Müssen Karbon-E-Bikes über 5.000 Euro kosten? Das neue Fiido Air stellt das infrage. Das cleane Modell bewegt sich zwischen Urban- und Gravel-E-Bike und ist aktuell im Webshop von Fiido bereits ab 1.799 Euro zu haben. Ob der Karbon-Flitzer hält, was er verspricht, erfährst du in diesem Test.
Fiido Air: Günstiges und cleanes E-Bike komplett aus Carbon
Nicht immer sind E-Bikes unter 2.000 Euro schön anzusehen. Beim Fiido Air zeigt sich jedoch, dass ein attraktives Design auch in dieser Preisklasse möglich ist. Das E-Bike erinnert nur wenig an herkömmliche Rahmen-Geometrien, sondern fällt durch optische Highlights auf. Besonders mit der geschwungenen Rahmenform und dem hoch angesetzten Hinterbau wirkt das Air auffällig stylisch.
Was man durch die gelungene Lackierung nicht sieht, sondern gleich beim Auspacken spürt: Fast das gesamte E-Bike, einschließlich Rahmen, Gabel, Sattelstütze und Lenker, besteht aus Karbon. Dadurch bringt es ein federleichtes Gesamtgewicht von gerade einmal 13 Kilogramm auf die Waage. Für ein E-Bike dieser Preisklasse ist das eine Seltenheit und gleichzeitig auch eine Benchmark.
Das Karbon-E-Bike ist zudem mit einem Gates-Karbonriemen ausgestattet. Hydraulische Scheibenbremsen runden den Eindruck eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses ab. Die Unterstützung kommt vom Heckmotor Mivice M070 mit 35 Newtonmetern Drehmoment und wird über einen Drehmomentsensor angesteuert. Der Akku ist mit 209 Wattstunden hingegen relativ knapp bemessen. Dafür gibt es für Vielfahrer jedoch einen Range-Extender für 250 Euro im Fiido-Shop, der die Akkuleistung verdoppelt. Wir hatten ihn in unserem Test jedoch nicht mit an Bord.
Das Fiido Karbon-E-Bike gibt es in drei Rahmengrößen: M (160 – 175 cm), L (170 – 190 cm) und XL (185 – 205 cm), womit es für die meisten Fahrer geeignet sein sollte. Darüber hinaus bedient Fiido mit dem XL-Rahmen auch große Kunden, die häufig Probleme haben, ein geeignetes Bike zu finden – gerade in dieser Preisklasse.
Cleanes Design mit kleinen Abstrichen
Zudem hat Fiido sich alle Mühe gegeben, das E-Bike so puristisch wie möglich zu gestalten: Bremsleitungen verschwinden vollständig im Vorbau und die gesamte Technik – einschließlich Front- und Rücklicht – ist nahtlos im Rahmen integriert.
Was auf den ersten Blick lediglich irritiert, ist der Vorbau. Denn hier ist eine Art Deckel verbaut, der lediglich durch einen schwachen Magnetverschluss gesichert ist. Mit etwas Pech geht dieser früher oder später verloren. An anderen Fiido-Modellen wie dem C21 ist das allerdings ähnlich gelöst und hat unseren Test mit insgesamt fast 500 km schadlos überstanden. Eine stabilere Lösung wäre hier jedoch durchaus erstrebenswert.
Fiido hält das Air clean und verbaut kein Display. Stattdessen gibt es eine Smartwatch vom Hersteller, über die wesentliche Fahrdaten eingesehen werden können. Im Alltag ist die Uhr ebenfalls nützlich. Sie kann deine Whatsapp-Nachrichten anzeigen, deine Herzfrequenz messen oder das Wetter anzeigen. Deine hochwertige Smart- oder Fitnesswatch wird sie jedoch nicht ersetzen können, wie wir aus vergangenen Tests wissen.
