So ruhig kann Kontroverse sein: Ein Auto, ein paar Spiegelungen, untermalt mit melancholischer Musik – mehr braucht es nicht, um Ängste zu schüren. Das jedenfalls sei die Gefahr, die laut der französischen Behörde zur Werberegulierung (ARPP) von dem neuen Video von VanMoof ausgehe.
Inszenierung bis ins kleinste Detail
VanMoof weiß sich in Szene zu setzen. Wohl kaum ein anderer E-Bike Hersteller investiert so viel Energie in Marketing und Selbstdarstellung. Erst vor Kurzem haben wir euch die neue Serie der E-Bikes VanMoof X3 und S3 vorgestellt. Auch hier war der Start der hippen Urban-Bikes gekonnt mit einem großen Online-Presse-Event inszeniert. VanMoof gilt mittlerweile als das iPhone unter den E-Bikes.
Fast zurückhaltend wirkt da das neue Video des niederländischen Herstellers. Für eine Fahrradwerbung ist das Video zwar überdurchschnittlich aufwendig produziert, doch die Zuschauer werden nicht mit Fahrraddetails, smarter Technologie oder Daten und Begriffen überhäuft. Tatsächlich sieht man das VanMoof S3 nur wenige Sekunden.
Stattdessen baut die Werbung gekonnt auf Emotionen. Deshalb stößt das Video insgesamt auf Begeisterung, auf Youtube hat es bereits weit über eine Millionen Views. Darunter durchweg positives Feedback: Viele Kommentare offenbaren, dass dies die erste Werbung seit langem sei, welche sie bewusst angesehen haben. VanMoof hat scheinbar einen Nerv getroffen.
Der E-Bike Werbeclip schüre Ängste
Doch nicht nur die E-Bike Fans schenken dem Clip erhöhte Aufmerksamkeit. Die Autorité de Régulation Professionnelle de la Publicité (ARPP) ist die selbstregulierende Organisation für die französische Werbeindustrie. Um die Interessen von Produzenten und Käufern zusammenzuführen, müssen alle TV-Werbespots erst durch die ARPP abgenickt werden. Der Clip von VanMoof hat es nicht geschafft.
„Es ist unverständlich, dass es Automobilunternehmen erlaubt ist ihre Umweltprobleme zu beschönigen, aber wenn dieser Diskurs adressiert wird, wird die Verbreitung zensiert?“ – Ties Carler, Mitbegründer VanMoof
Grund dafür sind die Spiegelungen auf dem Sportwagen des Werbevideos: Rauchende Schornsteine, ein Verkehrsunfall, Megastaus und mehr. Das war der ARPP dann doch etwas zu kritisch. Der Grund der Ablehnung sei demnach die Diskreditierung des Automobilsektors und der Schaffung eines Klimas der Angst. Die Ironie daran: Die ARPP inszeniert sich selbst als nachhaltig orientierte Organisation. In ihren Leitlinien finden sich etliche Bestimmungen zum Thema Werbung und Nachhaltigkeit.
E-Bikes als Revolution
Ob die E-Bike Werbung nun im Fernsehen ausgestrahlt wird oder nicht: VanMoof zeigt, dass die Umstrukturierung des Mobilitätssektors die Menschen beschäftigt. In diesem Jahr schießen Verkaufszahlen in die Höhe, bei vielen E-Bike-Händlern gibt es lange Lieferzeiten und Wartelisten.
Die Mobilitätswende scheint in vollem Gange – der Traum vom flotten Sportwagen schmilzt dahin. Vielleicht gewinnt der E-Bike Sektor gerade durch solche Kontroversen auch erhöhte Aufmerksamkeit. Denn selbst wenn er nicht im französischen Fernsehen läuft: Im Internet gibt es den Clip von VanMoof frei verfügbar für alle.
Mehrwertsteuersenkung gilt leider nicht für Vanmoof E-Bikes.
Lapidare Begründung: „Wir wollen allen Kunden die gleiche Möglichkeit geben unser unglaublich tolles E-Bike zu fahren, daher ist der Preis standardisiert in ganz Europa, ganz gleich welcher Steuersatz in dem jeweiligen Land berechnet wird. Das bedeutet, dass der Preis für das VanMoof S3/X3 für jede Person, die bei uns kauft der gleiche bleibt, unabhängig von Steuerveränderungen.“