Die Berliner Fahrradschau 2016 zeigte, wohin der Weg im Rad-Geschäft führt. Der Stand von Specialized allerdings stieß auf ein geteiltes Echo.
Specialized zeigte eine Sonderedition ihres eBikes Limited Edition Turbo S, das in den Farben des Playboy-Magazins erscheint. Dazu engagierte man zwei Frauen in Playboy-Hasen Kostümen, die zwei Tage lang relativ bewegungslos vor dem Rad herum standen. Der Symbolismus war eindeutig, Sinn und erfolg der Aktion blieben dagegen zweifelhaft. Das bunt gemischten Publikum der Messe ignorierte den Stand weitest gehend. Einige Besucherinnen und Besucher ärgerten sich vor Ort und in den Sozialen Medien und nannten die Aktion unpassend, und anachronistisch.
Nachdem besonders auf Twitter, aber auch in großen internationalen Bike-Medien die negativen Reaktionen überhand nahmen, hat sich der Marketingleiter des erfolgreichen Herstellers, Slate Olson, öffentlich entschuldigt.
„Wir entschuldigen uns für eine kürzlich durchgeführte Marketingaktion, an der wir mit dem Limited Edition Turbo bei der Berliner Fahrradschau teilgenommen haben. Specialized steht voll hinter Fahrerinnen und wir heißen die Objektivierung von Frauen in keiner Art und Weise, an keinem Ort gut.“
Zwiespältige Botschaft von Specialised
Der US-amerikanische Hersteller rühmt sich sonst seiner Unterstützung für Frauen in der Radsport Welt. Specialized hat im Gegensatz zu vielen anderen Anbietern am Markt ein umfangreiches Angebot an Rädern und Zubehör, welches speziell für Frauen entwickelt wurde. Auch auf der deutschen Website preist der Hersteller die zusammen mit dem Zentrum für Sportmedizin in Boulder, Colorado, durchgeführten anthropometrischen Tests, deren Erkenntnisse in die Entwicklung von Lenkern und Sätteln, Schuhe und Kleidung einflossen.
Um so verwunderlicher, dass hier auf das alte Muster von Frau-als-hübsches-Beiwerk zurück gegriffen wurde. Twitter-Kommentatorin Monica Zajowska, die mit ihrem eigenen Kleider-Label House of Astbury bei der Schau vertreten war, fügte an, dass solche Präsentationen dazu beitrügen, dass es Frauen immer noch schwer haben als Akteurinnen und Athletinnen im Bike-Bereich ernst genommen zu werden.
Slate Olson hatte zuvor noch versucht darauf hinzuweisen, dass die Marketingaktion von der deutschen Dependance von Specialized organisiert wurde und nicht mit der amerikanischen Leitung abgesprochen war. Scheint, als ob das hiesige Büro die Botschaft der eigenen Marke – und die globale Bedeutung der Sozialen Medien – noch nicht ganz erkannt hat.
Wären die Playboy-Bunnies vor einem normalen Fahrrad gestanden und nicht vor einem e-Bike. wäre die Empörung nur halb so groß ausgefallen.
Und es ist das Wort „Playboy“, dass bei denen negative Assoziationen hervorruft, die das Magazin anscheinend noch nie gelesen haben. Es gibt seit März keine Nackten mehr im Playboy. Zumindest in der amerikanischen Ausgabe.
Viel heiße Luft und ein künstlich aufgeblähter Skandal. Aber mal im Ernst: deutlich knapper bekleidete Grid-Girls in engen Hot-Pants gibt es bei jedem Motorrad-Rennen. Nackte Frauen auf Werbeplakaten für Fahrräder hatten im Jugendstil Hochkonjunktur. Jetzt ist das natürlich nicht „Pfui“ sondern „Kunst“. Und bei Tour-de-France Etappen gibt es immer ein Küsschen für den Sieger.
Die Girls bei Specialized waren vollständig bekleidet. Come on! Die Aufregung ist also geheuchelte Prüderie. Und verkennt das, was das Fahrrad für die Frauen in Wirklichkeit an Emanzipation geleistet hat:
Das Rad hat dazu beigetragen, dass Frauen Röcke und Korsetts ablegen konnten und selbst mobil und unabhängiger wurden. Es gab von Anfang der Entwicklung des „Velozipeds“ bereits Damenrennen. Das Rad hat von Anfang an für gleiche Rechte gesorgt.
Dagegen scheint der „Sexismus“ Vorwurf lächerlich.
Die Models standen vor einer Fotowand, die Bikes dahinter und ja, sie wirkten auf der Fahrradschau reichlich deplatziert, egal wo sie gestanden hätten. Einzig der ebenfalls ausgestellte Ferrari an einem anderen Stand wirkte noch deplatzierter.
Bad news is good news – nichts neues in der Biker Szene.