Komfortabel – besonders für größere Fahrer
Beim ersten Aufsatteln überrascht das Fiido Air mit hohem Komfort. Der Sattel überzeugt und kann im Alltag gute Dienste leisten. Sogar die mitgelieferten Pedale sind solide genug, sodass nicht das Gefühl entsteht, die sofort austauschen zu müssen. Das ist toll, da gerade in der unteren Preisklasse häufig an Anbauteilen gespart wird.
Die Sitzposition ist auf meinem Modell in Größe L erwartungsgemäß sportlich und der Rahmen fällt eher groß aus. Wir würden das Fiido Air in dieser Größe Vielfahrern ab einer Körpergröße von 1,75 m empfehlen. Kleinere Fahrer können es ebenfalls nutzen, sollten aber keine langen Touren einplanen. Hier solltest du dann eher zu dem kleineren Modell greifen.
Besonders überrascht haben uns die griffigen und dennoch angenehm weichen Griffe. Zur Haltbarkeit können wir aktuell noch nichts sagen, aber das Fahrgefühl stimmt.
Fiido Air setzt auf bekannten Mivice-Antrieb
Um das E-Bike startklar zu machen, benötigen wir zunächst die App zum Entsperren. Für weitere Fahrten können wir dann unseren Fingerabdruck über den Sensor/Taster am Rahmen speichern und somit per Touch das System aktivieren. Das klappt hervorragend und es lassen sich sogar mehrere Fingerabdrücke für unterschiedliche Fahrer in der App hinterlegen.
Der Heckmotor von Mivice in der M070-Version mit 35 Nm Drehmoment hat uns bereits in anderen Tests überzeugt. Auch beim Fiido Air sorgt der Drehmomentsensor für eine intuitive und kraftvolle Unterstützung, die ein natürliches Fahrgefühl vermittelt. Was man beim Test des E-Bikes leicht vergessen kann, aber nicht sollte: Der Motor von Mivice verdient das Attribut „flüsterleise“, wenn nicht sogar „lautlos“.
Wenn er soll, schiebt der Heckantrieb gut an. Wir statten das Fiido Air über die App mit drei Motorstufen aus: Eco, Boost und Aus. Diese Option gefällt uns, denn viele Antriebssysteme bieten mehr Modi als nötig – feine Abstufungen sind im Alltag oft kaum spürbar.
Wir empfehlen bei längeren Strecken ohnehin eher auf den Eco-Modus zu setzen, da der Akku, wie auch beim etwas schwereren, aber günstigeren Fiido C21, mit 209 Wattstunden nicht sehr groß bemessen ist. Geladen wird ausschließlich am Bike über eine Buchse nahe der Kurbel, da der Akku vollintegriert ist.
Steuerung des Antriebs beim Fiido Air
Die Steuerung der Unterstützungsstufen ist bewusst minimalistisch gehalten: Ein einziger Taster am Oberrohr übernimmt die gesamte Bedienung. Dadurch bleibt das Design aufgeräumt, allerdings gibt es auch einen Nachteil: Das visuelle Feedback über den LED-Ring ist nicht optimal.
Entscheidest du dich für zwei Unterstützungsstufen leuchten dort die Farben grün (Eco), irgendetwas zwischen lila und dunkelblau (Boost) und hellblau (Motor aus). Gerade im Sonnenschein sind diese optisch kaum zu unterscheiden. Entscheidest du dich sogar für eine Unterstützungsstufe mehr, wird es nicht besser: Das gelb-grün des Tour-Modus ist nur schwer vom grünen Eco-Modus zu unterscheiden.
Allerdings sind das Kleinigkeiten. Der Zweck heiligt hier unserer Meinung nach die Mittel. Bei einem so leichten E-Bike entscheidet man sich meist auf jeder Fahrt für eine bestimmte Unterstützungsstufe und passt sie nicht ständig an.
