Die MIFA AG (Mitteldeutsche Fahrradwerke) ist nach verkauften Stückzahlen der größte deutsche Fahrradhersteller. Mit Grace und Steppenwolf hat die Aktiengesellschaft zwei Prämiummarken im Segment E-Bikes übernommen. 48.000 Elektrofahrräder verkaufte das Unternehmen aus dem sächsischen Sangershausen 2012. Beim smart E-Bike arbeitete die MIFA eng mit einem Automobilhersteller zusammen. eBikeNEWS fragte den Vorstand Peter Wicht nach der Kooperation, der Konkurrenz durch Autokonzerne und dem E-Bike der Zukunft.
Vor kurzem hat ein BMW-Projektmanager für eMobility formuliert, dass die Fahrradhersteller aufpassen müssten, sonst würden sie von der Automobilindustrie in Sachen E-Bike überholt. Was sagen Sie dazu?
Peter Wicht: Das glaube ich nicht. Aber die Automobilindustrie hat natürlich gegenüber der Fahrradindustrie einige Vorteile – beispielsweise das Marketingbudget, aber überhaupt die Kapitalreserven, die Fahrradhersteller einfach nicht haben. Wenn die Automobilindustrie tatsächlich verstärkt in die E-Bike-Produktion einsteigen würde, dann könnte das schon schwierig werden für die Fahrradindustrie. Es würde ein bemerkenswerter Wettbewerb entstehen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass die Autohersteller in ihren Strukturen mittlerweile so kompliziert sind, dass es ihnen sehr schwer fallen würde, den Preiskampf am Ende gegen die Fahrradindustrie zu gewinnen. Der Aufbau der Strukturen, sei es in Forschung und Entwicklung, Produktion oder Vertrieb, ist kurzfristig für Automobilhersteller nicht einfach zu bewältigen. Insofern wäre es kein guter Weg, wenn die beiden Branchen miteinander konkurrieren. Es wäre viel besser, wenn sie kooperieren – zum beidseitigen Vorteil.
Bei Ihnen wird bereits ein E-Bike produziert, das an einen Automobilhersteller ausgeliefert wird – das smart E-Bike. Wer hat bei diesem Projekt am meisten vom Know how des anderen profitiert?
Peter Wicht: Das sind beide Seiten gleichermaßen. Wir haben sehr viel von smart gelernt – gerade das Aufsetzen der Qualitätssicherungsprozesse. Aber smart, so glaube ich, hat auch sehr viel von unserer Flexibilität profitieren können. Das war sicherlich ein Projekt, das beiden Seiten sehr genützt hat.
Letztes Jahr wurden 380.000 E-Bikes in Deutschland verkauft. Mifa war mit 48.000 Exemplaren maßgeblich daran beteiligt. Wie lassen sich die Verkaufszahlen weiter steigern?
Peter Wicht: Ich glaube, dass E-Bikes, sofern man ein richtiges Gespür für den Markt und dessen Bedürfnisse hat, ein Selbstläufer sind. Erstens ist es so, dass mit der Präsenz der E-Bikes im Markt einfach auch die Nutzungsmöglichkeiten und das Vergnügen E-Bikes zu fahren bekannter werden. Zweitens ist das E-Bike nicht nur ein sinnvolles Hilfsmittel für ältere Leute, sondern auch die jüngere Generation wird diese Räder für sich entdecken. Das führt zu weitaus höheren Stückzahlen.
Wie sieht das E-Bike in fünf Jahren aus?
Peter Wicht: Das E-Bike in fünf Jahren ist wesentlich integrierter als heute. Sie erkennen kaum noch wo der Motor sitzt, weil er kleiner wird. Sie wissen nicht mehr, ob da überhaupt noch eine Batterie eingebaut ist, weil sie versteckt sein wird. Ich glaube, dass das E-Bike von morgen eines sein wird, das man nicht mehr als solches erkennt.