Das HNF Nicolai XD3 Speed ist ein hochwertiges S-Pedelec aus Deutschland. Wir haben das Modell auf der Straße getestet.
Unser Test des HNF XD3 Speed im Video:
Ein S-Pedelec bringt kleinen Extraaufwand mit sich
Es ist das erste Mal, dass wir für einen E-Bike-Test den Versicherungsmakler unseres Vertrauens aufsuchen müssen. Denn das XD3 Speed ist kein gewöhnliches E-Bike. Mit einer Motorunterstützung von 45 km/h zählt das E-Bike verkehrsrechtlich gesehen zu den „Leichtkrafträdern“ der Kategorie Klasse L1e‑B. Allgemein werden diese E-Bikes aufgrund ihrer Extraportion Speed als S-Pedelec bezeichnet.
Viele FahrerInnen schrecken die Verpflichtungen ab, die mit dem Kauf eines S-Pedelecs einhergehen: Führerscheinpflicht sowie Anmelde-, Versicherungs- und Nummernschildpflicht gehören dazu. Außerdem darf das S-Pedelec nur mit geeignetem Helm gefahren werden und muss mit extra Ausstattung wie einem Seitenspiegel oder speziellen Reifen gefahren werden.
Was sich zunächst kompliziert anhört, ist in der Realität ein Kinderspiel. Nach dreißig Minuten hatten wir alle Dokumente beisammen und ein entsprechendes Nummernschild am Rad. Manchmal ist die Bürokratie halt doch nicht so langsam, wie man meint. Die Fahrerlaubnis für das S-Pedelec ist ohnehin im normalen Auto- oder Motorradführerschein enthalten.
Das XD3 strahlt mehr als nur Alltag aus
Nach der Anmeldung nehmen wir das straßenfertige E-Bike erst einmal etwas genauer unter die Lupe. Auf ihrer Website bezeichnet HNF das Design des XD3 als „Understatement“ mit minimalistischem Design. Das können wir so nicht stehen lassen, denn das XD3 strahlt schon aus, dass es eben etwas mehr kann – ganz egal ob als herkömmliches E-Bike oder als S-Pedelec.
Mit seinem Doppel-Akku und dem brachialen Rahmen wirkt das XD3 tatsächlich wie ein waschechtes SUV-E-Bike. Seinen Beinamen „All Terrain“ verdient sich das E-Bike mit seiner stabilen und kantigen Bauweise, die von der der Formsprache alles andere als minimalistisch wirkt. Und wer einen genaueren Blick auf die Ausstattung wirft, kommt ohnehin aus dem Staunen kaum raus. Mit diesem E-Bike fühlt man sich auf der Straße – oder im Gelände – gleich ein gutes Stück breiter. Alltagsabenteuer pur.
Das Design des HNF XD3 ist über jeden Zweifel erhaben
Doch wir wollen uns natürlich von der Optik nicht hinter das Licht führen lassen und treten los. Die Überraschung bleibt jedoch aus. Das XD3 fährt sich genauso, wie es das Design verspricht. Kleine Schlaglöcher, Bordsteinkanten, Äste und Geröll auf der Fahrbahn – war da was? Das XD3 überrollt kleine Hindernisse und erinnert uns dabei ein wenig an das Abenteuer-E-Bike XF3-Adventure – obwohl es nicht vollgefedert ist.
In den Kurven fühlt man sich auf dem All Terrain Speed-Pedelec wie auf einem Motorrad: Nichts wackelt, alles läuft rund. Generell ist das E-Bike sehr gut verarbeitet. Beim Fahren verspürt man ein kleines bisschen das Gefühl, unbesiegbar zu sein.
45 km/h sind nicht immer leicht zu schaffen
Doch manchmal vergeht dieses Gefühl. Denn obwohl sich das XD3 für seinen kolossalen Auftritt sehr leichtfüßig bewegen lässt, sind die 45 km/h manchmal erst spät erreicht. Je nach Bedingungen ist bei 35 km/h Schluss – und das liegt nicht nur an unseren Waden.
Einerseits scheint das Antriebssystem von Bosch trotz seines Drehmoments von 85 Newtonmetern nicht immer die volle Leistung bereitstellen zu wollen. Gerade bei Gegenwind oder leichten Steigungen hätten wir etwas mehr von der Performance Line Speed erwartet. Dennoch ziehen wir mit leichtem Grinsen im Gesicht an den Rad- und E-Bike-FahrerInnen vorbei.
Doch auf der Landstraße muss man schon deutlich selbst was tun um auf die Endgeschwindigkeit zu kommen. Außerdem benötigt das XD3 Speed dafür etwas Strecke. Bei Rückenwind jedoch strahlt die 45 über das eindrucksvoll hochauflösende Kiox-Display ohne, dass wir unsere Oberschenkel allzu stark beanspruchen müssten. Überholt wird man mit dem S-Pedelec vom herkömmlichen Verkehr leider trotzdem. Dennoch hat man das Gefühl, mehr als gut von der Stelle zu kommen.
Das HNF XD3 will oft geschaltet werden
Doch noch etwas fällt uns bei unseren Speed-Tests auf der Landstraße auf: Es muss kräftig geschaltet werden. Das HNF XD3 gibt es in verschiedenen Schaltungsvarianten. Unsere S-Pedelec Version hat die Rohloff Speedhub 500 E14 verpasst bekommen – eine Nabenschaltung der Extraklasse. Per Knopfdruck schaltet dich die Rohloff ein bis drei Gänge hoch oder runter, im Stand schaltet sie dich automatisch in einen leichten Gang den du selbst programmieren kannst, sodass du schnell loskommst.
