Crowdfunding-Plattformen wie Indiegogo und Kickstarter boomen. Die ursprünglich vor allem im IT-Bereich aktiven Plattformen werden inzwischen auch von Unternehmern und Erfindern zur Schwarmfinanzierung neuer E-Bikes genutzt. Neben unzähligen bereits abgeschlossenen, aber auch gescheiterten Finanzierungsversuchen, findet man bei Indiegogo immer einige Projekte aus dem E-Bike-Segment. Auch die Übersicht von Kickstarter zeigt eine ähnlich große Anzahl innovativer Projekte zur Entwicklung neuer Pedelecs und Zubehör.
Crowdfunding kurz erklärt – Das englische Kompositum Crowdfunding setzt sich zusammen aus den Begriffen Crowd (Menschenmenge) und Funding (Finanzierung). In Deutschland wird diese Art der Finanzierung auch als Gruppenfinanzierung oder Schwarmfinanzierung bezeichnet. Üblicherweise stellen beim Crowdfunding hunderte oder sogar tausende Einzelinvestoren Geld für die Finanzierung von Geschäftsideen und Projekten oder die Entwicklung neuer Produkte zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten diese dafür das fertige Produkt vor der offiziellen Veröffentlichung mit einem deutlichen Rabatt. Geschäftsanteile werden hingegen in der Regel nicht an die Investoren vergeben.
Das wohl erfolgreichste E-Bike-Projekt auf Indiegogo mit dem klangvollen Namen „The Babymaker“ konnte so bereits mehr als 10 Millionen Euro von fast 8.900 Unterstützern einsammeln. Das eigentliche Finanzierungsziel von „nur“ 18.345 Euro (20.000 Dollar) wurde somit um ungefähr 60.000 Prozent übertroffen. Unterstützer des Projekts sollen für 1.019 Euro statt 1.834 Euro (44 Prozent Rabatt) das Babymaker oder für 1.305 Euro statt 2.292 Euro (43 Prozent Rabatt) das Babymaker Pro erhalten.
Wir haben uns aufgrund der hohen Anzahl von Crowdfunding-Kampagnen im E-Bike-Bereich und den steigenden Investitionssummen mit Vor- und Nachteilen auseinandergesetzt. So möchten wir herausfinden, ob die Gruppenfinanzierung eines Pedelecs eine Alternative zum herkömmlichen Kauf im Onlineshop oder Fachhandel ist. Außerdem zeigen wir typische Stolperfallen, die du bei der Investition in Crowdfunding-Kampagnen beachten solltest.
Indiegogo ist nur Vermittler
Indiegogo und andere Crowdfunding-Plattformen bieten rechtlich gesehen lediglich eine Vermittlungsdienstleistung zwischen den in der Regel privaten Investoren und Unternehmen oder Einzelpersonen. Im oben verlinkten Beispiel des Pedelecs „The Babymaker“ bedeutet dies, dass die 1.019 beziehungsweise 1.834 Euro abzüglich einer Plattform-Provision von etwa fünf Prozent an das Unternehmen FLX Bike ausgezahlt werden, das davon die Entwicklung und Produktion finanzieren möchte.
Der eigentliche Vertragspartner ist also das Unternehmen FLX Bike und nicht Indiegogo. Dies ist besonders bei E-Bikes relevant, weil das Verlustrisiko der Unterstützer bei Investitionssummen von 1.000 Euro und mehr nicht zu vernachlässigen ist.
Spektakuläre Versprechungen der Anbieter
Crowdfunding-Kampagnen dienen in der Regel der Finanzierung innovativer Produktideen. Die Hürden für die Erstellung einer solchen Kampagne sind allerdings gering. Mehr als in guter Absicht handeln und im besten Wissen und Gewissen zu versuchen ein fertiges Produkt an die Unterstützer auszuliefern, verlangen Indiegogo und andere Anbieter nicht. Besonders spektakuläre Versprechen, an deren technischer Umsetzung berechtige Zweifel entstehen, sollten eventuelle Investoren zur Vorsicht bewegen.
Veränderte Produkteigenschaften und Lieferverzögerungen
Crowdfunding-Anbieter werden rechtlich nicht wie herkömmliche Onlineshops, sondern wie Investment-Plattformen behandelt. Das in § 312b ff. des Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) festgehaltene Widerrufsrecht für Fernabsatzverträge gilt daher nicht. Investoren erhalten also auch bei späteren Veränderungen von Produkteigenschaften oder bei einer deutlich verspäteten Lieferung ihr Geld nicht zurück.
Ein prominentes Beispiel dafür ist die Indiegogo Kampagne für das SONDORS Electric Bike, die mehr als 5,5 Millionen Euro einspielte. Investoren haben ihr E-Bike zwar erhalten, das Gewicht lag aber bei fast 27 kg statt der zum Start der Kampagne versprochenen 20 kg. Außerdem wurde die Geschwindigkeit des ausgelieferten Pedelecs von versprochenen 30 km/h auf nur 10 km/h reduziert.
