Smartphone auf zwei Rädern: LeEco aus China zeigt ein Super Bike mit eingebauter Musikanlage, Kamera, Lasern und Sprachsteuerung.
Das Le Syvrac genannte Super Bike ist in China bereits zu kaufen. Auf einer Technik-Messe in den USA wurde es erstmals außerhalb präsentiert. Bald soll es in den Export gehen.
Super Bike: Die Zukunft des Radfahrens?
Sensoren überall. Im Le Syvrac Super Bike steckt alles, was es an moderner Technik so gibt – bis auf den Antrieb. Vorne im Lenker ist ein Android-Phone mit 4-Zoll Display fest eingebaut. Dies kann alles, was ein Smartphone so mit sich bringt. Über das Telefon kann man sich Nachrichten vorlesen lassen und Anrufe annehmen. Es hat ein Navi-Programm vorinstalliert, das auch auf Sprachsteuerung reagiert. Insgesamt stehen im quad-core Prozessor 4GB an RAM zur Verfügung.
Betrieben wird das „Bike OS“ von einer eigenen Batterie, die ziemlich groß ist. Falls diese ausfällt, kann ein Notbetrieb über den angeschlossenen Nabendynamo erfolgen. Externe Geräte finden per micro-USB Anschluss.
Ein Licht geht an
Toll sind aber besonders die Funktionen, die dem Bike einen Mehrwert verschaffen. So sind beispielsweise an den Lenkerenden Blinklichter integriert, die man mit einem Daumendruck an- und ausstellt. Automatisch schaltet das Super Bike die in den Rahmen integrierten Vor- und Rücklichter an, sobald der Lichtsensor dunkle Umgebung erkennt. Außerdem projizieren zwei Laser links und rechts vom Rad eine rote Linie auf den Boden. Diese signalisiert dem restlichen Verkehr und einem selbst den richtigen Sicherheitsabstand.
In den Lenkergriffen selbst sind an der Unterseite Sensoren integriert, die bei der Fahrt die Fingerkuppen berühren. Darüber lässt sich die Herzfrequenz messen. Wählt man die entsprechenden Voreinstellungen im Lenker-Smartphone, funktioniert das Super Bike wie ein Fitnesstrainer. Klappen tut das, weil die Android-Erfassung zusätzlich mit den Bike Sensoren verbunden ist, die Geschwindigkeit, Zahl der Kurbel-Umdrehungen und Tretleistung messen.
Es gibt aber noch einen zweiten Grund für die eingebauten Finger-Taster. Mittels des Fingerabdrucks wird die Zugehörigkeit von Fahrwilligen und Rad überprüft. Stimmen diese nicht überein, erkennt das Rad einen Diebstahl-Versuch. Ergebnis: Ein Stahlschloss schiebt sich automatisch zwischen die Speichen, das Rad lässt sich nicht weg fahren. Natürlich funktioniert die elektronische Wegfahrsperre nur solange, wie Strom im Akku ist. Bei Kapazität Null schaltet sich die Blockierfunktion aus, so dass man nicht selber vor verschlossenen Reifen steht. Sollte es dennoch entwendet worden sein, kann man das gute Stück dank des eingebauten GPS-Trackers jederzeit nachverfolgen.
Das Multimedia-Cockpit
Für die multimediale Einbindung sorgen Musikanlage und Kamera. Für den Soundtrack wird Musik direkt aus der Cloud geladen und über das eigene Headset abgespielt oder über den im Lenker eingebauten Lautsprecher. Deren Lautstärke und die nächste Playlist kann man mit einem Bedienteil am Griff einstellen, so dass die Hände am Lenker bleiben können.
Prominenter ist die Kamera platziert, auf den ersten Blick etwas unfallanfällig. Dennoch ist sie eine Addition, die spontan Sinn macht. Denn eine Video-Aufzeichnung der eigenen Fahrt ist nicht nur für Action-Film Fans interessant. Auch bei der nachträglichen Auswertung von brenzligen Situationen kann eine Cockpit Kamera nützlich sein.
Neben der Video-Funktion gibt es noch die Möglichkeit Fotos zu schießen. Für besonders schnelle Schnappschüsse befindet sich ein Auslöse-Knopf direkt im Oberrohr. Schnell gedrückt und das Bild ist bei voller Fahrt im Kasten. Dazu kommt an dieser Stelle noch eine Taste, die das Super Bike aktiviert sowie eine, über die sich das Licht manuell anschalten lässt.
Und als praktische – sowie Signalstärken-unabhängige – Zusatz-Funktion hat das Super Bike auch noch ein Walkie-Talkie installiert. Darüber kann man auf Gruppenfahrten mit den anderen auf einer privaten Frequenz funken.
Elektrifiziertes Bike, aber kein e-Bike
Zur Zeit besteht das Fahrwerk im Le Syvrac Mountainbike aus einer Shimano Deore 30-Gang Schaltung. Dazu gesellen sich Scheibenbremsen, ein dynamisch geformter Aluminiumrahmen und Ledersattel. Die Preise rangieren zwischen umgerechnet 750 und 5.700 Euro, je nach Ausstattung. Denn vom Le Syvrac gibt es auch noch eine Premiumausgabe mit Shimano XTR-Automatikschaltung und Karbonrahmen.
Das einzige, was an dem Super Bike fehlt, ist ein Motor. Produzent LeEco profilierte sich mit einem kleinen Sortiment an innovativer Smart Technology, die auf den Life-Style Markt abzielen. Drahtlose Kopfhörer, ein eigenes Smartphone, ein kleines Home-Entertainment System. LeEco hat seine Expertise auf ein Mountainbike gepackt, aber e-Bike Hersteller sind sie nicht.
Es bleibt spannend zu sehen, ob sich LeEco selbst dran macht, das elektrische Super Bike in ein e-Bike zu verwandeln. Oder andere Hersteller sehen sich inspiriert, mehr Möglichkeiten der digitalen Technik in der Entwicklung künftiger e-Bikes einzusetzen. Automatische Beleuchtung, Abstand-Signale und Blinklichter können sicherlich zur Sicherheit beitragen. Elektronischer Diebstahlschutz und Entertainment-Programm am e-Bike Lenker müssen sich dagegen wohl erst noch bewähren. Dennoch hat LeEco mit dem Super Bike Le Syvrac ein interessantes Stück Zukunft vorgelegt.
Wann oder ob es in Europa zu erhalten ist, steht noch nicht fest.
…der Balken unten fehlt… für „Z“orro