Zweiräder, sowohl elektrisch angetriebene als auch herkömmliche, werden mittlerweile mit zwei verschiedenen Antriebsarten gebaut. Neben der altehrwürdigen Kette gibts seit einiger Zeit noch den Riemenantrieb. Dabei haben beide Antriebsarten ihre Vor- und Nachteile. In diesem Beitrag erfährst du die Unterschiede zwischen Kette und Riemen, sowie deren Einsatzzwecke.
Doch bevor wir auf die Unterschiede genauer eingehen, gibt es eine kurze Übersicht über die verschiedenen Antriebsarten fürs E-Bike.
Was ist ein Kettenantrieb?
Den Kettenantrieb am Fahrrad gibt es schon seit mehr als 100 Jahren und ist daher auch sehr bekannt. Der klassische Kettenantrieb beim Fahrrad setzt sich aus einer vernieteten Stahl-Kette zusammen, die auf Zähnen läuft. Diese Zähne sind sowohl vorne an den Ritzeln und hinten am Zahnkranz zu finden.
Eine Kette lässt sich an jeder beliebigen Stelle öffnen, da diese vernietet ist. Alternativ kannst du auch auf ein sogenanntes Kettenschloss zurückgreifen. Ein Kettenschloss kann zum Öffnen und Schließen zudem auch mehrfach verwendet werden.
Was ist ein Riemenantrieb?
Den Riemenantrieb am Fahrrad gibt es noch gar nicht so lange. Erst 2017 ist der Antrieb, den es schon länger im Automobilbereich gibt, massentauglich geworden. Statt der Ritzel bei der Kette wird bei dieser Antriebsart ein Riemen verbaut, welcher über zwei Riemenscheiben läuft. Der Riemen ist mit Carbon verstärkt, wird gespannt und somit exakt für das E-Bike eingestellt.
Montage und Reparatur von Riemen und Kette
Während die Fahrradkette ganz einfach geöffnet werden kann, ist dies beim Riemen nicht der Fall. Der Riemen ist nicht teilbar und muss somit über das Öffnen des Rahmens entfernt werden.
Hierbei ist also Konstruktionsgeist gefragt und es müssen spezielle Rahmen für den Riemenantrieb verwendet werden. Dabei ist der Rahmen meist ausgespart und mit einem Rahmenschloss am Hinterbau ausgestattet. Dies ist oft an der rechten Sitzstrebe zu finden.
Umbau von Kettenantrieb auf Riemenantrieb
Im Idealfall ist dein Rahmen schon riemenfähig. Wenn dies nicht der Fall ist, müsste der Rahmen geteilt werden. Bevor wir hier lange ausschweifen, machen wir es kurz: wir raten dir davon in jedem Fall ab. Egal, ob du eine Fachwerkstatt aufsuchst oder anfängst selbst zu basteln, die Sicherheit auf dem Rad kann sich dadurch reduzieren. Daneben verlierst du beim Teilen des Rahmens auch die Garantie und Gewährleistung.
Falls du also einen Riemen als Antrieb haben möchtest, ist es besser, einen neuen Rahmen oder ein neues Rad zu kaufen, welches schon von Haus aus riemenfähig ist.
Verschleiß und Haltbarkeit
Während eine Kette je nach Belastung und Qualität 1000 km – 3000 km hält, ist der Riemen deutlich haltbarer.
Ein Riemen am Fahrrad hält oft 2-3 Mal so lange wie eine Fahrradkette.
Außerdem müssen beim Riemenantrieb keine Kettenblätter oder Zahnkränze ausgetauscht werden, wie beim Kettenantrieb.
Während sich eine Kette mit der Zeit ausleiert, bleibt der Riemen von Anfang bis Ende der Lebensdauer fast gleich lang. Dies ist dem Carbon Anteil im Riemen geschuldet. Dafür ist der Riemen aber deutlich empfindlicher bei Druckstellen oder Stößen. Bei speziellen Gummimischungen kann es vorkommen, dass der Riemen nach einer gewissen Zeit nochmals nachgespannt werden muss.
Fahrradriemen sind übrigens nicht so gut verfügbar wie Fahrradketten. Während du eine Kette in jeder Werkstatt findest, solltest du bei längeren Touren mit dem E-Bike einen Ersatzriemen dabei haben.
Pflege und Wartung
Eine Fahrradkette muss regelmäßig gepflegt werden: Dreck entfernen, neues Öl auftragen und die Kettenlänge überprüfen gehören regelmäßig zur Wartung.
Besonders bei schlechtem Wetter oder im Winter muss die Kette im Idealfall nach jeder Fahrt gepflegt werden.
Der Riemen hingegen muss nur mit Wasser abgespült werden, selbst bei größeren Verschmutzungen. Außerdem benötigt der Riemen auch kein Öl. Hier muss nur hin und wieder die Spannung im Zuge eines Service kontrolliert werden.
Ein Riemen ist damit in Hinsicht auf das Material und den geringen Pflegeaufwand beispielsweise viel wintertauglicher als eine Kette.
Geräuschentwicklung
Während die Kette das typische Kettenrasseln mit sich bringt, ist der Riemen relativ geräuscharm. Macht der Riemen Geräusche, spricht das oft für eine nicht sorgfältige Montage. Nur bei exakter Flucht der Zahnräder ist er nahezu lautlos.
Schaltung
Eine Kettenschaltung mit Schaltwerk ist uns allen geläufig. Wie die Kettenschaltung genau funktioniert, erklärt dir der Ratgeber von Profirad. Die bekanntesten Hersteller für Kettenschaltungen sind Shimano und SRAM.