Auch eine zusätzliche Versicherung, die im Falle des 500 Euro teuren ONDORS Electric Bikes 120 Euro gekostet hätte, entschädigte die Käufer nicht. Diese hat nämlich lediglich eine verspätete Auslieferung abgedeckt.
Das Beispiel zeigt damit deutlich, dass eine Investition in eine Crowdfunding-Kampagne vor allem Vertrauen in den Anbieter und die Umsetzung des Produkts ausdrückt, aber keine Garantie dafür bietet, das unterstützte Produkt pünktlich und mit den beworbenen Eigenschaften zu erhalten.
Der Worst Case – Elbike
Das Risiko einer Investition in eine Crowdfunding-Kampagne wird auch beim Indiegogo Projekt Elbike deutlich, das im Zeitraum 2017 bis 2019 mehr als 1 Million Euro einsammeln konnte. Die Investitionssumme pro Backer (Unterstützer) lag bei 1.099 Euro. Im Gegenzug sollten die Investoren ein E-Bike aus deutscher Herstellung erhalten, dessen Preis im regulären Verkauf mit 1.999 Euro angegeben wurde.
Obwohl erste Probleme bereits Ende 2018 bekannt geworden sind und das Team um Michael Glaser von der Münchener Urbike GmbH von unerwartet höheren Produktionskosten und Qualitätsmängel sprach, wurde die Crowdfunding-Kampagne nicht beendet. Später wurde bekannt, dass erste Elbike Pedelecs bereits im Münchener Fahrradgeschäft des Kampagnen-Erstellers zum vollen Preis verkauft wurden. Und das, obwohl die Investoren ihre versprochenen Fahrräder noch nicht erhalten hatten.
Bei Klagen in Deutschland und den Niederlanden gegen die Urbike GmbH entschieden die Richter zwar zugunsten der Investoren, Glaser meldete daraufhin allerdings Insolvenz an. Ein Großteil der Investitionssumme ist also für immer verloren.
Glaser: „Das Crowdfunding-Projekt ist zu groß geworden und hat uns durch eine Saison Verspätung und mit den Urteilen als Dolchstößen das Genick gebrochen.“
In einem Kommentar zur Situation erklärt auch Rechtsanwalt Thomas Hollweck, dass „die finanzielle Unterstützung eines Projekts beim Crowdfunding immer ein finanzielles Risiko bedeutet.“ Es sollte daher nur nach ausführlicher Recherche Geld investiert werden, dessen möglichen Totalverlust für den Investor verschmerzbar ist.
Fazit zur E-Bike-Finanzierung über Indiegogo
Crowdfunding ist eine spannende Finanzierungsoption, die es ermöglicht innovative Ideen, ohne das Kapital eines großen Unternehmens umzusetzen. Als potenzieller Investor solltest du jedoch immer Bedenken, dass ein Großteil des unternehmerischen Risikos auf dich übertragen wird. Die Unterstützung einer Crowdfunding-Kampagne sollte deshalb nur erfolgen, wenn der eventuelle Verlust des Kapitals keine zu hohe Belastung darstellt. Bedenke außerdem, ob für dich eventuelle technische Veränderungen oder Verzögerungen bei der Auslieferung akzeptabel sind.
Im Gegenzug sind erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne die wohl beste Möglichkeit, um E-Bikes und andere Produkte zu deutlich niedrigeren Preisen als im normalen Handel zu kaufen.
Alle Personen, die das Risiko einer Crowdfunding-Kampagne nicht tragen wollen oder die unmittelbar ein E-Bike benötigen, sollten hingegen weiterhin den Fach- oder Onlinehandel nutzen. Rabattaktionen bieten hier häufig die Möglichkeit E-Bikes zu ähnlichen Preisen wie im Crowdfunding zu kaufen, ohne die Risiken gescheiterter Kampagnen, verzögerter oder mangelhafter Produkte oder sogar einer Insolvenz des Anbieters tragen zu müssen.
Schlimm, aber man ärgert sich auch wenn es so läuft wie bei mir. Ich habe 2017 mitgemacht als Brooklyness seinen Fahrradhelm mit viel Technik beworben hat. Nachdem nun endlich letzten Herbst der Helm ankam freute ich mich, allerdings funktionierte nur das Rücklicht, und mehr schlecht als recht die Frontkamera und die Blinker. Von der zwar vorhandenen Rückkamera, dem Überholtwerdenlicht zur Warnung, vom Bremslicht, vom versprochenen GPS mit Navifunktion nichts zu sehen. Mehrfache Rückfragen ergaben: Wir arbeiten daran, kommt mit einem Update (welches dieses Jahr noch kommen soll) aber bis jetzt : Nichts. Inzwischen habe ich herausgefunden dass wenn überhaupt dann angeblich 2 Mitarbeiter dran programmieren. Ausrede Corona usw.. Ich hab zwar schon mal gehört dass man auch bei Corona im Homeoffice programmieren kann aber scheinbar nicht in den USA.
Bis jetzt habe ich einen zwar formschönen aber technisch einfachen teuren Helm.
Ich würde jedenfalls nichts mehr bei Brooklyness.com kaufen, weder den Helm noch ihren Roller oder das Ebike.