Der Pure Advance Flex wagt mit seinem innovativen Faltkonzept und der ungewöhnlichen Fußposition einen mutigen Schritt in der E-Scooter-Entwicklung. Ob das neue Konzept überzeugt und für wen es in Betracht kommt, zeigt dieser Test.
Lieferumfang und Aufbau
Der Pure Advance Flex erreicht mich in einer durchdachten Verpackung. Direkt auf der Innenseite des Kartondeckels ist eine Bedienungsanleitung aufgedruckt, ergänzt durch einen praktischen QR-Code für weitere Informationen.
Neben dem bereits vormontierten E-Scooter ist eine deutsche Bedienungsanleitung mit CE-Konformitätserklärung, die Zulassungsbestätigung für den deutschen Straßenverkehr, eine Mini-Luftpumpe mit Luftdruck-Anzeige, das Netzteil, Werkzeug sowie eine Befestigung für das Versicherungskennzeichen enthalten. Der Pure Advance Flex kommt also komplett montiert, so dass der erste Aufbau weitestgehend identisch mit dem normalen Auffalten ist.
Das innovative Faltkonzept
Das Besondere am Pure Advance Flex ist nämlich sein cleverer Faltmechanismus. Aufgebaut misst er 108 x 60 x 104 Zentimeter (H x B x L), zusammengefaltet schrumpft er auf kompakte 57 x 30 x 62 Zentimeter. Die Transformation für den Fahrmodus gelingt in wenigen, einfachen Schritten: Erst den Lenker per Sicherungsverschluss hochstellen und die Lenkergriffe ausklappen, dann den Lenker nach links drehen, damit sich die parallel liegenden Laufräder trennen können. Nach dem Auseinanderziehen und Fixieren des Rahmens werden zum Schluss die Trittbretter heruntergeklappt.
Auch für das Zusammenklappen ist die Faltreihenfolge wichtig, damit sich der Scooter korrekt zusammenlegt. Die Trittbretter schwenken nach oben, der Rahmen klappt mittig, die Laufräder legen sich parallel zueinander. Dann die Lenkerstange einschieben, die Lenkerteile einklappen und mitsamt dem Lenker umklappen. Das Ergebnis ist ein erstaunlich kompaktes Paket, das sich gut verstauen lässt.
Erster Eindruck: Verarbeitung und Design
Die Verarbeitungsqualität überzeugt auf ganzer Linie. Die Lenkerteile sind im ausgeklappten Zustand bemerkenswert stabil – hier wackelt nichts. Die sichtbaren Schweißnähte unterstreichen den robusten Charakter des Scooters, und die Verkabelung beschränkt sich auf ein einziges Kabel vom rechten Bremshebel zur Lenkerstange.
Das übersichtliche Display wird über einen einzigen, zentral platzierten Knopf gesteuert. Es zeigt alle wichtigen Informationen wie den Batteriestand (in fünf Stufen), Lichtstatus und die gewählte Unterstützungsstufe klar erkennbar an. Die Bedienelemente sind durchdacht angeordnet: Rechts der Daumengashebel, links ein identisch rot gefärbter Hebel für die elektronische Motorbremse mit Rekuperation. Links sind auch die Knöpfe für den Blinker angebracht.
Mit seinen IP65-zertifizierten Komponenten sollte der Pure Advance Flex gut gegen Spritzwasser geschützt sein. Die Beleuchtung umfasst ein 150-Lumen-Frontlicht und ein durchgängiges Rücklicht mit Bremslichtfunktion. An den Trittflächen befinden sich hinten Elemente, die wie LED-Blinker aussehen. Die sind aber in Deutschland nicht zugelassen und haben daher keine aktive Funktion.
Besonders praktisch: Der mittig platzierte Ständer sorgt für sehr stabilen Stand. Um den Ständer mit dem Fuß auszuklappen, muss vorher allerdings eine der Trittflächen hochgeklappt werden.
Einziger Wermutstropfen ist das Gewicht von 16,2 kg, das ich beim Tragen aus dem zweiten Stock eines Altbaus durchaus spüre. Unten angekommen geht das Auffalten schon viel schneller als beim Aufbau. Ich benötige dafür nur etwa 30 Sekunden.
Praxistest: Fahren und Bremsen im Alltag
Bei der Testfahrt überrascht der Pure Advance Flex mit seinem völlig neuartigen Fahrgefühl. Anders als bei herkömmlichen E-Scootern stehe ich hier auf zwei separaten Trittbrettern neben dem zentralen Rahmen. Das fühlt sich anfangs ungewohnt an, entpuppt sich aber schnell als durchdachtes Konzept: Meine Füße stehen parallel und nach vorne gerichtet – für mich eine sehr natürliche und entspannte Position.