Da das beim Riemen nicht funktioniert, braucht dieser Antrieb eine andere Übersetzungsmöglichkeit wie beispielsweise eine Nabenschaltung oder eine Tretlagerschaltung. Die Nabenschaltung von Rohloff ist eine der bekanntesten und wird teilweise sogar auch bei Mountainbikes, wie zum Beispiel dem E-MTB von Nikolai, eingesetzt.
Effizienz
Die Effizienz eines Fahrradantriebes ist für viele E-Bike Liebhaber sehr wichtig. Wer eine gut geschmierte, neue Kette fährt, bekommt mehr Beinkraft aufs Hinterrad.
Eine Kette in Verbindung mit Kettenschaltung ist hier am effektivsten – allerdings nur, wenn diese gut gepflegt und in einem guten Zustand ist.
Ein Riemen in Kombination mit einer Nabenschaltung hat dagegen deutlich höhere, innere Reibungsverluste und damit eine schlechtere Kraftübertragung.
Im direkten Vergleich zwischen Kette und Riemen, ohne Beachtung der Schaltung, gibt es allerdings kaum Unterschiede bei der Effizienz.
Für Hobbyradler sind die Unterschiede im Vergleich der Antriebsarten jedenfalls meist kaum spürbar. Oft ist ein Reifen mit falschem Reifendruck wesentlich ineffizienter als die ungünstigste Variante aus Riemen und Nabenschaltung.
Kosten
Die Anschaffungskosten beim Riemenantrieb sind deutlich höher als die bei der Fahrradkette. Allerdings hast du durch den Riemen weniger Wartungs- und Verschleißkosten. Bei Vielfahrern werden sich die Kosten beim Riemen- oder Kettenantrieb in etwa die Waage halten.
Fazit – Welche Vor- und Nachteile haben Kette und Riemen bei E-Bikes?
Kette
- hoher Wartungs- und Pflegeaufwand
- viel Verschleiß
- geringe Anschaffungskosten
- Kettenrasseln hörbar
- unter Idealbedingungen sehr effektiv
- unabhängig vom Rahmen montierbar
- Kettenschaltung möglich
Riemen
- geringer Wartungs- und Pflegeaufwand
- wenig Verschleiß
- höhere Anschaffungskosten
- fast lautlos
- Reibungsverluste durch die Schaltung
- spezieller oder umgebauter Rahmen benötigt
- nur mit Nabenschaltung oder Tretlagerschaltung kombinierbar
Im den großen Onlineshops wie beispielsweise bei Fahrrad XXL kannst du auch die Antriebsart filtern und dir so E-Bikes mit Kettenantrieb und E-Bikes mit Riemenantrieb direkt anzeigen lassen.
Um wieviel ist denn ein Zahnriemen mit Nabenschaltung teurer im Vergleich z.B. zu einer typischen Shimano Deore Kettenschaltung ? Meine aktuelle Shimano-Kette „rasselt“ überhaupt nicht, ist praktisch nicht zu hören. Ich habe in meinem Leben (bei mehreren Fahrrädern) noch nie eine Kette getauscht, es sei denn ich habe den Zahnkranz sowieso getauscht. Eine Kette würde ich in ~15min. tauschen können. Gibt es Stabilitätsprobleme bei Riemen-Rahmen, die ja eine Öffnung haben müssen zum Riementausch ? Wieviel Prozent Leistungsverlust hat den ein Riemenatrieb tatsächlich im Vgl. zur Kette ? Ist das Übersetzungsverhältnis bei der Nabenschaltung vergleichbar mit z.B. einer 10-fach-Kassette von Shimano ? Wie haltbar sind diese Schaltungen überhaupt ?
Klasse Artikel, danke
hier ein TYPO:
gibt es noch gar so lange
Hi Darius,
super – danke dir! Ist geändert :)
Liebe Grüße, die Redaktion
Ich fahre seit 11 Jahren ein Corratec „B-Drive 8“ mit Shimano Nabenschaltung. Nach zehn Jahren Ganzjahresbetrieb und geschätzten 30.000 km Laufleistung mußte ich den Zahnriemen ersetzen, weil sich der originale von Bridgestone aufgelöst hatte (Zahnausfall). Jetzt habe ich einen kevlarverstärkten Industriezahnriemen verbaut, den ich als OEM-Teil für ca. 30 € bei zahnriemen24.de nachgekauft habe. Ich kann die Kombination Zahnriemen und Nabenschaltung nur empfehlen. Einzige Einschränkung: Im Winter beim Fahren in Tiefschnee lagert sich Eis auf den Zähnen ab und dann kann der Riemen durchrutschen. Abhilfe: abtauen – fertig! Riemen rulez!
eure kommentare für ketten und riemenräder finde ich sehr gut beschrieben, danke. so kann jeder selbst ein bild machen für was einem wichtig ist, noch mal danke.
Als Vielfahrer und Tourer kann ich den Riemenantrieb nur empfehlen. Mit meinem HNF-XD1 bin ich seit 03/2017mehr als 51.000 km gefahren und fahre weiter. Immer noch der erste Riemen und die ersten Ritzel. Da wären mir die Kosten von Kette, Kassette und Ritzel weitaus teurer geworden.
Grüße
Guten Tag Hugo,
ist es möglich, dass Sie mir grundsätzlich etwas über Ihre Erfahrungen mit HNF bzw. HNF E-Bikes schreiben?
Ich plane einen E-Bike Kauf und bin für Infos aus erster Hand sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Harz