt werden (Stecker ziehen). Somit wären zumindest die Grundanforderungen an ein Pedelec erfüllt. Ob es damit rechtssicher im Straßenverkehr bewegt werden darf, können wir dennoch nicht mit Sicherheit sagen. Ein umfassender CE Sticker mit Hinweis auf die EN15194 und Adresse des Inverkehrbringers gibt es nicht. Der Gasgriff lässt sich außerdem auch über die Fiido-App deaktivieren.
Herzstück des Fiido C11 Pro ist der Hinterradmotor mit einer Nennleistung von 250 W (laut Website) und einem Drehmoment von 55 Nm. Er ist vor allem für Stadtfahrten und leichte Steigungen ausgelegt. Was das C11 Pro jedoch vom C11 (Test) und vielen anderen Modellen seiner Preisklasse unterscheidet, ist der integrierte Drehmomentsensor. Dieser misst die Tretkraft des Fahrers und passt die Motorunterstützung entsprechend an. Das Ergebnis ist ein natürlicheres Fahrgefühl, wo der Motor dann unterstützt, wenn er gebraucht wird – nicht zu früh und nicht zu spät.
Der herausnehmbare Akku verfügt über eine starke Kapazität von 500 Wh. Er ist abschließbar, hat einen eigenen Einschaltknopf und ist laut Hersteller komplett wasserdicht. Dafür sorgen Abdeckkappen an den Enden und an der Seite des Akkus. Ob die angegebene Reichweite von bis zu 104 km realistisch ist, klären wir im Verlauf des Testberichts.
Gesteuert wird das E-Bike über ein kleines, mehrfarbiges LC-Display. Hier werden Geschwindigkeit, Unterstützungsmodus und Akkustand angezeigt. Per Knopfdruck kann zwischen den drei Unterstützungsstufen Eco, Sport und Turbo in beide Richtungen gewechselt werden.
Die Bedieneinheit hat noch eine weitere nützliche, leicht versteckte Funktion: einen USB-A-Anschluss. Damit kann zum Beispiel das Smartphone unterwegs über den E-Bike-Akku aufgeladen werden.
Wer noch mehr Möglichkeiten sucht, findet sie in der Fiido-App, die es für Android und iOS gibt. Nach der Installation lassen unter anderem die Unterstützungsstufen von drei auf fünf erweitern. Auch die Einheiten lassen sich ändern oder der unangenehm laute Tastenton abschalten. Praktisch ist auch die Möglichkeit, die Gesamtkilometer und weitere Statistiken wie Höhenmeter live auf dem Smartphone abzurufen.
Negativ fällt bei der App der Registrierungszwang auf. Die Anmeldung kann zwar per E-Mail-Adresse erfolgen, für die anschließende Eingabe des Bestätigungscodes und des Passworts lässt der Hersteller jedoch nur eine einzige Minute Zeit. Im Test kam es auch vor, dass die Bluetooth-Verbindung abgebrochen ist und eine erneute Anmeldung erforderlich war. Hier sollte Fiido nachbessern.
Fahrgefühl: Bequem und zuverlässig
Gleich die erste Probefahrt hinterlässt einen positiven Eindruck: Der Tiefeinsteiger liegt sicher auf der Straße, die Motorunterstützung setzt gleichmäßig und harmonisch ein. Der Sattel von Velo ist bequem, aber qualitativ nichts Besonderes.
Das Fahrverhalten des Fiido C11 Pro ist auf den Einsatz im urbanen Alltag abgestimmt. Der Drehmomentsensor reagiert präzise und schaltet den Motor sanft zu, sobald Druck auf die Pedale ausgeübt wird. Das ist ein deutlicher Vorteil gegenüber einfachen Kadenzsensoren, die nur auf Pedalbewegungen reagieren und Schub manchmal eher hektisch liefern. Gerade im Stadtverkehr mit häufigem Stop-and-Go spielt diese Technologie ihre Stärken aus.
Die 40 mm breiten CST-Reifen sind ein guter Kompromiss zwischen Rollwiderstand und Komfort. Auf Asphalt und befestigten Wegen bieten sie eine stabile Straßenlage, während sie auf losem Untergrund wie Schotter an ihre Grenzen stoßen. Dank des verstellbaren Lenkervorbaus kann die Sitzposition individuell angepasst werden – von aufrecht und komfortabel bis hin zu einer etwas sportlicheren Haltung. Die Sattelhöhe kann zwischen 79 cm und 105 cm liegen, was generell für Fahrer zwischen 1,55 m und 1,9 m Körpergröße geeignet wäre.
