Im vergangenen Jahr sorgte ein E-Bike in den spanischen Medien für Aufsehen. Denn mehrere Berichte widmeten sich dem Carmela E-Bike. Dies liegt nicht nur am Produktionsort Barcelona, sondern an den Details. Immerhin spricht der Hersteller Oh!bike factoria selbst vom leichtesten E-Bike mit der Bionik-Technologie. Wir blicken auf die Details und auf unsere ersten Eindrücke von dem Hybridfahrrad nach unserem Besuch des Unternehmens in Barcelona.
Oh!bike factoria Carmela wiegt nur 15 Kilogramm
Beim E-Bike Carmela aus dem Hause Oh!bike factoria handelt es sich um ein kompaktes und leichtes Hybridfahrrad für den urbanen Einsatz. Bereits das Gewicht von nur 15 Kilogramm bei dem 24-Zoll-Elektrofahrrad lässt aufhorchen. Zudem kann die 8 Ah-Batterie des E-Bikes bei Bedarf abgenommen werden. Somit lassen sich nochmals zwei Kilogramm Gewicht einsparen. Wer auf Unterstützung beim Radeln setzt, der kann sich übrigens bis zu 50 Kilometer auf den Akku verlassen. Zugleich lässt sich auch das Smartphone beim Fahren laden, sind doch am Akku zwei USB-Anschlüsse angebracht.
Den Fakt des kompakten E-Bikes unterstreicht der Hersteller zudem über die Pedale (klappbar) und den Vorbau (drehbar). Oh!bike factoria setzt beim Antrieb beim E-Bike Carmela auf einen Nabenmotor im Vorderrad. Die Batterie wiederum sitzt bei dem Hybridfahrrad in der Mitte. Zudem ist die dreigängige Nabenschaltung im Hinterrad angebracht. Somit sollte eine perfekte Balance gesichert sein. Nicht vorhanden ist übrigens eine Fahrradkette. Stattdessen verbaut das Unternehmen aus Barcelona einen Zahnriemenantrieb (Gates Carbon Drive). Mit an Bord des Hybridrades sind auch hydraulische Scheibenbremsen. Sämtliche elektronischen Bestandteile des Carmela E-Bikes entwickelte der Hersteller selbst.
Die Bionik-Technologie bei dem E-Bike
Ein besonderes Highlight des Carmela E-Bike ist die Bionik-Technologie. Das Pedelec verbirgt dabei im Tretlager einen Sensor, der für das Messen des Grades der benötigen Hilfe zuständig ist. Dabei erfolgt das Auslesen der Leistung und Trittfrequenz. Danach erhält das Steuergerät die Informationen, um das Treten zu unterstützen – immer angepasst an die aktuellen Umstände. Der Akku beim Carmela lässt sich übrigens mit einer einzigen Taste an- und ausschalten. Zudem lassen sich auf Tastendruck auch der Ladestand überprüfen oder in den Batteriemodus wechseln.
Unsere ersten Eindrücke von dem E-Bike Carmela vor Ort in Barcelona
Wie aber schlägt sich denn dieses 2.250 Euro E-Bike? Das Büro des Herstellers liegt im Souterrain eines alten Gebäudes im quirligen Barcelona. Wir tragen das E-Bike einige Stufen nach oben auf den Bürgersteig. Hier zeigt sich schon wie angenehm ein niedriges Gewicht von 15 kg ist. Ein City-E-Bike bringt oftmals 25 kg und damit 10 kg mehr auf die Waage.
Aufrechtes Sitzen bringt urbanes Gefühl
Die Rahmengeometrie und der kurze Radstand lassen einen extrem aufrecht sitzen. Das ist erstmal gewöhnungsbedürftig, ist aber angenehm für den Rücken. Zudem haben wir dadurch ein sehr sicheres Fahrgefühl – insbesondere auch durch die gut ansprechenden Scheibenbremsen.
In Deutschland oftmals wenig beachtet ist ein Frontmotor im E-Bike. Meist sind diese in günstigen Elektrorädern verbaut. Dabei hat ein Motor in dieser Position Vorteile: So ist das Zweirad dann beispielsweise mit Allrad ausgestattet, denn hinten wirken zusätzlich die eigenen Tretkräfte beim Pedelieren. Das funktioniert jedoch nur „bionisch“ und organisch, wenn die Sensorik stimmt. Beim Carmela E-Bike sind wir begeistert. Sensoren und Elektronik sind perfekt aufeinander abgestimmt. Kein Vergleich zu Billig-E-Bikes. Das ist hohe Ingenieurkunst.
