Die Marke Touroll gibt es noch nicht sehr lange auf dem europäischen Markt, startet mit preiswerten E-Bikes aber bereits kräftig durch. In diesem Test nehmen wir uns den Tiefeinsteiger J1 ST genauer vor und klären, für wen das Pedelec geeignet ist.
Touroll J1 ST: Grundinfos und Verfügbarkeit
Touroll ist ein klassischer Hersteller aus China, der seine E-Bikes auch in der EU direkt vermarktet. Unser Testmodell kam von Geekbuying, wo der Preis für das E-Bike auch derzeit am niedrigsten ist. Nur 749 Euro kostet der Tiefeinsteiger und wird zudem kostenlos geliefert.
Das Touroll J1 ST ist auf 25 km/h beschränkt und kommt mit CE Konformitätserklärung und Kennzeichnung nach EN15194, was auch auf einem Sticker am Rahmen so vermerkt ist. Einem Einsatz im Straßenverkehr sollte damit nichts im Wege stehen. Im Karton liegt allerdings ein optionaler Gashebel bei. Dieser darf dann auf keinen Fall verwendet werden.
Ausstattung, Lieferung & Qualität
Das Pedelec wird in einem einigermaßen kompakten Versandkarton geliefert und durch den normalen Paketdienst zugestellt. Nach dem Auspacken muss lediglich das Vorderrad inklusive Schutzblech, die Frontleuchte, Pedale und Lenker montiert werden. Das geht schnell und ist gut vorbereitet. Nach ungefähr 45 Minuten ist das E-Bike einsatzbereit.
Nach der Montage vermittelt das Touroll J1 ST einen durchaus wertigen Eindruck. Anbauteile wirken durchdacht, die Qualität des Rahmens und der Lackierung ist gut. Auch der Akku ist sauber integriert. Das Elektrofahrrad hinterlässt also einen positiven Gesamteindruck. Der große Touroll-Schriftzug ist zwar markant, passt aber zum Design und stört mich persönlich nicht.
Das E-Bike mit tiefem Einstieg ist mit mechanischen Scheibenbremsen, einer Federgabel und einem 250 W Heckantrieb mit 7-Gang-Schaltung ausgestattet. Die Schaltung kommt aus der Shimano-Tourney-Reihe, der Rest von unbekannten Herstellern.
Zur Straßenausstattung zählen stabile Schutzbleche aus Blech mit Edelstahlstrebe, ein Gepäckträger, eine Beleuchtungsanlage und 27,5-Zoll-Reifen von Kenda. Der verbaute Heckantrieb liefert 45 Nm Drehmoment und der Akku ist mit einer Kapazität von 560 Wh in dieser Preisklasse eher üppig ausgestattet.
Touroll J1 ST: Wie schlägt es sich in der Praxis?
Ein E-Bike für 749 Euro lässt immer noch aufhorchen, obwohl auch schon Tests von ähnlichen E-Bikes gezeigt haben, dass günstig nicht gleich schlecht sein muss. Auch der Test vom Touroll U1 konnte uns hinsichtlich des Preis-Leistungs-Verhältnisses schon überzeugen.
Rahmengröße
Das Touroll J1 ST bietet für einen Tiefeinsteiger genügend Platz auch für größere Personen. Mit meiner Körpergröße von 1,80 m komme ich auf dem J1 ST sehr gut klar und erreiche sogar noch eine vernünftige Beinstreckung. Zum Lenker fühlt sich der Abstand ebenfalls gut an. Was mir hierbei gut gefällt, ist der verstellbare Vorbau, womit die Sitzposition je nach Präferenz noch angepasst werden kann. So ist eine leicht sportliche Sitzposition genauso möglich, wie eine sehr bequeme. Größer als 1,85 m sollte man für dieses Pedelec dennoch nicht sein, da es dafür nicht unbedingt ausgelegt ist.
Der Rahmen an sich ist ziemlich stabil und liegt gut auf der Straße, ist aber genau wie deutlich teurere Modelle nicht ganz vor dem typischen Tiefeinsteiger-Wobble-Effekt gefeit. Konstruktionsbedingt ist ein E-Bike mit Querstrebe von Sattelrohr zum Lenker einfach stabiler, was das J1 ST aber nicht abwerten soll.
