Bosch eBike Systems – Hersteller weitverbreiteter Mittelmotoren in E-Bikes – ist in den Fokus der Stiftung Warentest gerückt. Der Antriebshersteller hatte Fachhändler dazu aufgerufen bei einer möglichen Fehlfunktion von Motoren der Generation Classic+ Line einen kostenlosen Austausch durchzuführen. Bosch hatte die Maßnahme „Serviceaktion“ genannt. Die Stiftung Warentest kritisiert das Unternehmen dafür, denn es hätte eigentlich einen offiziellen Rückruf geben müssen, da der Defekt zu gefährlichen Stürzen oder Kollisionen führen könne.
Der Fehler bei diesem Bosch-Antrieb für Pedelecs kann bei der verwendeten Schmierung möglicherweise beim Tritt aufs Pedal auftauchen, der ins Leere gehen könnte. Bosch hatte angegeben, dass gravierende Probleme auftreten könnten. Ein vorsorglicher Rückruf, bei dem der Antrieb im Fachbetrieb kontrolliert und vorsorglich ausgetauscht wird, wäre laut Stiftung Warentest daher besser gewesen.
Als wäre die Kette gerissen
Bosch bestätigt nach Angaben der Stiftung Warentest in einem Info-Blatt an Fachhändler, dass der Antrieb bei auftretendem Fehler sich so anfühlen könnte, als wäre die Kette gerissen. Darauf sei niemand gefasst und der Fahrer oder die Fahrerin könnte die Kontrolle über das Elektrofahrrad verlieren.
Normalerweise soll ein Schmiermittel sicherstellen, dass die beweglichen mechanischen Teile gut miteinander funktionieren. Bei dem Verwendeten können jedoch Probleme auftreten. Die Stiftung Warentest nennt ein Beispiel: wenn ein Fahrer an einer Steigung aufsteht, um kraftvoll in die Pedale zu treten, und dann mit voller Kraft ins Leere tritt.
Bei Unfällen haftet Hersteller
Die Stiftung Warentest sieht den Hersteller in der Verantwortung, sollte ein Fahrer sich durch den Fehler verletzen. Vom Hersteller des Fahrrads oder von Bosch könne dann Ersatz der Behandlungskosten sowie die Zahlung eines angemessenen Schmerzensgelds verlangt werden, da es sich um einen Konstruktionsfehler handele. Allerdings gibt es Einschränkungen: Sachschäden bis 500 Euro bleiben zum Beispiel entschädigungsfrei.
Im Schadensfall erst Austausch
Ein vorsorglicher Austausch ist bislang nicht vorgesehen, was die Stiftung Warentest missbilligt. Nutzer von E-Bikes mit Classic+ Line-Antrieb sollten auf Geräusche achten. Knackt der Antrieb, solle das Pedelec umgehend zum Fahrradhändler gebracht werden.
Der Austausch des Antriebs dauere nach Angaben von Bosch voraussichtlich fünf bis zehn Arbeitstage, könne aber während der Fahrradsaison auch etwas länger dauern. Bosch trägt die Kosten für den Austausch. Die Aktion ist zunächst bis Ende 2016 befristet.