Eco-Mode und Boost-Knopf
Wir fahren nach einiger Zeit nur im Eco-Modus. Der ist selbst bei Steigungen aus unserer Sicht ausreichend und gewährleistet eine höhere Reichweite. Falls es dann etwas sportlicher zugehen soll, zaubert der grüne Boost-Knopf 40 Prozent mehr Power aus dem Motor. Das macht richtig Spaß und ist gut durchdacht.
oh!bike factoria SL sammelt 45.000 Euro über Crowdfunding
Das Unternehmen oh!bike factoria SL erblickte im Jahr 2015 das Licht der Welt, als sich eine Gruppe aus Ingenieuren und Designern zusammenschlossen. Die Zielvorstellung damals: nachhaltige Entwicklungen in der urbanen Mobilität. Unter den Gründern des Unternehmens befanden sich auch Mitgründer des Unternehmens Ecotécnia, das bereits im Jahr 1981 an den Start ging. Hierbei handelt es sich um eine Firma, die den ersten Windkraftgenerator in Spanien entwickelte und für die Förderung erneuerbarer Energien steht. Andere Mitglieder des jungen Unternehmens hingegen gehörten zu der Gruppe, die in den 1980er Jahren erstmals ein Fahrrad-Projekt in Spanien präsentierte.
Im Juli 2018 startete oh!bike factoria eine Crowdfunding-Kampagne. Vorbesteller des ersten E-Bikes erhielten besondere Vorteile. Innerhalb eines Monats sammelten die Firmengründer 45.000 Euro über das Crowdfunding und verkauften dabei 27 E-Bikes. Im Oktober startete dann die Vermarktung unter dem neuen Markennamen Carmela.
Fazit und Verfügbarkeit
Das Carmela E-Bike ist speziell und das ist auch gut so. Es ist für Städter gemacht, die das Fahrrad auch mal tragen müssen. Zudem ist es wendig sowie wegen der Kompaktheit einfach in Aufzug oder einem größeren Kofferraum zu verstauen. Wir mögen die hohe Stabilität und Agilität. Das Design und die Bedienung sind dabei simpel gehalten. Bereits einige Händler haben das Carmela E-Bike im Programm. Wer keinen in seiner Nähe findet kann das E-Bike auch online konfigurieren und bestellen.
Hallo,
ich kann dem leider zustimmen. Das Fahrerlebnis ist prima, aber der Akku hält – selbst im economy modus – gerade mal 30 km.
Mir scheint, Ihnen sind bei Ihren ersten Eindrücken beim Carmelabike einige Ungenauigkeiten unterlaufen. Ich finde das Carmelabike vom Ansatz her auch interessant und konnte es bei der Cyclingworld am vergangenen Wochenende in Düsseldorf anschauen und probefahren. Das Fahrerlebnis empfand ich als durchaus angenehm und komfortabel. Einige Mankos sind mir jedoch aufgefallen:
1. Leider lässt sich ein Smartphone oder anderes Gerät NICHT während der Fahrt laden, da die beiden USB-Ports bei montiertem Akku unerreichbar auf dessen Unterseite sitzen und vom Unterrohr des Carmelabikes verdeckt werden. Auf meine Frage, warum die USB-Ports nicht während der Fahrt zB für das Laden des Smartphones nutzbar sind, erklärte mir ein Unternehmensvertreter, dass man das cleane Design des Fahrrads nicht mit Gadgets am Lenker zerstören wolle. Der Akku sei eher als externe Powerbank gedacht. Ob man als Nutzer mit einer 2kg-Powerbank durch die Gegend laufen will, halte ich für fraglich.
2. Richtig ist, dass das Carmelabike keine Kette sondern einen Zahnriemen besitzt. Falsch ist, dass dieser ein Gates Carbon Belt ist. Es scheint eine eher günstige Kopie zu sein, die zumindest bei meiner Probefahrt ziemlich auffällige, störende Knarzgeräusche im Bereich des Kurbelblatts machte. Da wurde möglicherweise am falschen Ende gespart.
3. Schade, dass keine feste akku-gespeiste Beleuchtungsanlage bei diesem ausgewiesenen Stadtrad installiert ist, man muss also mit zusätzlichen Batterieleuchten agieren. Das kann im Alltag schnell zu vermeidbaren Sicherheitsproblemen führen, gerade wenn dieses Rad mit seiner praktischen Einheitsgröße von mehreren Nutzern, zB als Familien-Einkaufsrad gleichzeitig genutzt wird.
Fazit: Ein interessantes Konzept, dass mit etwas Feintuning und Nutzerorientierung sicherlich seine Kunden finden wird.