Crowdfunding-Portale sind gedacht um geistreichen Erfindern und findigen Tüftlern eine Chance zu geben. Ihr Anliegen ist es, gute Ideen ohne großes Budget einer breiten Masse zu präsentieren. Diese Portale entwickeln sich jedoch immer mehr zu Plattformen für reine Absatzkanäle. Ein Beispiel dafür scheint das eMTB M2S All-Go Carbon eBike von M2S zu sein.
Ausgestattet ist das Crowdfunding-E-Bike mit einem sehr leichten Rahmen aus Karbonfaser wiegt das voll ausgestattete eBike inklusive 11Ah Akku und 500 Watt Mittelmotor von Bofeili gerade einmal 16 Kilogramm.
Dazu gesellt sich noch die Shimano Alivio Gangschaltung mit insgesamt 27 Gängen sowie nicht näher definierte mechanische Scheibenbremsen. Im Vorbau ist sogar ein Multifunktions-Display mit den gängigen Funktionen eines Tachometers integriert.
Abgesehen von den eher mäßigen Bremsen scheint das eBike zu einem Preis von etwa 3000$ also eine gute Wahl zu sein, zumal es für Frühbesteller noch einmal 1000$ günstiger wird. Vor dem Hintergrund der einzelnen Komponenten, wird jedoch schnell klar, dass bei einem Preis von umgerechnet nicht einmal 2000€ möglicherweise etwas nicht stimmen kann.
Einen weiteren Grund zur Skepsis bringt uns die junge Firma M2S aus Asheville in North Carolina aber selber:
We designed our 2016 lineup of electric bikes with adventure at the core.
Hintergrund beim M2S All-Go Carbon eBike
Wie soll es einer jungen Firma ohne finanziellen Hintergrund gelingen, ein derart komplexes eBike mit einem Karbon-Rahmen aus dem Nichts heraus zu entwickeln und herzustellen? Die Antwort ist: gar nicht. Denn das Zauberwort für eine solche Vermarktungsstrategie nennt sich OEM (Original Equipment Manufacturer). Hier sucht sich ein junges Unternehmen einen Partner-Hersteller – vorzugsweise aus Asien – der die Produkte entwickelt, herstellt und am Ende mit dem Logo des jungen Unternehmens bedruckt. Im Falle von M2S hat man sich mit großer Wahrscheinlichkeit an den chinesischen Hersteller Suzhou Alienozo Electric Tecnology Co., Ltd. gewendet.
Ein solches Konstrukt funktioniert allerdings nur mit großen Bestellabnahmen. Daher versucht die Firma M2S nun mit Hilfe des Frühbücher-Tricks auf einer Crowdfunding-Platform möglichst viele Bestellungen zu generieren, um am Ende den eigenen Gewinn zu maximieren.
Crowdfunding ist kein Abverkauf!
Dieses Vorgehen ist an sich weder illegal noch besonders verwerflich, zumal die meisten großen Firmen ebenso in Asien produzieren lassen. Bedenklich ist es allerdings, wenn gegenüber seien potenziellen Kunden diese Hintergründe verschwiegen werden und sogar von einer Eigenkreation die Sprache ist.
Generell ist das All-Go von M2S kein schlechtes Angebot, allerdings zeigt die bisher geringe Resonanz auf Indiegogo, dass die potenziellen Kunden ein Gespür für wahre Eigenleistung mitbringen. Auch wenn die Kampagne noch etwa über einen Monat läuft, deutet ein flexibles Funding-Ziel zudem darauf hin, dass es auf Seiten von M2S nicht um den Aufbau einer Marke und die Verwirklichung einer eigenen Idee geht, sondern vielmehr um den möglichst großen Abverkauf eines Noname-Bikes mit eigenem Logo.
das Fragezeichen hinter der Überschrift kann man getrost mit einem Ausrufezeihen austauschen.
Übrigens ist die Fa. Alienozo auch nicht der Hersteller, sondern eine Trading Firma aus China.