Viele deutsche Städte werden als Fahrradstädte bezeichnet. Während mancherorts jedoch nur das Volumen der RadlerInnen sehr hoch ist, punkten andere durch hohe Investitionen. Tübingen gibt sich momentan alle Mühe, den RadlerInnen die ganzjährige Fahrt zu erleichtern – unter anderem mit einer beheizbaren Fahrradbrücke.
Das blaue Band in Tübingen
Ob es die kleine schwäbische Stadt mit ihren Infrastrukturprojekten auf die oberen Plätze des Fahrradklima-Tests des ADFC schaffen wird? Bisher blieb die Stadt unter den Kandidaten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern auf Platz 6 hinter Konkurrenten wie Nordhorn, Wesel und Bocholt zurück. Kein glorreiches Ergebnis für eine Studentenstadt.
Ein Projekt mit dem Titel „Blaues Band“ könnte allerdings für Umschwung sorgen. Die blaue Fahrradstrecke soll sich durch einen Großteil des Stadtgebiets ziehen und die schnelle Fahrt von A nach B ermöglichen. Durch diese Art Fahrradautobahn, wie man es von Städten wie Kopenhagen oder Münster kennt, könnte das Fahrrad oder E-Bike somit ganzjährig zum bevorzugten Verkehrsmittel werden.
Einziges Problem: Der Neckar, welcher die Stadt in Nord und Süd unterteilt.
Erste beheizte Brücke fertiggestellt
Auf Brücken herrscht ein hohes Frostrisiko, das gilt erst recht für kleine Fahrradbrücken. Selbst Streuen hilf bei eisigen Winden und Feuchtigkeit nicht immer weiter. Die Stadt Tübingen hat sich deshalb etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine Fußbodenheizung für ihre Fahrradbrücken.
Die erste der drei Brücken kostete über 1,5 Millionen Euro, soll die FahrerInnen jedoch vor einer Rutschpartie bewahren und muss dafür nicht einmal gestreut werden. Da mittlerweile etwa 70 Prozent des Stroms von der vom grünen Bürgermeister Boris Palmer geführten Stadt aus erneuerbaren Energien besteht, könnte das Konzept sogar langfristig relativ umweltfreundlich sein.
Zwei weitere beheizte Brücken sind ebenfalls bis 2025 geplant. Tübingen zeigt mit den Projekten, dass auch in der Fahrradinfrastruktur noch wesentlich genialere Einfälle möglich sind, als lediglich Fahrradschutzstreifen auf den Boden zu malen und zu hoffen, das nichts passiert.
Der Erfolg wird sich bei den Fahrradklima-Tests des ADFC zeigen. Denn hier geht es nicht um die Länge von Fahrradwegen auf dem Papier, sondern vor allem um subjektives Empfinden: Wie sicher ist das Radfahren in der Stadt und wie gut funktionieren Verbindungen oder Radwegenetze in der Praxis? Das Blaue Band zumindest wirkt vielversprechend.