Der Traum vom Doppelantrieb für das E-Lastenrad war bisher nur mit einem sehr komplexen Antriebsstrang möglich. Nun hat der Antriebshersteller Pendix den E-Bikemotor neu gedacht und erlaubt wesentlich einfachere Kraftübertragung – ganz ohne Kette oder Riemen.
Generator statt E-Motor
Der neue Motor mit dem Namen Pendix eDrive IN vereint Elemente des Mittelmotors mit dem Heckantrieb und kommt dabei mit einem stark reduzierten Antriebsstrang aus. Statt zusätzliche Kraft für die Fahrt aus dem Mittelmotor zu schöpfen, speisen Fahrer*innen mit dem Pendix IN ihre Kraft in das elektrische System ein.
Was aussieht wie eine Art Mittelmotor, ist tatsächlich eher eine Art Großversion eines Dynamos. Am Tretlager des Pendix eDrive IN befindet sich ein kleiner Generator, der zusätzliche Energie in das System einspeist und den Akku lädt, an dessen Energie sich der Heckmotor bedient.
Hybridsystem für hohe Belastung
Während der Motor am herkömmlichen E-Bike für die Installation mit Kettenantrieb gedacht ist, eröffnet er gerade am Lastenrad völlig neue Möglichkeiten. Das Pendix eDrive Seriell Hybrid-System erlaubt nämlich nicht nur den Betrieb eines einzigen Heckmotors, sondern gleich den Antrieb durch zwei Exemplare.
Mit seinen 60 Newtonmetern Drehmoment spielt der Pendix eDrive ohnehin schon in einer hohen Liga. Hersteller mehrspuriger Lastenräder können dennoch von der doppelter Power des Antriebs profitieren, ohne gleich ein technisches Monster erschaffen zu müssen. Bisher waren für den Antrieb einer Radachse oft komplexe Kraftübertragungswege mit mehreren Ketten nötig. Mit dem Seriell Hybrid-Antrieb von Pendix entfallen jedoch alle Übertragungswege – außer die Kabel zu den Motoren.
Um das neue System für Fahrradbauer noch attraktiver zu gestalten, setzt Pendix auf verschiedene Motorvarianten, die flexible Möglichkeiten zur Installation im Laufrad bieten. So kann beispielsweise der Rotor über einen Zwischenring getrennt vom Speichenrad eingebaut werden und ist somit zur Wartung oder Reparatur leicht entnehm- und austauschbar.
Beim Akkusystem öffnet Pendix ebenfalls die Tore für mehr Flexibilität. Statt des eigenen Energiespeichers, sollen in Zukunft auch andere, ausgewählte Hersteller mit dem neuen Antrieb kompatibel sein.
Rechtlicher Status unklar
Im Grund genommen dient das Treten der Pedale mit dem Hybridsystem nur noch indirekt dem Antrieb. Wie mit einem Gasgriff steuerst du durchs treten lediglich den Motor an, ohne das deine eigene Kraft eingespeist wird. Die elektrische Energie, die du durch deinen Tritt produzierst, kommt der Reichweite zu Gute. Das allein ist vielleicht nicht allzu problematisch. Auch bei einigen E-Bikes mit Trittsensor kannst du den Motor aktivieren, ohne dass du selbst tatsächlich das Rad mit deiner Kraft antreibst.
Außerdem stellt sich alsbald die Frage des Mehrwerts: Wieviel Energie speist du während der Fahrt tatsächlich ein und wäre ein E-Bike mit Gasgriff in diesem Fall nicht doch eher die unkompliziertere Wahl? Denn ob das Hybrid-System den Ansprüchen eines Pedelecs nach den europäischen Normen standhält, oder ob es sich in diesem Fall doch rechtlich um ein Kraftfahrzeug handelt, ist uns nicht bekannt. Da der Doppelantrieb während der Fahrt für faktisch mehr Leistung als die erlaubten 250 Watt sorgt, ist die Zuordnung als Pedelec zumindest fraglich.
Mehr Details wird es vermutlich demnächst vom Hersteller geben. Auf der IAA mobility in München wird Pendix vom 7. Bis 12.09 in Halle B6 am Stand C41 sein neues Antriebskonzept vorstellen. Vielleicht gibt es das System dort sogar an einem Konzeptbike zu bestaunen.