Ist es der schnellste Akkuschrauber der Welt? Oder doch nur eine Spielerei? Das Vecocraft Foldy-E wagt ein interessantes Experiment: Das E-Faltrad wird nicht etwa mit den üblichen, klobigen Akkus günstiger Falträder ausgestattet, sondern mit Werkzeugakkus von Einhell. Wie das System im Alltag funktioniert und ob die Integration der kleinen Energiepacks Sinn ergibt, erfährst du in diesem Test. Außerdem haben wir noch einen 500 Euro Gutscheincode am Ende des Artikels für dich.
Das Vecocraft Foldy-E wird mit zwei Werkzeugakkus betrieben
Ich habe das Vecocraft Foldy-E direkt im Lager von Vecocraft abgeholt. Mit dem Kombi natürlich – ohne Dachträger, denn zusammengeklappt passt das E-Faltrad in den Kofferraum, ohne dass ich die Rückbank umklappen muss. Sogar die Kofferraumabdeckung kann dran bleiben.
Wird das E-Bike geliefert, kommt es ebenfalls vormontiert an. Ein paar selbsterklärende Klicks, Klapppedale inklusive, und schon ist das E-Bike einsatzbereit. Stylisch ist es schon: Die knallrote Farbe erinnert ein wenig mehr an Feuerwehr, als an den Werkzeughersteller Einhell, der das E-Bike mit seinen Power-Packs versorgt.
Insgesamt sind die beiden Akkus, die hinter dem Sitzrohr untergebracht sind, ausgenommen der Farbe, tatsächlich das Auffälligste an dem E-Bike. Sie stecken übereinander in einer Halterung und werden von transparenten Plastikabdeckungen geschützt. Wirklich diebstahlsicher wirkt die abschließbare, dünne Plastikhaube aber nicht. Und auch das Entnehmen der Akkus ist etwas komplizierter als bei großen Akkus.
Zunächst muss die Abdeckung ab, dann müssen die Halterungen der Akkus nach außen geklappt werden, dann muss man beide Akkus einzeln lösen. Das dauert weniger als eine Minute, ist dennoch aufwändiger als bei konventionellen Akkus. Auch das Laden am E-Bike ist nicht möglich. Dafür sind die beiden Packs jedoch nicht allzu schwer und passen auch mal in das kleine Fach im Rucksack.
Gute Verarbeitung und ein sicheres Fahrgefühl
Ansonsten wirkt der faltbare Tiefeinsteiger solide und nach Schema F gebaut: Ein zentrales, etwas brachiales Scharnier für den Faltmechanismus gehört dazu, genauso wie die hohe T-förmige Lenkstange. Alles wirkt hochwertig verarbeitet und ordentlich verbaut.
Zu Hause aus dem Kofferraum genommen, habe ich das E-Bike in unter einer Minute an meine Körpergröße angepasst. Für meine 1,85 m muss ich die Sattelstütze bis zum erlaubten Maximum aus dem Rahmen holen, doch dann passt es. Ab 1,90 m Körpergröße dürfte es jedoch knapp werden. Ein wenig irritierend finde ich außerdem die Hauptsicherung, welche mehrere Finger breit vom Hauptrahmen absteht und nach vorne gerichtet liegt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich in Ästen und Co. verfangen, was natürlich unrealistisch ist. Aber optisch gäbe es sicher bessere Lösungen.
Der erste Eindruck beim Fahren ist jedoch ziemlich gut. Viele andere Falträder fühlen sich ein wenig instabil an, wenn man Lenker und Sattelstütze bis zum Maximum herauszieht. Lange, senkrechte Stangen bieten eben viel Raum zum Verbiegen, Falträder haben nur selten eine zufriedenstellende Steifigkeit. Und so ist auch das EFoldy kein Carbon-Rennrad, aber während der Fahrt fühle ich mich durchweg sicher.