Die Unterstützung endet bei einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Für Fahrer, die schneller fahren wollen, endet die Motorunterstützung allerdings relativ abrupt, was den Übergang manchmal etwas unangenehm macht. Trotzdem bleibt das Rad gut kontrollierbar und vermittelt auch bei höheren Geschwindigkeiten ein sicheres Fahrgefühl.
Die Shimano Tourney 7-Gang-Schaltung bietet eine solide und ausreichende Bandbreite für den Stadt- und Freizeiteinsatz. Während die Schaltung für einfache Strecken und moderate Steigungen völlig ausreicht, könnten anspruchsvollere Fahrer auch hier an ihre Grenzen stoßen. Das gilt vor allem für sehr bergiges Terrain. Die Bremsanlage hingegen überzeugt auf ganzer Linie: Hydraulische Scheibenbremsen mit 160 mm Scheiben vorne und hinten sorgen für eine gute Verzögerung und sind auch bei Nässe zuverlässig.
Die Aluminium-Federgabel mit 40 mm Federweg trägt ihren Teil zum Komfort bei, solange keine Mountainbike-Qualitäten erwartet werden. Sie gleicht kleinere Unebenheiten wie Schlaglöcher oder Kopfsteinpflaster aus, ist aber nicht für heftigere Stöße geeignet. Der Fokus des Fiido C11 Pro liegt klar auf dem Stadtverkehr.
Fiido C11 Pro
- + hydraulische Scheibenbremsen
- + Gepäckträger & Beleuchtung
- + Drehmomentsensor
- + 7-Gang-Schaltung
- - App Anbindung ausbaufähig
- - keine umfassende CE Kennzeichnung
Die Beleuchtung wird komplett vom Akku gespeist. Der Frontscheinwerfer ist angenehm hell, beim Rücklicht hat Fiido sogar an ein Bremslicht gedacht. Auch wenn das Licht ausgeschaltet ist, leuchtet das Bremslicht auf. Positiv ist auch, dass man selbst bei leerem Akku nicht im Dunkeln fahren muss. Etwas Restenergie hebt sich das E-Bike für Front- und Rücklicht auf.
Akku und Reichweite: Alltagstaugliche Werte
Der Akku des Fiido C11 Pro verfügt über eine hohe Kapazität und bietet damit genügend Reserven für die meisten Stadtfahrten und Freizeitausflüge. Laut Herstellerangaben ist eine Reichweite von rund 100 Kilometern möglich, wobei diese Werte nur unter optimalen Bedingungen erreicht werden können. Bei meinem Test – einer Mischung aus Eco- und Sportmodus auf flachem und hügeligem Terrain – kam ich auf rund 75 Kilometer. Ein guter Wert. Steigungen, häufiges Beschleunigen im Turbo-Modus oder starker Gegenwind reduzieren die Reichweite.
Die Ladezeit mit dem mitgelieferten 48V-2A-Netzteil beträgt etwa 4,5 bis 5 Stunden. An meiner Jackery-Powerstation zieht das Gerät 125 Watt. Wer häufig längere Fahrten plant, kann sich einen zweiten Akku zulegen, der im Onlineshop von Fiido nur 267 Euro kostet und damit vergleichsweise günstig ist.
Negativ fällt die Geräuschentwicklung des Netzteils beim Laden auf. Hier hat Fiido einen recht lauten Lüfter verbaut. Wenn das Netzteil nur mit der Steckdose, nicht aber mit dem Akku verbunden ist, macht sich zudem ein nerviger Piepton bemerkbar. Beim Laden im Keller oder der Garage fällt diese Eigenheit allerdings weniger ins Gewicht.
Für wen ist das Fiido C11 Pro geeignet?
Das Fiido C11 Pro ist ein gelungenes urbanes E-Bike, das sich vor allem an Stadtfahrer und Gelegenheitsfahrer richtet. Zum Preis von 1.099 Euro bietet es ein überzeugendes Gesamtpaket aus Design, Technik und Komfort. Insbesondere der Drehmomentsensor, die hydraulischen Bremsen und der starke Akku heben das Rad von vielen Konkurrenten in dieser Preisklasse ab.
Fiido C11 Pro
- + hydraulische Scheibenbremsen
- + Gepäckträger & Beleuchtung
- + Drehmomentsensor
- + 7-Gang-Schaltung
- - App Anbindung ausbaufähig
- - keine umfassende CE Kennzeichnung
Für sportliche Fahrer oder Vielfahrer, die regelmäßig unwegsames Gelände meistern wollen, ist das C11 Pro weniger geeignet. Für den Alltagsgebrauch mit gelegentlichen Ausflügen ins Grüne bietet es aber eine solide Lösung und punktet mit einem ansprechenden Design. Eine günstigere Alternative ist das sehr ähnliche Standardmodell C11 von Fiido (Test), welches bereits für nur 899 Euro erhältlich ist.