Mehr Fahrtdaten erhältst du außerdem nicht nur über die mitgelieferte Smartwatch, sondern auch in der Smartphone-App von Fiido. Dort kannst du während der Fahrt Daten wie Geschwindigkeit, zurückgelegte Strecke und Akkuleistung einsehen und Einstellungen an deinem Bike vornehmen, beispielsweise wie viele Unterstützungsstufen du haben möchtest, ob das E-Bike beim Entsperren Töne macht oder ob die Schiebehilfe aktiviert werden soll. Außerdem siehst du auch langfristig deine Fahrstatistiken und kannst sie sogar mit Freunden vergleichen, wenn ihr euch über die App vernetzt.
Fahrtkomfort wie bei hochpreisigen E-Bikes
Mit Blick auf die restliche Ausstattung können wir uns ebenfalls nicht beschweren. Hydraulische Scheibenbremsen von Shimano sorgen für zuverlässige Verzögerung. Der Riemenantrieb vermittelt ein angenehmes Fahrgefühl und reduziert den Wartungsaufwand. Allerdings bedeutet das auch: Das Fiido Air ist als Single-Speed unterwegs, bietet also nur eine Übersetzung.
Wirklich „Gravel“ ist das nicht. Doch ohnehin lässt uns die Flatbar das Fiido Air eher im Bereich der Urban-Bikes einordnen – mit Potenzial für kleine, abenteuerliche Ausflüge. Da ändert auch die leichte Stollenbereifung von Kenda nichts. Sie gibt den 27,5-Zoll-Laufrädern auf der Straße und auf Schotter zwar ordentlich Grip, ist jedoch nicht für wirklich hohe Beanspruchung im Gelände ausgelegt.
Sportlich und praktisch finden wir jedoch die Steckachse, die am Vorderrad verbaut ist, sowie die zwei Aufnahmen für Flaschenhalter oder ähnliches Zubehör.
Fazit: Leichtes und überzeugendes Urban-E-Bike
Das Fiido Air positioniert sich in unserem Test als sportliches Urban-E-Bike. Mit nur 13 Kilogramm lässt es sich problemlos über kurze Distanzen tragen, beispielsweise die S-Bahn-Treppen oder in die Altbauwohnung. Durch seinen wartungsarmen Riemenantrieb und den soliden Motor bekommst du mit dem Fiido Air ein wohl abgestimmtes E-Bike, das dich schnell und mit viel Freude durch die Stadt oder über Schotterwege bringen wird.
Das war positiv | Das geht noch besser |
---|---|
Extrem leicht: nur 13 Kilogramm | Deutlichere Erkennbarkeit der Unterstützungsstufe |
Lautloser Mivice-Heckmotor mit natürlicher Unterstützung | Optionale Dropbar für mehr Gravel-Feeling |
Rahmen in Größe L ideal für große Fahrer | Stabilere Vorbau-Abdeckung oder alternatives Design |
Hochwertige Kontaktpunkte: Pedale, Sattel und Griffe überzeugen | |
Fingerabdrucksensor funktioniert zuverlässig |
Fiido Air Karbon-E-Bike aktuell für 1.799 Euro erhältlich
Laut UVP soll das Fiido Air 2.799 Euro kosten. Hier gehen durchschnittliche E-Bikes im Fachhandel preislich langsam los. Für ein Vollkarbon-Bike mit Drehmomentsensor und weitgehend guter Ausstattung werden meist noch deutlich höhere Summen fällig. Aktuell ist das Urban-E-Bike allerdings sogar für nur 1.799 Euro im Online-Shop von Fiido erhältlich. Im Verhältnis sucht dieses Preis-Leistungsverhältnis also seinesgleichen.
Das E-Bike trägt alle wichtigen Aufkleber mit den gesetzlich vorgeschriebenen Infos und geht dementsprechend in Deutschland als E-Bike durch. Wir würden das Modell allen Fahrern empfehlen, die primär in der Stadt oder auf Pendelstrecken unterwegs sind und es dort sportlich mögen.
Wer noch ein wenig mehr Markenausstattung wünscht und auf eine Gangschaltung nicht verzichten mag, der findet im Nokourban, welches wir ebenfalls für euch getestet haben, wohl am ehesten eine gute und federleichte Alternative zum kleinen Preis.