Auch die Bremsen fühlen sich gut an und beweisen, dass nicht immer Bremsscheiben nötig sind, um zeitig zum Stehen zu kommen. Allerdings hätte man die für eine UVP von 1.499 durchaus erwarten können. Auch die Gangschaltung läuft gut über den integrierten Drehgriff. Nötig ist sie jedoch nicht, denn der Heckmotor liefert saubere Arbeit.
Das Vecocraft Foldy-E schiebt mit ordentlich Power an
Damit du dich beim Fahren auf dem Foldy-E nicht überanstrengst, gibt dir Vecocraft einen bürstenlosen Heckmotor mit 250 Watt Power mit ans Rad. Der Motor läuft auf 36 Volt, welche über die zwei in Reihe geschalteten Einhell Werkzeugakkus mit 18 Volt Ausgangsspannung versorgt werden. Trotz der Mini-Akkus merkt man bei der Fahrt keinen Unterschied: Der Motor schiebt gut voran, besonders in der obersten Stufe.
Da nur ein Tretsensor und kein Drehmomentsensor verbaut ist, hast du abgesehen von der Unterstützungsstufe des Motors allerdings keinen Einfluss auf deine Geschwindigkeit oder die Kraft, mit der er dich anschiebt. Der Motor gibt Gas, sobald er merkt, dass du pedalierst. Wie feste du in die Pedalen trittst, ist ganz egal.
Motor macht Schaltung obsolet
Gesteuert wird die Motorunterstützung über eine Standard-Bedieneinheit mit vier Knöpfen: An/Aus, Licht An/Aus, Stufe rauf, Stufe runter/Schiebehilfe. Leicht zu verstehen und recht intuitiv. Genau wie die jeweils 5 LEDs, die mir Auskunft über Akkustand und gewählte Unterstützungsstufe geben.
Eine Geschwindigkeitsanzeige fehlt an dem Bike, aber ich gehe davon aus, dass sich die Stufen 2-5 im Bereich von 17-25 km/h befinden. Das sind keine großen Abstufungen. Und auch auf Stufe 1 kann ich den Verkehrsschildern „Schritttempo fahren“ keine Folge leisten.
Gleichzeitig komme ich auf den Stufen 2 bis 5 nicht mit dem Pedalieren hinterher. Selbst im siebten Gang spüre ich an der Kurbel fast nichts. Die Übersetzung ist viel zu kurz für mehr Muskelpower am Rad. Dementsprechend nutze ich Stufe 5 bei freier Fahrt, Stufe 1, wenn ich mal etwas Tretwiderstand spüren will, oder keine Unterstützung, wenn es mal langsam und kontrolliert gehen soll. Der Rest ist für mich persönlich überflüssig, da die Abstufungen kaum zu unterscheiden sind.
Wie lange hält ein Werkzeugakku am E-Bike?
Warum die Gangschaltung aber dennoch ihre Daseinsberechtigung hat, merke ich nach einiger Zeit. Den beiden Einhell-Akkus geht recht schnell die Puste aus und ich muss strampeln. Hier zahlt sich das Angebot an sieben Gängen aus, denn das Faltrad ist ohne Motorunterstützung etwas träge. Der Drehschalter am rechten Griff funktioniert super und das E-Bike lässt sich gut schalten.
Liest man sich die Werte der Akkus durch, wird schnell klar, dass man mit dem Foldy-E keinen Marathon fahren kann. 5,2 Ah steht darauf geschrieben. Davon zwei Akkus ergeben 10,4 Ah, multipliziert mit 18 Volt stehen also 187 Wattstunden Energie zur Verfügung.
Das ist sehr wenig, besonders, wenn man bedenkt, dass man mit dem Foldy-E de facto die ganze Zeit mit voller Motorunterstützung unterwegs ist. Die volle Akkuladung reicht etwa für 45-60 Minuten Fahrt. Mehr als 20 Kilometer Reichweite gebe ich dem Akku-Duo bei meiner normalen Fahrweise nicht. Aber muss das unbedingt schlecht sein?
Wo sehe ich das Vecocraft Foldy-E?