Steuerung und Antrieb
Angesteuert wird der Motor durch 5 Unterstützungsstufen und einen einfachen Tretsensor. Die Unterstützungsstufen unterscheiden sich nicht in der Intensität, sondern durch die unterstützte Endgeschwindigkeit. Die Abgrenzung ist wie folgt:
Die Ansteuerung unterscheidet sich also zu teureren Modellen mit Drehmomentsensor wie beispielsweise dem Fiido C11 Pro (Test) oder dem sehr beliebten Tenways CGO800S (Test). Alle Unterschiede der Technik haben wir in einem Ratgeber erklärt. Am natürlichsten funktioniert die Unterstützung in der Regel bei Modellen mit Mittelmotoren wie dem Eleglide C1 (Test) oder dem Himiway A7 Pro (Test).
Je nach Einsatzzweck und geplantem Investment ist die Technik im Touroll J1 ST aber ausreichend, da sie hier gut umgesetzt ist. Die Antriebskraft des Motors fügt sich nämlich verhältnismäßig gut in das Fahrverhalten ein. Der Antrieb reagiert nicht ruckartig, sondern sehr harmonisch und unauffällig, was positiv ist.
In verschiedenen Fahrsituationen stellt der Heckantrieb genügend Kraft bereit – auch an moderaten Steigungen. Die Unterstützung fühlt sich dabei kräftig, aber nicht aufdringlich an und macht sich durch einen leisen elektrischen Ton bemerkbar. Das hört sich in etwa an, wie das Starten einer S-Bahn. Aufgrund der guten Unterstützung kann ich mir das Touroll J1 ST auch gut als Transporter mit Kindersitz auf dem Gepäckträger oder mit Anhänger vorstellen.
Display und Anbauteile
Der Wechsel zwischen den Unterstützungsstufen erfolgt über ein kleines Display mit drei Tasten, das in jeder Lage gut ablesbar ist. Neben der Geschwindigkeit und gewählter Unterstützung zeigt das Display auch Werte für die Akkukapazität in Prozent und Grundinformationen wie Tageskilometer, Durchschnittsgeschwindigkeit etc. an.
Schaltung sowie Bremsen machen ihren Job unauffällig. Während der Fahrt lassen sich die Gänge schnell wechseln und nach einiger Einfahrzeit packen auch die Bremsen ausreichend zu. Die Gangauswahl über den Daumenhebel finde ich persönlich nicht ganz so gut, da er für mich etwas umständlich zu bedienen ist und ich lieber einen richtigen Shifter bevorzugen würde. Meine Aversion bei diesem Thema habe ich aber auch schon in einigen anderen Tests zum Ausdruck gebracht, hat also nichts mit dem Touroll J1 ST direkt zu tun.
Sattel sowie Griffe empfinde ich als eine bequeme und gute Wahl. Qualitativ darf man hier preisbedingt allerdings nicht allzu viel erwarten. Alles in allem ist das Touroll J1 ST aber solide ausgestattet und sowohl für den Alltagseinsatz im städtischen Umfeld, als auch für kleinere Ausflüge gut gewappnet.
Vor allem der stabile Gepäckträger mit 25 kg Zuladung fällt hier positiv auf. Auch die Beleuchtungsanlage hinterlässt einen guten Eindruck und sorgt für Sicherheit. Das Rücklicht ist zudem mit einer Bremswarnleuchte ausgerüstet.
Für Komfort und Sicherheit sorgt eine Federgabel mit Lockout-Funktion und 53 mm breite Reifen. Die Federgabel zeigt sich in diesem Preisbereich mit ordentlicher Leistung. Kleine Stöße und Hindernisse werden zuverlässig ausgeglichen und die dickeren Reifen bringen zusätzlichen Komfort ans Rad. Denn die kann man gut auch mit etwas weniger Luftdruck fahren, was eine zusätzliche Dämpfung und mehr Grip zur Folge hat.
Touroll wirbt beim J1 ST mit bis zu 100 km Reichweite. Das hängt selbstverständlich stark vom jeweiligen Fahrer und der Nutzung ab. Grundsätzlich haben unsere Tests jedoch gezeigt, dass eine Reichweite von bis zu 70 km durchaus realistisch ist.
Fazit zum Test
Das Touroll J1 ST in ein gelungenes E-Bike zum Spitzenpreis. Die hohe Reichweite, das gute Fahrverhalten und das Gesamtpaket überzeugen. Mit dem tiefen Einstieg und der guten Ausstattung ist das J1 ST flexibel einsetzbar und bietet eine preiswerte Möglichkeit, schnell von A nach B zu kommen. Wer lieber abseits der Straßen auf unebenem Terrain unterwegs sein will, kann sich das Touroll U1 ansehen, das in der gleichen Preisklasse spielt. Das Touroll J1 ST kannst du für nur 749 Euro im Shop von Geekbuying bestellen.