Ein kanadischer Entwickler tüftelt an einer neuen Art von Schaltung. Der Prototyp des Supre Drive funktioniert bereits. Nun soll ihn das Unternehmen Lal Bikes zur Marktreife bringen.
Das Problem mit der E-MTB-Schaltung
Kettenschaltung oder Nabenschaltung? Gerade bei Mountainbikes stellt sich die Frage eher selten: Kettenschaltungen sind leichter, effizienter und meist vielseitiger. Wenn da nur das Problem mit der Robustheit nicht wäre.
Im Gelände, wenn es holperig zugeht und Stöcke oder Steine den Weg pflastern ist vor allem das Schaltwerk die Achillesferse des Mountainbikes. Während ein platter Reifen schnell gewechselt oder geflickt ist, bereitet die Reparatur eins stark verbogenen oder gebrochenen Schaltwerks schon etwas mehr Arbeit – und Kosten.
Das hat auch Cedric Eveleigh, einen jungen Maschinentechniker und Mountainbiker aus Kanada beschäftigt. Statt sich mit dem Status Quo zufrieden zu geben, hat er Hand angelegt und ein neues Schaltsystem entwickelt.
Supre Drive trennt Funktionen des Schaltwerks
Ein herkömmliches Ketten-Schaltwerk – egal von welchem Hersteller – erfüllt zwei wichtige Aufgaben. Einerseits versetzt es durch die Bewegung nach innen oder außen die Kette. Andererseits passt es die Spannung der Kette durch die Verschiebung nach vorne oder hinten an. Dafür liegt das Schaltwerk aber unglücklicherweise ziemlich tief am unteren Teil der Kette – dort wo Schäden am wahrscheinlichsten sind.
Um den Schaltmechanismus geschützt unterzubringen, trennt Eveleigh die beiden Funktionen. Beim Supre Drive findet der Schaltvorgang weiterhin nahe der Kasette statt. Der entsprechende „Umwerfer“ für die hinteren Ritzel – es handelt sich ja nicht mehr um ein komplettes Schaltwerk – findet zwischen den Streben des Hinterbaus Platz. Dort ist er bestens vor Schlägen geschützt.
Doch wie erhält das System seine Spannung? Dafür leitet das Supre Drive die Kette oberhalb des Antriebsritzels in einer recht abenteuerlichen Konstruktion um. Obwohl die Technik etwas archaisch wirkt, funktioniert sie – auch unter Last und hohen Ansprüchen. Das beweist Eveleigh in seinem Video.
Das aktuelle Schaltsystem ist etwa 200 Gramm schwerer als herkömmliche Schaltwerke, dafür jedoch leichter als eine Nabenschaltung, obwohl es eine ähnliche Robustheit aufweisen kann.
Das Hindernis: Der Rahmen
Schon bei seinen ersten Trockenversuchen in der Werkstatt stellte der junge Ingenieur fest, dass das System zwar Potenzial hat, jedoch einen entsprechend angepassten Rahmen benötigt. Mit Youtube-Tutorials brachte er sich das Schweißen bei, sodass er bald seinen ersten fahrfähigen Prototypen bauen konnte.
Jetzt, wo alle Teile zusammenpassen, fehlt ihm nur noch ein erfahrener Partner, mit dem er das Konzept zur Marktreife bringen kann. Nach eigenen Angaben führt Eveleigh bereits mit einer bekannten Mountainbike-Marke Gespräche, um einen professionellen Rahmen für das Supre Drive zu entwickeln.
Mit seiner eigenen Firma Lal Bikes möchte der Kanadier das Schaltsystem in jedem Fall weiterentwickeln, schließlich ist der Hobby-Biker davon überzeugt, dass es über allen anderen Systemen steht – nicht nur physisch, sondern auch in der Praxistauglichkeit.