Der Schweizer E-Bike-Hersteller Flyer steht vor einer drastischen Umstrukturierung. Das Unternehmen will seine Produktion wohl ins Ausland verlagern. Ohne Fertigung in der Schweiz könnten bis zu 155 Mitarbeiter ihren Job verlieren.
Flyer: E-Bike-Produktion in der Schweiz vor dem Aus
Keine E-Bikes mehr aus Huttwil: Die Geschäftsleitung von Flyer begründet den Schritt mit anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen und der Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die Nachricht trifft die Belegschaft hart – zumal es sich bereits um die zweite einschneidende Restrukturierung innerhalb von 13 Monaten handelt. Bereits in der ersten Restrukturierungswelle hatte Flyer einen erheblichen Teil der Belegschaft entlassen und die Event-Abteilung komplett aufgelöst.
Die neuen Pläne sehen vor, die Verwaltung am Hauptsitz in Huttwil auf ein Minimum zu reduzieren und die Produktion komplett ins Ausland zu verlagern. Zudem sollen Synergien innerhalb der deutschen Zweirad-Einkaufsgenossenschaft (ZEG), der das Unternehmen seit 2017 gehört, stärker genutzt werden. „Sollte es zu Entlassungen kommen, werden die betroffenen Mitarbeitenden mit einem Sozialplan unterstützt“, heißt es in einer Mitteilung der ZEG.
Flyer-CEO: Einsparpotenzial von Verlagerung „gering“
Dass die Produktion der E-Bikes ausgelagert wird, hatte der Flyer-CEO Andreas Kessler allerdings erst vor wenigen Tagen in einem Interview verneint. Ein Flyer sei „ein Schweizer Produkt aus dem größten Schweizer E-Bike-Produktionsstandort“. Das Einsparpotenzial bei einer möglichen Verlagerung nach Osteuropa sei ohnehin „gering, zumal dann die Swissness geopfert würde“.
Im Rahmen eines Konsultationsverfahrens haben die betroffenen Mitarbeiter nun die Möglichkeit, Vorschläge einzureichen. Den definitiven Entscheid über die geplante Restrukturierung wird der Verwaltungsrat der Flyer AG erst nach Prüfung aller in diesem Verfahren vorgeschlagenen Maßnahmen fällen. Weitere Details wollte der E-Bike-Hersteller nicht bekannt geben.
Flyer: Vom Pionier zum Sorgenkind?
Flyer, in den 1990er Jahren gegründet, gehört zu den ersten E-Bike-Herstellern und genießt den Ruf einer Premiummarke. Zuletzt hatte das Unternehmen jedoch zunehmend mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen – vor allem eine schwächelnde Nachfrage und hohe Lagerbestände machten dem Unternehmen zu schaffen.
Die ZEG wiederum ist mit über 1.000 Händlern eine der größten Einkaufsgemeinschaften für Fahrräder und E-Bikes in Europa. In den vergangenen Jahren hat die Genossenschaft mehrere Fahrradmarken übernommen, um Synergien zu schaffen und die eigene Marktposition zu stärken.