Ein Motor, der über Einhell-Akkus läuft, ist ja nicht nur eine lustige Spielerei. Irgendetwas haben sich die Hersteller ja schließlich dabei gedacht, bevor sie ein solches System produzieren. Dementsprechend mache ich mich geistig auf die Suche nach der Zielgruppe. Und die ist recht eindeutig: Alle, die ohnehin auf Einhell setzen, können ihr Werkzeug und ihr E-Bike über denselben Energiespeicher betreiben. Während die einen Akkus auf Tour oder in der mobilen Kreissäge im Einsatz sind, können die anderen Packs an der Doppelladestation wieder Energie tanken.
Hausmeister auf großem Werksgelände, ambitionierte Heimwerker, die mit dem E-Bike zur Hobbywerkstatt fahren oder auch Camper, die ständig etwas an ihrem Wohnmobil zu schrauben haben, können mit dem System durchaus etwas anfangen. Einhell bietet schließlich auch Ladegeräte, mit denen sich die Akkus über einen 12 Volt-Stecker im Wohnmobil bzw. Camper aufladen lassen.
Außerdem haben die kleinen Akku-Packs auch einen Vorteil: Sie lassen sich unendlich nachrüsten. Der Preis für eine Wattstunde an einem Werkzeugakku von Einhell kann dabei übrigens gut mit den Akkus von Bosch und Co. konkurrieren. Kleines Rechenbeispiel? Zwei Einhell-Akkus mit insgesamt 144 Wattstunden Energie kosten etwa 70 Euro, also ungefähr 50 Cent pro Wattstunde. Ein Bosch-PowerPack mit 500 Wattstunden Energie findest du nur schwer unter 400 Euro, eher liegt der preis um die 500 Euro, also bei 1 Euro pro Wattstunde.
Wer mal weitere Strecken fahren möchte, packt sich dementsprechend einfach ein paar Akkus in den Rucksack oder auf den Gepäckträger. Mit 25 Kilogramm ist dieser sogar ziemlich belastbar. Einhell ist in vielen Ländern der Welt vertreten, sodass sich auch im Baumarkt in Portugal ein passender Nachrüst-Akku finden ließe. Allerdings: Der ständige Wechsel nach 20 Kilometern Fahrt gibt Abzüge in der B-Note und ist sicher nur eine kreative Notlösung. Das Foldy-E bleibt ein Kurzstrecken-E-Bike.
Das gefällt mir am Vecocraft Foldy-E
- Stabiles Fahrverhalten
- Simpler Klappmechanismus
- Kompakte Faltmaße
- Intuitive Steuerung
- Starker Motor
Das könnte besser sein
- Stabilere Diebstahlsicherung der Akkus
- Übersetzung an Fahrt mit Antrieb anpassen
- Besser abgestimmte Unterstützungsstufen
- Hochwertigere Bremsanlage
Ist das Vecocraft Foldy-E sein Geld wert?
Mit einem Preis von 1.499 Euro im Shop von Vecocraft ist das Foldy-E gemessen an seiner Akkukapazität und der Bremsanlage verhältnismäßig teuer. Wer ohnehin Akkus von Einhell sein Eigen nennt, kann das E-Bike auch ohne Akku für 1.299 Euro kaufen. Deutlich günstiger ist das Foldy-E allerdings über den Otto-Onlineshop zu haben. Hier kostet die Variante mit Akkus 1.099 Euro, die Version ohne Akku nur 899 Euro.
Zu diesem günstigen Preis ist das Vecocraft Foldy-E vor allem denjenigen zu empfehlen, die ohnehin auf Einhell setzen und von der Möglichkeit der Akkukompatibilität profitieren. Das E-Bike ist hingegen nicht für Tourenfahrer geeignet, aber auch für den Einsatzbereich in der Stadt gibt es sicherlich günstigere Alternativen unter den E-Falträdern. Der Vorteil des Vecocraft Foldy-E bleibt jedoch die Stabilität während der Fahrt und gut sieht es eben auch aus. Damit bleibt das Foldy-E definitiv ein Exot unter den E-Bikes, mit einer kleinen aber deutlichen Nische als stylisches Werkstatt-E-Bike.