Prophete galt seit Jahren als verlässlicher Hersteller für günstige E-Bikes. Regelmäßig standen die Modelle in den Katalogen von Aldi, Lidl und Co. im Angebot. Mit der kürzlich angemeldeten Insolvenz könnte damit jedoch Schluss sein. Nun ist der Grund für die überraschende Insolvenz ans Licht gekommen: Hacker haben das Unternehmen lahmgelegt.
E-Bike Hersteller trotz Rekordjahren im Minusgeschäft
Derzeit weisen eigentliche alle Zeiger am E-Bike-Markt Richtung Erfolg. Die Nachfrage ist ungebremst hoch, auch wenn das Wachstum etwas abflacht. Viele Menschen liebäugeln laut Umfragen weiterhin mit dem Kauf eines E-Bikes. Wer bei angesagten Marken ein bestimmtes Modell anfragt, muss oftmals mehrere Monate auf das Bike warten.
Nichtsdestotrotz gibt es Schwierigkeiten: Weltweite Lieferengpässe und steigende Materialkosten bremsen den Markt auf der Angebotsseite. Dies ist aber nur einer der Gründe, warum der E-Bike-Hersteller Prophete aus Rheda Wiedenbrück kurz vor Weihnachten Insolvenz angemeldet hat, wie zunächst die Zeitung „Die Glocke“ meldete.
Hackerangriff führte zu Totalausfall
Der kürzlich eingesetzte Insolvenzverwalter Manuel Sack ging den Ursachen der Insolvenz auf den Grund und wurde schnell fündig: Der I.T. des Unternehmens ist ein massiver Schaden zugefügt worden. Der FAZ erklärte Sack: „Ende November ist das Unternehmen von Hackern angegriffen worden. Für drei bis vier Wochen lag dadurch das Unternehmen still.“ Einnahmen in Millionenhöhe seien dem Unternehmen dadurch entgangen.
Zwar sei der Hackerangriff nicht allein schuld für die Insolvenz, doch nach dem Stillstand konnte sich Prophete nicht mehr erholen. Bereits das Geschäftsjahr 2021/2022 soll bei Prophete ziemlich schlecht gelaufen sein. Für die geringen Umsätze seien vor allem Beschaffungsprobleme verantwortlich.
Bereits erste Interessenten für Kauf des Traditionsunternehmens gefunden
Seit 1908 besteht Prophete als Fahrradhersteller in Deutschland. Das Unternehmen vertrieb viele E-Bikes unter eigenem Namen, vorzugsweise über bekannte Discounter. Dennoch gehört mit Marken wie Kreidler und Rabeneick ein noch größeres Portfolio dazu. Fast 150 Millionen Euro Umsatz sollen Prophete und die Unternehmenstochter Cycle Union noch 2018 gemacht haben.
Insgesamt 280 Mitarbeiter beschäftigt Prophete dabei selbst. Der Unternehmenstochter sollen noch einmal 170 Mitarbeiter zusätzlich angehören, die nun allesamt um ihre Arbeitsplätze bangen dürften. Davon liegen einige im Ausland – Prophete verlagerte einen Teil der Produktion nach Rumänien und Indien – andere jedoch auch in Oldenburg und Rheda.
Trotz des traurigen Niedergangs der Traditionsmarke gibt es allerdings Hoffnung: Laut Manuel Sack haben sich bereits mehrere Interessenten für den Kauf des Unternehmens gemeldet, berichtet der WDR. Außerdem sei auch die Auszahlung des Gehalts der Mitarbeiter bis Ende Februar gesichert. Bis dahin soll dann bereits ein neuer Investor gefunden sein.
Welche Ansprüche bleiben Besitzern von Prophete E-Bikes?
Sollte Prophete keinen Käufer finden, ändert sich für FahrerInnen von Prophete-E-Bikes eventuell einiges: Defekte Produkte oder Garantiefälle müssen vom Insolvenzverwalter bearbeitet werden. Nicht immer ist es bei einem insolventen Unternehmen jedoch möglich, Ersatz oder Gewährleistungen zu erhalten. In diesem Fall muss Schadensersatz angemeldet werden.
Da die Liste der Forderungen bei insolventen Unternehmen jedoch lang ist, gibt es keine hohe Aussicht auf Erfolg. Schnäppchenjäger hingegen können aktuell die Ohren aufhalten: Durch das höhere Risiko dürften E-Bikes von Prophete bald noch günstiger zu haben sein. Wird das Unternehmen aufgekauft, könnte der Preis sich jedoch normalisieren oder sogar in die Höhe schießen, je nachdem, was mit Prophete passiert.
Diese Meldung ist ja nicht mehr neu und es gibt mittlerweile positive Informationen über die Weiterführung und den Erhalt der Arbeitsplätze. Erste Investoren haben Interesse bekundet und haben sicher großes Interesse daran, dass die Fachkräfte nicht in andere Branchen abwandern, sondern weiter an das neue Unternehmen gebunden werden. Ich bin kein Fan von Prophete, aber die allgemeine Preisentwicklung bei den E-BIKES wird uns bald auf die Füße fallen. Prophete muß, um Geld zu verdienen, Fahrrädern produzieren, die attraktiver sind als jedes „Ex-Jobrad“.