Das System ist allerdings auch nichts für Schaltfaule. Denn wer im niedrigen Gang startet, muss bis zu den 45 km/h einiges durchschalten. Aufgrund der verlässlichen und spontanen Reaktion der Rohloff kein Problem, aber dennoch haben wir den Finger bei jeder Anfahrt auf dem Schaltknopf. Klick, Klick, Klick, Klick, Klick. Bis die mögliche Höchstgeschwindigkeit erreicht ist. Auch wenn es der Motorleistung nicht entgegen kommt: Am E-Bike sind weniger Gänge manchmal mehr. Besonders, wenn man schnell hohe Geschwindigkeiten erreichen will. Ansonsten kann man an dem System jedoch nichts beanstanden. Der Schaltvorgang läuft schnell und definiert ab. Da sich die Schaltung in der Radnabe befindet, ist dass System auch verschleiß- und wartungsarm.
Die Ausstattung sucht ihresgleichen
Trotz der kleinen Abstriche macht die Fahrt auf dem S-Pedelec einfach nur Spaß. Ganz egal, ob wir über Landstraßen oder Feld- und Schotterwege fahren: Dieses E-Bike fährt sich wie ein Flinker Traktor auf zwei Rädern. Ein Kraftfahrzeug für alle, die sich dennoch etwas körperlich betätigen wollen.
Alle Komponenten liefern erstklassige Leistung. Die Magura Bremse MT5 gibt das Gefühl der Sicherheit wie bei einem Motocross-Motorrad, der Riemen läuft sauber und hält die Wartungsarbeiten gering und die kleinen Extras der Ausstattung vereinen Funktionalität mit Design. Der unter dem Griff positionierte Seitenspiegel sieht stylisch aus und erlaubt den Blick nach hinten. Völlig nahtlos fügt sich ebenfalls die integrierte Halterung für das Abus-Faltschloss am hinteren Schutzblech ein und ist im Alltag eine große Hilfe. Die Lichtanlage von Supernova ist ebenfalls ein High-End-Produkt mit edlem Design und hoher Leuchtkraft. Hier stimmt alles.
Ein E-Bike, das rundum überzeugt
Insgesamt sind wir, wie erwartet, von den Fahreigenschaften und der Ausstattung des HNF XD3 All-Terrain überzeugt. Das E-Bike bestätigt auf unserer Testfahrt den Eindruck eines SUV-E-Bikes, mit dem man nicht nur pendeln, sondern auch den Feldweg planieren kann.
Das hat uns am HNF XD3 Speed im Test überzeugt
- Verarbeitung des E-Bikes insgesamt hervorragend
- Hochwertige Komponenten überzeugen allesamt
- Fahrwerk gibt Sicherheit in jeder Situation
- Erstklassiges Bremssystem
- Gewaltige Reichweite durch Dual Battery-System
Das könnte am HNF XD3 Speed besser sein
- Mehr Unterstützung vom Antrieb unter Last oberhalb der 30 km/h
- Um auf Geschwindigkeit zu kommen, muss viel geschaltet werden
Das HNF Nicolai XD3 gibt es in verschiedenen Ausführungen
Das HNF XD3 All Terrain gibt es in verschiedenen Versionen. Als herkömmliches Pedelec mit einer Unterstützung bis zu 25 km/h gibt es das Bike bereits ab 4.695 Euro zu kaufen. Wer ein anderes Bremssystem oder eine andere Schaltung als den Standard wünscht, muss etwas draufzahlen. Aber schon in der Grundausstattung wirkt das Datenblatt mehr als zufriedenstellend.
Auch für das S-Pedelec, welches wir testen durften, liegt der Preis nicht wesentlich höher als für die Standard-Version des XD3. HNF Nicolai vermarktet seine E-Bikes allerdings nicht über einen eigenen Webshop, sondern über ein Netzwerk aus Partnerhändlern, die selbst über den Preis der E-Bikes bestimmen. Dort kannst du dich vor Ort selbst von der Qualität der HNF Nicolai E-Bikes überzeugen.
In der Bildunterschrift steht, dass es sich um ein Kiox Display handelt. Ich sehe da aber das Nyon 2.
Liebe Grüße
Oliver
Hi Oliver,
da hast du natürlich völlig recht, da ist wohl was durcheinander geraten. Ist geändert, danke für den Hinweis!
Liebe Grüße, die Redaktion
Die Komponenten des HNF Nicolai XD3 sind sicher gut, werden aber von Riese & Müller schon seit vielen Jahren noch übertroffen. Ich fahre ein Superdelite GX GT Rohloff HS, ebenfalls mit Supernova M99, Magura MT5, ABUS Bordo Alarm, Bosch Performance Line Speed Gen. 4 und Doppelakku – aber jeweils elegant im Rahmen integriert. Und es ist vollgefedert. An diese Maschine kann keine andere 45er heranreichen. Und in jeder Modellpalette hat man riesige Auswahlmöglichkeiten der Einzelkomponenten, wie ich sie noch bei keinem anderen Hersteller gesehen habe.
Mich wundert ohnehin, dass Sie nie über R&M-Räder berichten. Auch dieser Hersteller hat neue Modelle auf den Markt gebracht, die alle aus hochwertigen Komponenten bestehen.