Der auf dem deutschen Markt recht neue Hersteller Macvol hat bereits vier E-Bike Modelle im Programm. Wir haben uns das Hardtail Peak20 besorgt und ausgiebig getestet. Was du von dem P20 mit Motinova Antrieb für 2.599 Euro (UVP) erwarten kannst, erfährst du in diesem Test.
Ausstattung und Verarbeitung
Das Macvol P20 ordnet sich irgendwo zwischen gutem Einsteigerbike und Mittelklasse Hardtail ein. Diesen Anspruch unterstreicht sowohl der Preis als auch die Ausstattung. Das E-Bike wird vormontiert per Spedition geliefert. Für den Einsatz müssen lediglich die Pedale und der Lenker angeschraubt werden.
Grundsätzlich ist das P20 wertig und solide verarbeitet. Kabel und Züge sind durch den Rahmen geführt und sorgen für eine aufgeräumte Optik. Auch die Lackierung des Rahmens lässt keine Wünsche offen.
Das P20 ist für den Preis sinnvoll ausgestattet und punktet vor allem mit dem Antriebssystem. Der verbaute Mittelmotor von Motinova entwickelt bis zu 90 Nm Drehmoment und der 720 Wh große Akku kann für eine Reichweite von bis zu 190 km sorgen. Gesteuert wird das E-MTB über ein kleines, schickes Display am Lenker und eine ebenfalls wertige Remote-Einheit.
Bei den übrigen Komponenten ist das P20 ebenfalls ordentlich bestückt. Für Verzögerung sorgen hydraulische Scheibenbremsen von Shimano, die XCM32 ATB Federgabel von Suntour bügelt die Stöße am Vorderrad aus. Bei der Schaltung setzt Macvol ebenfalls auf Shimano und verbaut eine 9-Gang Alivio Schaltung. Griffe sowie Sattel sind auch wertig und vermitteln einen qualitativ guten Gesamteindruck.
Das Antriebssystem im Test
Auf der ersten Fahrt macht sich der kräftige Antrieb schnell bemerkbar. In nahezu jeder Situation und Unterstützungsstufe schiebt der Mittelmotor kräftig an. Selbst in den unteren Stufen entwickelt der Antrieb schon ein hohes Drehmoment – wenn man ihn lässt und den Drehmomentsensor ordentlich befeuert.
In wechselndem Terrain zeigt sich der Antrieb durchaus ausgewogen. Die einzelnen Unterstützungsstufen könnten sich für meinen Geschmack allerdings noch stärker voneinander abgrenzen. Denn insgesamt stehen 5 Level zur Verfügung und schon ab Stufe 2 und 3 fühlt sich das P20 nach dauerhaftem Turbomodus an. Diese Tatsache sorgt natürlich für extrem viel Spaß, kann sich in manchen Situationen allerdings auch leicht nachteilig auswirken. Denn ein ausgewogenes Leistungsprofil ist nach meinem Empfinden nur in Stufe 1 und 2 möglich.
An Steigungen spielt der Antrieb dagegen seine Stärken voll aus. Ich habe das Macvol E-Bike in teilweise hartem Gelände in den Alpen ausprobiert. Hier schiebt der Antrieb in allen erdenklichen Situationen bedingungslos bergauf. Was mich allerdings irritiert hat, war die Tatsache, dass der Motor bei besonders krassen Anstiegen manchmal leicht zu vibrieren begonnen hat.
Abstimmung und Fahrgefühl vom Macvol P20
Das E-Bike fährt sich trotz des Gesamtgewichts von ungefähr 26 kg gut und aufgrund der 27,5″ Bereifung auch wendig. Lediglich beim Schaltwerk zeigt sich das Macvol P20 nicht auf der Höhe. Denn aus meiner Sicht kommt die Alivio Serie hier deutlich an die Grenzen und mit der Kraft des Antriebs überhaupt nicht zurecht.
Das merkt man auch daran, dass an meinem Testbike die Schaltung schlicht nicht auf die 9 Ritzel einstellbar ist. An einer Stelle springt oder hängt das Schaltwerk immer. Hier sollte der Hersteller aktiv werden und ein oder zwei Regale höher einkaufen. Die Übersetzung der einzelnen Ritzel ist allerdings gut gelungen.
Davon abgesehen habe ich im Test wenig zu meckern. Die Geometrie fühlt sich für mich angenehm an, auch wenn ich mir für den Test meinen Ritchey Trail Lenker angeschraubt habe. Griffe sowie Sattel sind für die Erstausstattung ziemlich gut und lassen erstmal keine Wünsche offen. Auch die Reifen von Kenda machen einen guten Eindruck im Gelände. Die Federgabel zeigt sich stabil und zuverlässig, auch wenn sie im Gegensatz zu einer Gabel mit Luftfederung nicht so genau einstellbar ist.
