Die Berg-und-Tal-Fahrt von VanMoof geht wieder bergauf: Nach der angekündigten Insolvenz des niederländischen E-Bike-Herstellers und der anschließenden Ankündigung, dass die McLaren-Tochter Lavoie die Geschäfte übernehmen würde, sollen bald schon wieder die ersten E-Bikes aus den Produktionshallen rollen.
Lavoie stellt erste Strategie für VanMoof E-Bikes vor
Kann der Traum der Carlier-Brüder, welcher VanMoof zu einer der bekanntesten E-Bike-Marken der Welt machte, weiterleben? Oder geht nach der Insolvenz der Niederländer auch ein Teil des innovativen und wegweisenden Spirits der Marke verloren?
Laut einer Mitteilung, die dem Branchenmagazin bike-eu.com vorliegt, wollen die Köpfe hinter Lavoie nicht von den ursprünglichen Zielen und dem Charakter der bisherigen E-Bikes abweichen. „Wir haben VanMoof übernommen, weil wir fest an die Produkte und die Marke glauben“, erklären Elliott Wertheimer und Albert Nassar, die Co-CEOs von Lavoie. Von Anfang an seien sie davon überzeugt gewesen, für was die Marke VanMoof seit jeher steht: Innovation und das Potenzial, die Mobilitätsbranche zu revolutionieren.
Doch was wird sich dann ändern müssen, um VanMoof wiederzubeleben? Zunächst einmal wird das Unternehmen von innen heraus ordentlich umgekrempelt. „Wir haben Teams neu zusammengestellt, Kontakt zu Stakeholdern auf der ganzen Welt aufgenommen und Pläne für den Aufbau eines nachhaltigen, aber vor allem auch lebensfähigen Betriebs für die Zukunft aufgestellt. Es gibt viel Arbeit in kurzer Zeit zu erledigen, aber wir wollen es richtig und nicht schnell erledigen“, heißt es in der Erklärung.
Garantieansprüche werden nicht zwangsläufig übernommen
Vielleicht ist das ja der entscheidende Unterschied zwischen der alten und neuen Leitung des Unternehmens. Eines der wichtigsten Ziele sei es aktuell, die Fahrer und Fahrerinnen auf der Straße zu halten. Ein großer Knackpunkt bei VanMoof war bisher das Retouren- und Service-Management. Da VanMoof mit einem geschlossenen System arbeitete, waren Reparaturen nur beim Hersteller möglich. Doch die Arbeit mit Reparaturen und Rückläufern wuchs dem Hersteller über den Kopf. Dies war einer der Hauptgründe für die Insolvenz.
Das soll nicht noch einmal passieren: Lavoie will nicht nur schnell Ersatzteile produzieren und verbessern, sondern auch in Kontakt mit Drittanbietern gehen, um vor allem Besitzern älterer VanMoof-Modelle die Weiterfahrt zu erleichtern. Allerdings übernimmt der neue Eigentümer nicht die ehemaligen Garantieansprüche von VanMoof. Auch, wer sein E-Bike kurz vor der Insolvenz bezahlt, aber nicht geliefert bekommen hat, könnte weiterhin leer ausgehen.
Allerdings möchte Lavoie die Produktion der VanMoof E-Bikes zeitnah wieder aufnehmen. Zudem wird an einer Weiterentwicklung der Modelle gearbeitet. Ob das angekündigte S-Pedelec „VanMoof V“ mit zwei Motoren irgendwann tatsächlich auf die Straße kommt? Bis dahin wird es wohl noch ein langer Weg sein. Doch der Traum der Carlier-Brüder lebt zunächst einmal weiter – für die Kunden hoffentlich bald nicht mehr als Albtraum.