Was ist los bei VanMoof? Über lange Zeit war VanMoof durchaus eine Erfolgsgeschichte und konnte unter anderem etliche Millionen von Investoren einsammeln. In letzter Zeit stürzte der bekannte E-Bike-Hersteller allerdings zunehmend in die Krise. Die gipfelt jüngst im einem Verkaufsstopp der aktuellen Modelle und Zahlungsaufschüben. Jetzt erklärte das zuständige Gericht jedoch das Unternehmen für zahlungsunfähig. Wir erklären, was passiert ist.
Beliebter Hersteller verkauft keine E-Bikes mehr
Auf der eigenen Webseite vermeldet VanMoof noch vor kurzem: „Wir haben den Verkauf vorübergehend pausiert, um die Produktion und Auslieferung bestehender Aufträge nachzuholen.“ Man habe ein paar technische Probleme und wolle zudem bereits getätigte Bestellungen, bei denen es zu Verzögerungen gekommen ist, abarbeiten.
Der Kauf eines der verschiedenen E-Bikes des Herstellers ist aktuell also nicht möglich. Der Rückstau an Bestellungen ist nach eigenen Angaben zu groß. Auch in den sozialen Medien häuften sich die Berichte von verärgerten Kunden, die bereits lange auf ihr neues VanMoof E-Bike warten bzw. Probleme bei der Abwicklung von Service-Aufträgen haben.
Tiefgreifendes Problem bei VanMoof nicht ausgeschlossen
Aber handelt es sich wirklich nur um ein vorübergehendes Problem? Es gibt jedenfalls viel Raum für Spekulationen und immer wieder Berichte um finanzielle Probleme beim namhaften Hersteller. Erst in diesem Jahr hatte der Hersteller mit S4 und X4 sowie S5 und A5 Dark Gray eine Reihe von neuen Modellen vorgestellt. Allerdings gab es auch negative Schlagzeilen über eine Fast-Insolvenz rund um den Jahreswechsel sowie eine massive Preiserhöhung. Auf Reddit häufen sich zudem Berichte über weiterhin bestehende finanzielle Probleme.
Insgesamt scheint es also nicht sonderlich rosig bei VanMoof auszusehen. Dass das Unternehmen derzeit große Probleme hat, steht wohl außer Frage. Ob diese wirklich nur auf Verzögerungen bei Fertigung und Auslieferung basieren oder tiefergehend sind, hat sich in den letzten Tagen nicht endgültig klären lassen. Bei Reddit las man noch vor wenigen Tagen von einem angeblich internen Memo, dass der Hersteller nicht insolvent sei. „Es sind einfach zu viele Bikes auf der Straße, damit VanMoof insolvent sein könnte“, schreibt der User. „Wir werden den Verkauf wieder aktivieren, sobald die Kapazität wieder mit der Nachfrage in Einklang ist,“ heißt es bei VanMoof. Doch wie sich nun herausstellt, scheint das nicht zu funktionieren. Wie verschiedene Medien berichten, unter anderem orf und das manager-magazin, ist VanMoof offiziell zahlungsunfähig.
VanMoof endgültig am Ende
Was sich lange angedeutet hatte, ist jetzt offiziell bestätigt. VanMoof steckt in großen Problemen. Das Unternehmen hat letzte Woche einen Zahlungsaufschub beantragt und erhalten. Dies hat das Amsterdamer Gericht gegenüber RTL Nieuws in den Niederlanden bestätigt. Es wurden laut Gericht zwei Verwalter beauftragt, um die Zukunft des Herstellers zu klären.
Ein Antrag auf Zahlungsaufschub ist in vielen Fällen der Auftakt zur Insolvenz. Damit soll Zeit gewonnen werden, um Lösungen für die finanziellen Probleme zu finden. Aktuell kann VanMoof seinen Verpflichtungen nicht nachkommen und Gläubiger bedienen. Zudem werden nach Unternehmensangaben die Brand Stores in vielen Städte geschlossen, um die eigenen Mitarbeiter zu schützen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Fortführung unserer Dienstleistungen und werden alle Kunden schnellstmöglich individuell bezüglich anstehender Lieferungen oder Reparaturen kontaktieren“, teilte das Unternehmen mit.
Dieser Zahlungsaufschub wurde jedoch vom Gericht am Montag wieder zurückgezogen. Das einstige Startup mit großer Wachstumskurve muss nun Insolvenz beantragen. Dies betrifft allerdings vorerst nur die niederländischen Gesellschaften von VanMoof. Dort sind bereits auch die Filialen geschlossen. Das Auslandsgeschäft scheint bisher noch nicht betroffen zu sein.
Insolvenz ist nicht mehr abzuwenden
Die Probleme kommen nicht von ungefähr und haben sich abgezeichnet. Bereits in seinem vorläufigen Geschäftsbericht 2021 hatte das Unternehmen gewarnt, dass das eigene Überleben ungewiss sei. Damals hing die Zukunft von der Bereitschaft von Investoren ab, nachdem VanMoof 2020 47 Millionen und 2021 87 Millionen Euro Verlust gemacht hatte.
Nun scheinen die Schulden zu groß geworden sein. Ob es möglicherweise frisches Kapital für VanMoof durch neue oder vorhandene Investoren gibt, die Marke verkauft wird oder sich das Ende des niederländischen E-Bike-Herstellers abzeichnet, bleibt bislang abzuwarten. Nach eigenen Angaben wird nach einer Lösung gesucht, das Unternehmen durch die Beurteilung der Treuhänder eventuell mit einem Neustart zu retten.