Macvol P20 E-Mountainbike im Praxistest
Mit dem Peak20 von Macvol war ich einige Wochen unterwegs. Das Bike hat sich dabei als treuer Begleiter gezeigt. Design, Preis und Antriebssystem mit großem Akku passen für mich gut zusammen. Doch das P20 hat auch leider noch ein paar Schwächen.
Was mich beispielsweise extrem nervt, ist die Tatsache, dass der große Akku nach kurzer Zeit der Nichtbenutzung (laut Hersteller 24h) in den Tiefschlaf geht. Das hat zur Folge, dass vor jeder Fahrt der Akku nach unten aus dem Rahmen entnommen und über dessen Schalter aktiviert werden muss.
Ein Mountainbike wird in der Regel schließlich nicht jeden Tag mehrfach genutzt. Wie man daher auf eine solche Steuerungs-Idee kommt, ist mir schleierhaft. Auch, wenn ich den Gedanken des Energiemanagements natürlich durchaus verstehe. Andere Hersteller schaffen das jedoch auch anders. Nach Rücksprache wurde uns allerdings vom Hersteller versichert, dass hieran bereits mit Hochdruck gearbeitet wird.
Der Akku ist mit seinen 720 Wh Energie groß dimensioniert, womit in den unteren Stufen hohe Reichweiten von über 150 km erreicht werden können. Je nach Strecke und Unterstützungsstufe ist das System allerdings auch deutlich durstiger, was den Energieverbrauch angeht. Das liegt wie erwähnt hauptsächlich daran, dass in jeder Stufe, abhängig vom Eingangsdrehmoment durch die eigenen Beine, schon viel Drehmoment und Leistung bereitgestellt wird.
Hier würde ich mir daher eine noch etwas feinere und aufeinander aufbauende Abstimmung der Software wünschen. Abhilfe für das Verständnis von Endkunden könnten dann auch andere Bezeichnungen der Unterstützungsstufen wie Eco, Boost etc. sein statt einfach Stufen von 1 bis 4 und einen Sportmodus zu benennen.
Im Sportmodus agiert der Antrieb sehr direkt, agil und dynamisch. Das macht extrem Spaß, kann allerdings am Anfang auch manchmal etwas unruhig wirken. Nach ein paar Kilometern hat man sich allerdings an die Abstimmung gewöhnt. In den Stufen 3 und 4 reagiert der Drehmomentsensor ebenfalls sehr direkt und je nach Situation auch manchmal etwas hektisch.
Ist der Akku leer, liefert der Hersteller ein 2A Ladegerät mit. Das System hat eine Spannung von 36 V und der Akku entsprechend eine Kapazität von 20 Ah. Mit dem kleinen Ladegerät kann daher eine komplette Ladung schon mal 10 Stunden dauern.
Die Bremsen packen auch im steilen Gelände ausreichend zu. Vorne sowie hinten sind 180 mm Bremsscheiben verbaut. Sollte das E-Bike noch etwas ruppigere Abfahrten meistern müssen, wäre vorne allerdings eine größere Scheibe ratsam. Für den Alltagsgebrauch und den gelegentlichen Ausflug ins Gelände ist das P20 allerdings gut gerüstet.
Was mir gefällt, ist die Bedienung des E-Bikes. Die kompakte Remote sowie das Display sind unauffällig ins Cockpit integriert und stellen alle wichtigen Daten bereit. Cool ist, dass die Leistungsabgabe des Antriebs neben Geschwindigkeit und Co. auf dem Display dargestellt wird. In diesem Zusammenhang würde dem Motinova System noch eine App-Anbindung gut stehen.
Ja, das hat man früher auch nicht gebraucht, doch jedes Bike ist schließlich so individuell wie sein Fahrer. Hätte man hier die Möglichkeit, die Unterstützungslevel leicht an die eigenen Bedürfnisse anzupassen, wäre das ein echter Vorteil – auch gegenüber mancher Konkurrenz auf dem Markt.
Fazit
Das Macvol P20 ist eine erfrischende Ergänzung in der breiten E-MTB Modellpalette mit einem hierzulande noch recht unbekannten Antriebssystem. Die Aggressivität des Motors ist beachtlich und sorgt für eine Menge Spaß in unbefestigtem Terrain. In Sachen genereller Abstimmung des Systems und an der Performance des Schaltwerks könnte dagegen noch gearbeitet werden. Alles in allem ist das Macvol Peak20 ein solides E-Hardtail mit großem Akku. Aktuell ist das E-Bike für 1.999 Euro zu haben, was das Preis-Leistungsverhältnis nochmal deutlich verbessert.