Der 500-Watt-Motor (Spitzenleistung 710 Watt) lässt sich über drei Fahrmodi kontrollieren. In der ersten Stufe beschleunigt der Scooter sanft, fährt 6 km/h und eignet sich perfekt für die ersten Fahrversuche, verkehrsberuhigte Zonen und als Schiebeunterstützung. Stufe zwei bietet bereits etwas mehr Power und beschleunigt auf 11 km/h, während die dritte Stufe die volle Leistung freisetzt und mich zügig auf 22 km/h bringt.
Auf Asphalt macht der Pure Advance Flex eine hervorragende Figur. Die Lenkstabilisierung gefällt mir: damit liegt er satt auf der Straße und vermittelt ein sicheres Fahrgefühl. Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn man ein Handzeichen zum Abbiegen gibt und nur eine Hand kurzzeitig am Lenker verbleiben kann. Besonders in Kurven zeigt sich der Vorteil der breiten Fußposition – der niedrige Schwerpunkt sorgt für hervorragende Stabilität. Die 10-Zoll-Schlauchlosreifen gleichen kleinere Unebenheiten noch ordentlich aus.
Das Bremssystem überzeugt weitesgehend: Vorn verzögert eine wartungsarme Trommelbremse, hinten unterstützt die elektronische Motorbremse mit Rekuperation. Die Kombination ermöglicht sowohl sanftes Abbremsen als auch sichere Vollbremsungen. Der rote Hebel links am Lenker für die Rekuperation dosiert sich angenehm feinfühlig.
Doch es gibt auch Schattenseiten: Sobald der Untergrund rauer wird, zeigt der Pure Advance Flex seine Grenzen. Auf Kopfsteinpflaster oder holprigen Radwegen wird die Fahrt durch die fehlende Federung spürbar unkomfortabel. Hier werden Erschütterungen an den Fahrer weitergegeben, die andere E-Scooter wie der Egret Ey!2 (Test) und Joyor S5 Pro (Test) durch Doppelfederungen ausgleichen. Auch an Steigungen macht sich bemerkbar, dass der Scooter eher für ebene Stadtgebiete konzipiert wurde. Zwar meistert er moderate Anstiege mit einem Motordrehmoment von 32 Nm problemlos, bei steileren Steigungen reduziert sich die Geschwindigkeit jedoch merklich. Die Steigfähigkeit gibt der Hersteller mit 19 % an.
Die Wahl zweier unterschiedlicher Bremsauslöser ist zudem mindestens gewöhnungsbedürftig. Während links der Daumen genutzt wird, ist es rechts ein klassischer Bremshebel. Bei anderen E-Scootern kommen dafür zwei identische Bremshebel zum Einsatz.
Der 36 V/9,5 Ah Lithium-Ionen-Akku (342 Wh) soll laut Hersteller eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern ermöglichen – ein Wert, der im Vergleich zu anderen Premium-Scootern dieser Preisklasse eher am unteren Ende angesiedelt ist. Die Ladezeit von knapp 6 Stunden ist dabei durchschnittlich. Das Display zeigt neben der Geschwindigkeit den Akkustand über eine 5-stufige Balkenanzeige übersichtlich an. Zusätzlich ist zum Beispiel noch die Unterstützungsstufe ablesbar und ob das Licht eingeschaltet ist.
Prima umgesetzt sind die Blinker an den Griffen, die sehr gut sichtbar und bedienbar sind. Auch clever: Wenn du vergisst den Blinker auszuschalten, geht er nach 30 Sekunden von alleine aus.
Eingeschränkt könnte die Ergonomie für größere Fahrer sein: Mit 1,85 Meter würde ich mir ein paar Zentimeter mehr Lenkerhöhe wünschen. Aber das ist der Kompromiss für ein sehr kleines Packmaß. Das Maximalgewicht des Fahrers darf 1256 kg betragen.
Ich konnte leider die App nicht ausprobieren, da sie zum Testzeitpunkt überarbeitet wurde. Darüber soll der E-Scooter zum Beispiel auch digital abgeschlossen werden können.
Fazit: Innovative E-Scooter für Pendler mit wenig Platz
Der Pure Advance Flex überzeugt mit seinem cleveren Faltkonzept, der stabilen Fahrposition und seiner sehr hochwertigen Verarbeitung. Der ausreichend kräftige Motor und gute Bremsen machen ihn zum zuverlässigen Stadtbegleiter. Schwächen zeigt er aufgrund der fehlenden Federung auf holprigen Strecken.
Er eignet sich besonders für Pendler, die sehr kompakte Transportmaße schätzen oder darauf angewiesen sind. Im Kofferraum verschwindet der E-Scooter, und in Bus und Bahn fällt er wenig auf. Der Pure Advance Flex ist in den Farben Mercury Grey und Platinum direkt im Streetbooster Onlineshop für 1.099 Euro erhältlich. Mit dem Gutscheincode ‚ebikenews‚ gibt es 20 Euro Rabatt. Die Auslieferung soll ab 15.4.2025 erfolgen.